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Bayern – Praxisthemen auf den Punkt gebracht

6. Bayerischer SHK-Kongress in Kempten

Mehr als 550 Gäste besuchten die Veranstaltung, die in der „bigBOX“ Allgäu ausgetragen wurde.

Eine abgerundete Fachveranstaltung mit zahlreichen interessanten Vorträgen brachte Praxisthemen auf den Punkt.

Hubertus Spieler

Dr. Vicky Katsemi

Steffan Guhlemann

Ulrich Leib

Birgit Jünger

Walter Hallschmid

Martin Bauer

Festabend mit Verlosungsaktion. Als „Glücksfee“ ermittelte Renate Schütz…

… zehn Gewinner für jeweils einen Jochen-Schweizer-Gutschein im Wert von 200 Euro.

Mit Musik und Tanz wurde der große Gala-Abend abgerundet.

 

Brisante Branchenthemen, praxisorientierte Vorträge und ein ausgewogenes Rahmenprogramm kennzeichneten den 6. Bayerischen SHK-Kongress, zu dem der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern sowie die SHK-Innung Kempten eingeladen hatten. Mehr als 550 Gäste besuchten die Veranstaltung vom 23. bis 25. Juni 2016 in Kempten, die in der „bigBOX“ Allgäu ausgetragen wurde.

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern, eröffnete den SHK-Kongress am 23. Juni. In seiner Begrüßungsrede gab er einen kurzen Überblick zum Kongress und griff dabei mit wenigen Sätzen eines der brisantesten Themen zur Veranstaltung auf: das „Eindringen von Marktpartnern in angestammte Betätigungsfelder des SHK-Handwerks“. Hierzu führte der Fachverband vor wenigen Wochen eine Blitzfaxaktion unter den Mitgliedsbetrieben durch, mit der u. a. die Meinung zum Online-Geschäft und der Rechnungsstellung durch Marktpartner abgefragt wurde. Dr. Schwarz: „Unsere Fax-Aktion brachte mehr als 1200 Antworten. Das ist eine Zahl, die uns sehr positiv überrascht und unser Fax an den Rand seiner Leistungsfähigkeit gebracht hat.“ Ein Ergebnis nannte der Hauptgeschäftsführer aus der Befragung, das ein einheitliches und gemeinschaftliches Denken in der Branche klar unterstreicht: „99,6 % der Antwortenden lehnen das weitere Eindringen von Marktpartnern in Betätigungsfelder des SHK-Handwerks ab“, betonte Dr. Schwarz.
Eine tiefergehende Analyse der daraus möglichen Folgen zeigte anschließend der Landesinnungsmeister Michael Hilpert auf. Er verglich die Situation symbolisch mit einer Achterbahnfahrt für diejenigen Betriebe, die sich diesem Marktgeschehen annehmen. Konkret ging es dabei u. a. um die Rechnungsstellung beim Endkunden durch einen Hersteller oder Großhändler. Auch wenn sich das Angebot positiv darstelle, z. B. durch Übernahme des Ausfallsrisikos, so sollten SHK-Unternehmer dieses kritisch betrachten. Hilpert: „Bequemlichkeit schafft Abhängigkeit. Selbstständige Unternehmer müssen bemüht sein, möglichst unabhängig zu sein. Wer nur bei einem Händler einkauft, wird es anfangs gut haben, aber langfristig wohl eher draufzahlen. Wer nur für einen Hersteller tätig ist, wird ersetzbar, abhängig und transparent, bis er die Farbe der Wand annimmt, vor die ihn der Hersteller schiebt.“ Auf der anderen Seite sah der Landesinnungsmeister aber auch einen Nachbesserungsbedarf für viele SHK-Handwerker, wenn es um die ersten Schritte der Kundengewinnung geht: „Ich gebe zu, in der Masse sind wir vielleicht etwas zu langsam, was das Schreiben von Angeboten betrifft. Da müssen wir wesentlich besser werden und das umgehend.“ In Summe zog Hilpert dennoch ein klares Fazit: „Wir wollen nicht zum Lohnschrauber werden, der nicht mehr Herr seiner Kundendaten ist und dessen freies unternehmerisches Handeln durch Lieferanten eingeschränkt wird!“

Fachtagungen
Am zweiten Tag startete das Fachprogramm mit Vorträgen aus den Bereichen Technik, Spenglerei und Betriebsführung. Nachfolgend einige Inhalte und Hinweise zu den Themen.

Trinkwasserhygiene
„Legionellen und Pseudomonaden: Wann leben sie und wann sind sie tot?“ Unter dieser Überschrift zeigte Dr. Vicky Katsemi die Erkenntnisse aus den Projekten „Biofilm-Management“ und „Biofilme in der Trinkwasser-Installation“. Die Qualität des Trinkwassers in Deutschland ist demnach vorbildlich – zumindest bis zum Wasserzähler. Ab hier beginnt eine Grauzone: die Hausinstallation. Damit auch dieser Teil des Trinkwassersystems seine Anforderungen erfüllt, ist das „richtige“ Management in der Trinkwasser-Installation entscheidend. „Eindeutig ist, dass bei strikter Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik für das Betreiben der Hausinstallation keine Probleme auftreten“, erklärte Dr. Katsemi und weiter: „Aber da ist es ähnlich wie im Straßenverkehr – bei strikter Einhaltung der Straßenverkehrsordnung gäbe es auch keine Unfälle.“ Die Inspektionen zeigten nämlich, dass diese Regeln oft nicht eingehalten werden. Für die Hausinstallation ist der Betreiber verantwortlich, und dort fehlen oft Fachwissen, Problembewusstsein und langfristige Kontrolle. Zum richtigen Management sei auch wichtig zu wissen, dass Trinkwasser nicht steril ist und es auch nicht sein darf. Die erfolgreiche Strategie der Wasserwerke beruhe darauf, den verbleibenden Bakterien die Nährstoffe zu entziehen und dadurch ein „stabiles“ Trinkwasser zu erzeugen. Wenn diese Bakterien aber auf Werkstoffe treffen, die ihrerseits Nährstoffe abgeben – verdächtig für solche Fälle sind Kunststoffe, die keine Prüfung auf Zulassung im Trinkwasser haben – oder die Installation nicht entsprechend den a. a. R. d. T. betrieben wird (z. B. Stagnation), besteht die Gefahr der Bildung von Biofilmen.
Im Rahmen der Forschungen zeigte sich aber auch noch ein anderes Problem, nämlich das der Untersuchungsmethoden. Dazu erläuterte die Expertin: „Standard ist heute noch die Bestimmung von Koloniezahlen. Allerdings kann man damit nur solche Keime finden, die sich auch vermehren können. Wenn die Bakterien aber gestresst sind, z. B. durch Desinfektionsmittel, UV-Bestrahlung oder Erhitzung, dann kann es sein, dass eben nicht alle abgetötet werden, sondern viele nur in einen vorübergehend nicht-kultivierbaren Zustand übergehen.“ Bei diesem sogenannten VBNC-Zustand (viable but not culturable; lebend, aber kulturell nicht anzüchtbar) sind die Bakterien keineswegs tot, aber vom Radar der Standard-Überwachungs-Verfahren verschwunden.“ Wenn sie sich erholt haben, können sie sich wieder vermehren und u. U. auch wieder infektiös werden, wie im Forschungsprojekt gezeigt werden konnte.

Neue Klempner-Fachregeln
Ulrich Leib, Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik, ging in seinem Vortrag auf die Neuerungen zu den Klempner-Fachregeln 2016 ein. Notwendig wurde die Überarbeitung u. a., um Anpassungen durch geänderte Normen vorzunehmen und Anregungen aus den Reihen der Hersteller sowie Anwender einzufügen. Zudem stand eine Harmonisierung mit dem Regelwerk des Zentralverbands des deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) als Grund an.
Die Änderungen umfassen u. a. Formulierungen, z. B. bei innen liegenden Dachrinnen, neue Rinnenkonstruktionen, Hinweis, wie die Rinnenhalter zuzuordnen sind, und Forderungen zu Verbindungen und Befestigungen von Regenfallrohren. Zu den Forderungen, wie Regenfallrohre zu befestigen sind, erläuterte Leib: „Bei Wohngebäuden bis zwei Vollgeschosse bzw. anderen Gebäuden bis 8 m Höhe ist eine konstruktive Bemessung ausreichend und es braucht im Allgemeinen kein Nachweis vorgelegt zu werden. Bei Gebäuden über 8 m bis zur Hochhausgrenze (Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 m über der Geländeoberfläche) muss die Befestigung der Regenfallrohre nachweisbar sein. Bei höheren Gebäuden ist planerseitig ein statischer Nachweis vorzulegen.“
Weitere Punkte der Überarbeitung sind z. B. neue Regelungen zu Überdeckungen der Anschlüsse untereinander und von Werkstoffen auf das unterliegende Blech sowie von Werkstoffen auf den Deckwerkstoff.

Weitere Fachvorträge
In weiteren Fachvorträgen wurden folgende Themen behandelt:

  • „Werteorientierte Personal- bzw. Organisationsentwicklung – Erst Worte machen Unternehmen wertvoll“ von
  • Hubertus Spieler,
  • „KWL im Spannungsfeld der EnEV 2016“ von Steffen Guhlemann,
  • „Die neue Nachwuchswerbekampagne der SHK-Berufsorganisation“ von Birgit Jünger,
  • „Klebetechnik – Möglichkeiten und Grenzen?“ von Walter Hallschmid,
  • „Verkaufstrainer für Handwerk“ von Martin Bauer.

Einige Vortragsunterlagen stehen im Internet zum Download unter www.haustechnikbayern.de im internen Bereich zur Verfügung.

Rahmenprogramm
Die gastgebende Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Kempten hatte unter Leitung von Obermeister Klaus-Dieter Scholl und seinen Vorstandskollegen das Rahmenprogramm ausgearbeitet. Dazu zählten neben einem gemütlichen Allgäuer Abend mit Musik der Festabend mit Tanz und Unterhaltung. Das Damenprogramm bot u. a. eine Fahrt zum Bergbauernmuseum in Diepolz mit einem „Mitmach-Programm“: „Von der Milch zur Butter“, „Alles übers Filzen“ und „Alles über Wild und Gartenkräuter“. Die Veranstaltung endete am Samstag, 25. Juni, mit einer Stadtführung durch Kemptens Altstadt.

Bayerischer SHK-Kongress 2017
Der 7. SHK-Kongress findet in Amberg vom 22. bis 24. Juni auf Einladung der ortsansässigen Innung sowie der Innung Schwandorf statt.

Bilder unter www.ikz.de
Neben den hier gezeigten Fotos finden Sie zahlreiche weitere Bilder vom 6. SHK-Kongress unter www.ikz.de in der „Galerie“ oder direkt unter www.ikz.de/galerie. Schauen Sie doch mal rein.

 


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