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Branchenausblick 2016 - Die Branchenverbände BDH, BSW-Solar, BWP und FGK stellen ihre Prognosen für 2016 vor

Das Jahr 2015 hatte für die Haustechnik- und Gebäudebranche viel Licht, aber auch noch mehr Schatten. Insbesondere der Bereich der Erneuerbaren Energien hinkt in einigen Segmenten den Ewartungen um einiges hinterher. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Doch mehr noch als die Vergangenheitsbewältigung ist der Blick in die Zukunft von Interesse. Was erwartet uns im nächsten Jahr? Die vier führenden Branchenverbände BDH, BSW-Solar, BWP und FGK – zugleich auch Redaktionsbeiräte der IKZ-ENERGY – wagen eine Prognose für das Jahr 2016.

 

Andreas Lücke (BDH): Verhalten optimistisch ins neue Jahr

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) geht für 2016 von einer stabilen Entwicklung im Wärmemarkt aus. Im Wesentlichen werden sich die Trends aus 2015 fortsetzen. Volumenprodukte werden weiterhin gasbasierte Systeme bleiben. Die zuletzt wieder positive Entwicklung ölbasierter Systeme wird sich voraussichtlich aufgrund der weiterhin niedrigen Ölpreise fortsetzen. Für eine stabile Entwicklung spricht zudem das nach wie vor niedrige Zinsniveau.   

EE nicht zufriedenstellend
Die Entwicklung der Technologien auf Basis Erneuerbarer Energien verlief in 2015 alles andere als zufriedenstellend. BiomassekesseI, Wärmepumpen und solarthermische Anlagen schlossen durchweg mit teilweise stark rückläufigen Marktanteilen ab. Hier rechnen wir mit einer leichten Markterholung insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Ausschlaggebend hierfür sind das aufgestockte Marktanreizprogramm (MAP) und die KfW-Förderung. Die Antragszahlen etwa für solarthermische Anlagen steigen bereits jetzt, es wird jedoch noch dauern, bis sich dies im Markt bemerkbar macht.  

Positive Impulse durch Labeling
      
Langfristig positive Impulse erhoffen wir uns auch durch das von BDH und ZVSHK initiierte Labeling der Bestandsanlagen. In 2016 sind Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater zunächst berechtigt, freiwillig zu labeln. Ab 2017 wird dies dann verpflichtend. Wir sehen das Bestandslabel als ein sehr gutes Instrument, um den Endverbraucher für den energetischen Zustand seiner Heizungsanlage zu sensibilisieren.       

EnEV ohne großen Einfluss

Die ab 2016 geltenden verschärften primärenergetischen Anforderungen durch die Novelle der Energieeinsparverordnung (EnEV) hingegen werden das Marktgeschehen nicht signifikant beeinflussen, da dies den Neubau betrifft. Auch die in der EnEV enthaltene Austauschpflicht für Heizkessel älter als 30 Jahre wird den Markt nicht spürbar verändern. Entweder stehen diese Geräte ohnehin zur Modernisierung an oder aber es greifen Ausnahmenregelungen.
Insgesamt blickt unsere Industrie jedoch verhalten optimistisch ins neue Jahr. 



 
Carsten König (BSW-Solar): Kurzfristig keine grundlegende Verbesserung

Der Boom der Solarenergie hält an, Jahr für Jahr bricht die weltweite Nachfrage neue Rekorde. Im Jahr 2016 werden voraussichtlich Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 60 Gigawatt neu installiert werden, doppelt so viel wie vier Jahre zuvor. Immer mehr Regierungen verfolgen eine klimafreundliche Politik und setzen auf Solarstrom, immer mehr Unternehmen erkennen die Vorzüge grüner Investments und kostengünstiger Selbstversorgung. Schließlich ist Solarstrom in vielen Fällen günstiger als Strom aus anderen Energiequellen. Zudem lässt er sich dezentral erzeugen und steigert die Unabhängigkeit von Importen und schwankenden Preisen.
Der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und einer möglichst weitgehenden Selbstversorgung mit Solarstrom beflügelt auch den Markt für Solarstromspeicher. Allein in Deutschland sind bereits mehr als 25000 Systeme installiert. Nicht zuletzt aufgrund deutlich gesunkener Preise wird für die nächsten Jahre mit einer weiter steigenden Nachfrage gerechnet (vgl. www.die-sonne-speichern.de).
Die ambitioniertesten PV-Ausbauziele haben zurzeit die beiden bevölkerungsreichsten Länder: Die indische Regierung hat das Ziel einer kumulierten PV-Leistung von 100 GW im Jahr 2022 ausgegeben, die Nationale Energiebörde Chinas plant sogar mit 150 GW bis 2020. Aber auch große Industrienationen wie die USA oder Japan bauen ihre Solarstromkapazitäten weiter aus. Daneben entstehen weltweit neue Märkte, etwa in Nordafrika oder Südamerika. Der Bundesverband Solarwirtschaft unterstützt die Branche intensiv bei der Erschließung aussichtsreicher Wachstumsmärkte.

Ausbauziel noch lange nicht erreicht

In Deutschland hat der PV-Ausbau nach einer Phase fulminanten Wachstums in den letzten drei Jahren dagegen an Geschwindigkeit verloren. Künftig wird China das Land mit der weltweit größten installierten PV-Leistung sein. Dabei gibt es auch hierzulande noch viel zu tun, der Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) muss konsequent und in allen Bereichen weitergehen. Denn vom Ziel einer EE-Vollversorgung mit 150 – 200 GW Photovoltaik sind wir noch immer weit entfernt.
Es ist dringend geboten, dass die Bundesregierung ihren Bekenntnissen zum Klimaschutz Taten folgen lässt und zentrale Wachstumsbremsen des heimischen PV-Marktes lockert: Anstatt mit immer neuen Experimenten Investoren zu verunsichern, ist die EEG-Abgabe auf gewerbliche solare Selbstversorger rückgängig zu machen und der EEG-Vergütungsmechanismus für eingespeisten Überschussstrom endlich zu reparieren. Eine Unterförderung muss ebenso schnell abgestellt werden wie es inzwischen im Falle einer Überförderung geschieht. Andernfalls wird die Bundesregierung auch in den kommenden Jahren selbst ihre bescheidenen PV-Ausbauziele weiterhin klar verfehlen. Vorschläge des BSW-Solar, wie der Ausbau der kostengünstigen Photovoltaik durch kleine Korrekturen des EEG wieder ein angemessenes und im Angesicht des Klimawandels auch dringend erforderliches Niveau erreichen kann, liegen der Politik seit geraumer Zeit auf dem Tisch.
Die Umweltschutz- und Energiebeihilfeleitlinien der Europäischen Kommission fordern, dass die Förderhöhe für alle neuen PV-Anlagen mit einer Leistung über einem Megawatt spätestens ab 2017 per Ausschreibung ermittelt wird. Experten sind sich einig, dass Ausschreibungen an oder auf Gebäuden nicht funktionieren. Es ist deshalb elementar, dass die Bundesregierung die De-minimis-Spielräume ausschöpft und unter keinen Umständen neue Hürden für private und gewerbliche PV-Investitionen etabliert.
Grundlegende Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen sind jedoch zumindest kurzfristig kaum zu erwarten. Die Branche wird daher auch 2016 darauf angewiesen sein, mithilfe geeigneter PV-Geschäftsmodelle die verbliebenen wirtschaftlich attraktiven Marktpotenziale im Gewerbe und bei privaten Verbrauchern zu heben. Die Schlüssel dazu heißen Anlagenpacht, Eigenverbrauch und Stromlieferung.
Aufgrund der deutlich gesunkenen Systemkosten ermöglicht der Betrieb einer eigenen Solarstromanlage in vielen Anwendungsfällen weiterhin interessante Renditen. Mit Konzepten wie der Anlagenpacht können sich Unternehmen voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und gleichzeitig vom günstigen Solarstrom profitieren. Zur erfolgreichen Umsetzung der solaren Geschäfts- und Betreibermodelle bietet der BSW-Solar eine ganze Reihe von Hilfestellungen und Praxistipps an. Weitere Informationen zu den Leitfäden, Musterverträgen, Berechnungstools und Seminaren bieten die Seiten www.bsw-solar-shop.de und www.solarwirtschaft.de.. 



 

Karl-Heinz Stawiarski (BWP): Wärmepumpen auf Wachstumskurs

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Dennoch: Der Bundesverband Wärmepumpe blickt optimistisch auf das kommende Jahr und hat dafür gute Gründe. Natürlich will die Branche seit Jahren schon „raus aus der Nische“. Neu ist jedoch, dass jetzt auch Wissenschaftler eine bessere Marktdurchdringung von Wärmepumpen fordern: Nur mit Wärmepumpen ließen sich die Erneuerbare-Energien-Ausbau- und Effizienzziele erreichen, und nur mit Wärmepumpen und Power-to-Heat als Schlüsseltechnologien könnten die Sektoren Strom und Wärme ökologisch sinnvoll und ökonomisch effizient verknüpft werden. Ebenso forderte erstmals der Koalitionsvertrag 2013, dass Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, der anderweitig abgeregelt werden müsste, einer sinnvollen Verwendung im Wärmemarkt zugeführt werden müsste. Im Grün- und Weißbuch zum Strommarktdesign der Zukunft wurde diese Forderung weiter ausgearbeitet.
Das Marktwachstum der Wärmepumpe ist für das Gelingen der Energiewende und damit die Zukunft eines auf Erneuerbaren Energien basierenden Energiesystems zu wichtig, um die Hände in den Schoss zu legen und einfach abzuwarten. Folgerichtig gibt es eine Reihe an unterstützenden gesetzgeberischen Maßnahmen:

175% mehr Anträge durch MAP
Seit April dieses Jahres gilt die neue Förderrichtlinie im Marktanreizprogramm mit verdoppelten Fördersätzen für erdgekoppelte Wärmepumpen und neuen Fördertatbeständen, insbesondere für hocheffiziente Wärmepumpen im Neubau und für Optimierungsmaßnahmen. Seitdem sind die Antragszahlen für Wärmepumpen um 175% gestiegen. Hier rechnet der Bundesverband Wärmepumpe mit weiter steigenden Zahlen. Erfahrungsgemäß dauert es, bis die Informationen zu den neuen Förderkonditionen tatsächlich die Verbraucher erreichen.  

Verpflichtende Energieeffizienzkennzeichnung hat Signalwirkung

Der Trend zu energieeffizienten Produkten kommt auch im Heizungsmarkt an. Experten rechnen damit, dass durch die verpflichtenden Energienoten auf neuen Heizungen ein ähnlicher Effekt eintritt wie bisher bei Waschmaschinen, Kühlschränken und Fernsehern. „A+ oder besser ist bei den Konsumenten maßgeblich für die Kaufentscheidung. Davon werden in den kommenden Jahren auch Wärmepumpen mit ihren sehr guten Effizienzwerten profitieren.

Steigerung der Austauschrate bei alten Heizkesseln durch Altanlagenlabel

Ab Beginn des kommenden Jahres gilt die Energieeffizienzkennzeichnung auch für alte Heizkessel. Das Bundeswirtschaftsministerium verspricht sich von dieser Maßnahme, endlich Bewegung in den Sanierungsmarkt zu bringen. Hier liegt es am Handwerk, sanierungswillige Verbraucher von regenerativen Heizungen zu überzeugen.

Nächste Stufe der Energieeinsparverordnung fordert effiziente Anlagentechnik

Mit Inkrafttreten der nächsten Stufe der Energieeinsparverordnung zu Beginn des kommenden Jahres rückt auf der Zielgeraden das Niedrigstenergiegebäude ein ganzes Stück näher. Ab 2016 ist es erstmals nicht mehr möglich, mit der fossilen Referenzanlagentechnik die primärenergetischen Anforderungen zu erfüllen. Der Bauherr steht dann vor der Entscheidung: Mehr Dämmung, Verstärkung für die Brennwerttechnik in Form von Solarthermie und Wärmerückgewinnung oder ganz simpel eine Wärmepumpe.

Störfaktor Strompreis behindert Marktwachstum der Wärmepumpe

Größtes Problem für die Marktdurchdringung der Wärmepumpe ist der Strompreis, insbesondere im Hinblick auf die sehr günstigen Öl- und Gaspreise. Noch können Wärmepumpen die Differenz über Effizienz ausgleichen. Aber wie lange noch? Hier ist die Kreativität des Gesetzgebers gefragt, die Preisspirale beim Heizstrom zu stoppen. 



 

Günther Mertz (FGK): Spannendes Jahr für eine überaus spannende Branche

Man muss kein Astrologe sein, um vorherzusagen, unter welchem Stern das Jahr 2016 für die Klima- und Lüftungsbranche stehen wird. Und so empfiehlt sich statt dem Blick ins Horoskop denn auch eher der Blick ins Amtsblatt der Europäischen Union: Dort finden sich die Inhalte der EU-Richtlinien 1253/2014 und 1254/2014 zu Ecodesign und Energieverbrauchskennzeichnung, die zum 1. Januar 2016 in Kraft treten und einen signifikanten Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich der Klima- und Lüftungstechnik ausüben werden.

Akzeptanz des Effizienzlabels für Wohnungslüftungsgeräte

Freilich haben Hersteller und Inverkehrbringer von RLT-Zentral- und Wohnungslüftungsgeräten, die von den neuen Bestimmungen primär betroffen sind, ihre Hausaufgaben zum Jahreswechsel pünktlich erledigt. Mitentscheidend wird jedoch sein, wie gut Auftraggeber, Planer, Architekten und Betreiber auf die Änderungen vorbereitet sind. Denn die neuen energetischen Mindestanforderungen greifen ohne Übergangsfrist und werden zur Folge haben, dass viele RLT-Zentralgeräte wesentlich größer ausgeführt werden müssen als bisher. Dieser erhöhte Platzbedarf muss frühzeitig eingeplant werden – gerade bei laufenden Projekten jedoch könnte die Technikzentrale dafür bereits zu eng sein. Mit Spannung wird im neuen Jahr zudem erwartet, wie das Effizienzlabel für Wohnungslüftungsgeräte vom Verbraucher angenommen wird und wie die Marktüberwachung in der Praxis funktioniert. Eine gute Orientierung für alle Marktbeteiligten bietet übrigens das FAQ-Dokument zur Ecodesign-Richtlinie von FGK und EVIA, das bereits jetzt als zentrales Guidance-Dokument für Branche, Politik und zuständige Behörden im Hinblick auf die marktkonforme Auslegung der Richtlinien gilt.

Definition des Niedrigenergiegebäude-Standards

Ein weiterer wesentlicher Rechtsakt für die Klima- und Lüftungsbranche, der das Jahr 2016 prägen wird, ist die Energieeinsparverordnung (EnEV). So tritt nicht nur die zweite Stufe der bestehenden EnEV 2014 in Kraft, die den Primärenergiebedarf von neuen Gebäuden um durchschnittlich 25% reduziert und die Notwendigkeit für lüftungstechnische Maßnahmen noch einmal verstärkt. Auch die Überarbeitung der EnEV steht an, und mit ihr die Definition des Niedrigenergiegebäude-Standards, der für öffentliche Gebäude ab 2019 und für private Gebäude ab 2021 zur Pflicht wird. Zudem wird der im Koalitionsvertrag und im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) angestrebte Abgleich mit dem EEWärmeG im Mittelpunkt der EnEV-Überarbeitung stehen – auch wenn eine Zusammenlegung dabei nach derzeitigem Kenntnisstand leider eher unwahrscheinlich ist. Übergeordnete Initiativen wie der NAPE, die Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG) oder der Grünbuchprozess zum Wärmemarkt bilden im „Verordnungsjahr 2016“ den größeren politischen Rahmen, der gegen Jahresende auch schon in den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 münden dürfte.
Der Messe- und Kongresskalender der Klima- und Lüftungsbranche wird im Jahr 2016 jedenfalls um einen zusätzlichen Höhepunkt reicher sein: So wird mit dem TGA-Kongress im April erstmals wieder ein rein technisch-wissenschaftlicher Kongress mit Schwerpunkt Lüftungs- und Klimatechnik in Deutschland etabliert. Der gemeinsame Kongress von FGK, BTGA und RLT-Herstellerverband, der von einem mit hochrangigen Experten besetzten wissenschaftlichen Beirat flankiert wird, fördert den fachlichen Austausch zwischen Wissenschaft, Industrie, Planung, Anlagenbau, Öffentlichkeit und Politik. Die weiteren Fixpunkte im Messe- und Kongresskalender der Branche werden 2016 die Climate World Moskau (März), die ISH China & CIHE (Mai/Juni) sowie die Chillventa (Oktober) bilden. Die Climate World Moskau kann dabei 2016 ebenfalls mit einer für die deutsche Branche spannenden Premiere aufwarten: Zum ersten Mal wird dort ein vom Bundesminis­terium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderter „German Pavilion“ angeboten, in dessen Rahmen deutsche Unternehmen zu besonders attraktiven Konditionen ausstellen können.
Die Liste der Themen und Entwicklungen, mit denen sich die Klima- und Lüftungsbranche 2016 aufgrund ihres dynamischen Umfelds beschäftigen muss und wird, ließe sich schier endlos fortsetzen. Auch deshalb benötigt man keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren: 2016 wird abermals ein überaus spannendes Jahr – für eine überaus spannende Branche.

 


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