Werbung

Bayern – Handlungsaufforderung an die Politik

Mitgliederversammlung 2014: konjunkturelle Lage, Neuwahlen und politische Themen im Visier

Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz und Landesinnungsmeister Michael Hilpert führten durch die Versammlung, in der neben Neuwahlen u. a. politische Themen im Vordergrund standen.

Neuer Vorstand (v. l.): Wilhelm Zinoni, Arnold Pöppl, Walter Limmer, Landesinnungsmeister Michael Hilpert, Franz Wittmann, Claudio Paulus, stv. Landesinnungsmeister Erich Schulz jun., Michael Falger, Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden 17 Innungsmitglieder für besondere Dienste geehrt (v. l.): Friedrich Holzer, Josef Schlosser, Hans Adrian, Franz Wittmann, Eduard Kröll, Friedrich Moll (dahinter Landesinnungsmeister Michael Hilpert), Paul Huber, Walter Limmer (dahinter Hauptgeschäftsführer Dr. Schwarz), Franz Brückner, Johann Semmelmann. Dazu erhielt u. a. Eduard Kröll (5. v. l.) für sein langjähriges Engagement als stv. Landesinnungsmeister und Vorstandsmitglied die höchste Auszeichnung des Fachverbandes, das Ehrenzeichen in Gold.

 

Trotz kurzfristig anberaumtem Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer konnte der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern am 15. Oktober seine diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung mit einer hohen Beteiligung durchführen. 94 Delegierte aus 44 Innungen reisten, wenn nicht per Bahn, mit dem Auto – teils per Fahrgemeinschaften – nach München. Auf der Agenda standen u. a. neben den Berichten des Landesinnungsmeisters und des Hauptgeschäftsführers die Neuwahlen aller Ehrenamtsträger im Vorstand sowie in den Kommissionen.

 Landesinnungsmeister Michael Hilpert zog in seinem Bericht zunächst eine Bilanz aus seiner bisherigen Amtszeit. Dazu zeigte er exemplarisch Themen und Beispiele der verbandlichen Erfolge des letzten Jahres auf. Im Vordergrund standen dabei Maßnahmen zur Steigerung des Mehrwerts der Innungsmitgliedschaft, wie z. B. die Ausgabe von Mitgliedskarten für die Fachbetriebe und die Erarbeitung von Mus­tertexten für den betrieblichen Alltag. Hilpert: „Dies soll die Arbeit in den Betrieben erleichtern und zusätzlich rechtssicher machen. Alle diese Texte sind geprüft und von Praktikern für Praktiker gemacht.“ Die Textbausteine stehen im Internet auf den Seiten des Fachverbands für Innungsbetriebe zum Download bereit.
Im Folgenden ging der Landesinnungsmeister auf die Politik ein und sah – trotz vieler Bemühungen seitens des Handwerks – nur wenige bis keine Ergebnisse von politischer Seite für das Gelingen der Energiewende. „Die Lage an der politischen Front ist weiterhin unkoordiniert bis chaotisch“, sagte Hilpert und weiter: „Der Begriff Ener­giewende verkommt immer mehr zum Schimpfwort statt zum Schlagwort.“ Auch wenn die Politik bereits erkannt habe, dass auf das Handwerk Verlass sei und es zu den Säulen der Wirtschaft zähle, würden zu wenig Maßnahmen für die Förderung von Gebäudesanierungen angeboten. Außer gestiegenen Stromkosten sei für die Bürger bei der Energiewende bisher nicht viel herausgekommen.
Als Lösung forderte der Landesinnungsmeister, den seit Jahren vom Fachverband favorisierten Weg einzuschlagen, die Ener­giewende auf den Wärmesektor zu bringen. Hilpert: „Eine steuerliche Abschreibung der energetischen Gebäudesanierung ist eine nachhaltige und vor allem zielführende Lösung, die sich für den Inves­tor Staatskasse rechnet. Nur wenn es gelingt, die Energiewende in die Heizungskeller zu bringen, kann der Koma-Patient Energiewende noch reanimiert werden.“
Nach dem kurzen Ausflug in die Ärgernisse der Politik wandte sich Hilpert abschließend u. a. noch mal den Verbandserfolgen zu. Als Beispiel zeigte er den Vorteil der kostenlosen Prozessvertretung vor dem Arbeitsgericht für Innungsfachbetriebe auf. „Bei dieser Leistung waren wir im Handwerk Vorreiter und haben durch das Mitwirken in den Gremien der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft die Voraussetzungen für dieses Erfolgsmodell geschaffen. Weit über hundert Betriebe haben bereits davon Gebrauch gemacht und profitiert“, resümierte Hilpert.

Konjunkturelle Lage
Die gegenwärtige Geschäftslage stellte Dr. Wolfgang Schwarz im Anschluss dar. Seinem Bericht zufolge bewegen sich die bayerischen SHK- und OL-Innungsfachbetriebe in einem politisch sowie wirtschaftlich konfusen und vor allem labilen Umfeld. Trotz unbefriedigender politischer Weichenstellungen weisen die Konjunkturdaten des Statistischen Landesamtes für die Branche in Bayern rückblickend für 2013 einen Zuwachs des Umsatzes auf insgesamt 7,45 Mrd. Euro (+ 2 %) und der Beschäftigten auf 61 651 (+ 1,7 %) aus. Ebenso positiv zeigt sich die gegenwärtige Geschäftslage, die durch einen sehr hohen durchschnittlichen Auftragsbestand von 10,3 Wochen gekennzeichnet ist. „Gegenüber dem Vorjahr haben die Auftragsreichweiten in allen Gewerken teilweise stark zugelegt“, so der Hauptgeschäftsführer. Im Bereich Installation reichen diese 10,8 Wochen weit, im Heizungsbau 12,1 Wochen und für Klima/Lüftung 11,0 Wochen. „Damit haben allesamt die imaginäre Zehn-Wochen-Grenze durchbrochen. Aber auch Spenglerei mit 9,1 Wochen und Ofen-/Luftheizungsbau mit 8,5 Wochen verfügen über komfortable Auftragsbestände.“ In den Sparten Sanitärinstallation und Ofen-/Luftheizungsbau wurden der Auswertung nach deutlich mehr Aufträge im Neubau dazugewonnen (+ 7 bzw. 8 Prozentpunkte). Die Bereiche Spenglerei und Klima/Lüftung profitierten mehr vom Ersatzbedarf im Altbau (+ 5 bzw. 22 Prozentpunkte). Im Heizungsbau blieb die Auftragszusammensetzung im Jahresvergleich nahezu unverändert, wobei sich erfreulicherweise das Preiskarussell der unterjährigen Teuerungszuschläge etwas verlangsamt habe. „Die Angebotspreise konnten dies deshalb entsprechend kompensieren. Letzteres gilt nicht für den Bereich Klima/Lüftung, wo den um 6,3 % gestiegenen Materialeinkaufspreisen lediglich um 3,6 % angehobene Angebotspreise gegenüberstehen“, erklärte Dr. Schwarz.
Die gegenwärtigen Zahlen versprechen einen guten Jahresausklang. Allerdings zeichnen sich bereits jetzt schon trübe Aussichten ab: „Die Erwartung der Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate läuft in den einzelnen Gewerken auseinander. Spenglerei sowie Klima/Lüftung gehen von deutlich nachlassenden Geschäftsaussichten aus. Die anderen Gewerke verzeichnen lediglich kleinere negative Korrekturen“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer.

Ausbildungssituation
Mit dem Blick in Richtung Politik zeigte Dr. Schwarz anschließend die Ausbildungssituation auf. Während von Regierungsseite nur von einem allgemeinen Lehrstellenmangel gesprochen werde, stellte er für die eigene Branche fest, dass rund ein Drittel der Betriebe noch unbesetzte Lehrstellen verzeichnen müssen: „Das entspricht ca. 500 bis 600 freien Lehrstellen – allein in den SHK-Handwerken, allein in Bayern.“ Als Ursache machte er die regionale Verteilung sowie die Qualität der Bewerber aus, die nicht passen. Laut durchgeführter Befragung im Oktober dieses Jahres gaben über die Hälfte der Betriebe an, dass die örtliche Flexibilität und Eignung der Bewerber deutlich nachgelassen haben. „Hier werden jedes Jahr Negativrekorde aufgestellt, ohne dass sich jemand in der Politik dafür interessiert.“ Schwarz forderte zu diesem Thema abschließend die Politik auf, insbesondere den folgenden Mängeln entgegenzuwirken:

  • mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift,
  • ungenügende mathematische Fähigkeiten und
  • Rückbau der wohnortnahen Beschulung von gewerblichen Lehrlingen.

Wahlen
Turnusgemäß wurden die Neuwahlen aller Ehrenamtsträger im Vorstand sowie in den Kommissionen durchgeführt. Landesinnungsmeister Michael Hilpert wurde mit 89 von 94 Stimmen erneut wiedergewählt. Als stellvertretenden Landesinnungsmeister wählten die Delegierten Erich Schulz jun. (Innung Augsburg), da der bisherige Amtsinhaber, Eduard Kröll (Innung München), nicht mehr zur Wahl stand. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden gewählt bzw. in ihren Ämtern bestätigt: Arnold Pöppl (Oberpfalz), Walter Limmer (Oberfranken), Michael Falger (Unterfranken), Claudio Paulus (Mittelfranken), Franz Wittmann (Niederbayern) sowie Wilhelm Zinoni (Oberbayern), welcher in Nachfolge des ausgeschiedenen Eduard Kröll in den Vorstand gewählt wurde. Des Weiteren standen die Wahlen sämtlicher Fachgruppen und Kommissionen im Fachverband auf dem Programm, deren Ergebnisse im Internet unter www.haustechnikbayern.de im internen Bereich unter „Fachverband/Vorstand und Kommissionen“ sowie im aktuellen Geschäftsbericht des Fachverbandes nachgelesen werden können.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: