Werbung

Ausbildung

Thema: Nachfüllen von Heizungsanlagen (Fortsetzung)

Heizungsanlagen müssen über einen Systemtrenner befüllt werden. Auch beim Nachfüllen ist die Armatur vorgeschrieben. Bild: Caleffi

Ausdehnungsgefäß einer Heizungsanlage. Ein unerklärlicher Wasserverlust kann damit zu tun haben, dass die Luftseite nicht auf die Anlage eingestellt ist.

 

In Teil 1 wurde in problemorientierter Betrachtungsweise und Fragenstellungen auf die Gefahren hingewiesen, die entstehen können, wenn Anlagenbetreiber ihre Heizungsanlage ohne fundierte Kenntnisse der Gesamtzusammenhänge selbst nachfüllen. Denn das Nachfüllen einer Heizungsanlage ist aus technischen und hygienischen Gesichtspunkten eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die gewissenhaft auszuführen und zu protokollieren ist.

Am Bespiel einer Anlage mit Gussradiatoren aus den 1970er-Jahren werden die Vorgehensweise, Probleme und Lösungsansätze erörtert. Die ermittelten Anlagenkenndaten sind:

  • Kesselleistung 30 kW
  • Sicherheitstemperaturbegrenzer 110°C
  • Sicherheitsventil 2,5 bar
  • Membranausdehnungsgefäß (MAG) 80 l
  • MAG-Anschluss 1,5 m unterhalb der Kellerdecke
  • Vorlauf ca. 70°C, Rücklauf ca. 50°C
  • 2 Stockwerke je 2,6 m
  • Keller Deckenhöhe 2 m
  • Kesselanlage im Keller


Anlagenparameter der Anlage
Das Füllvolumen, das Ausdehnungsvolumen, die statische Höhe, der MAG-Vordruck, der Anlagendruck sind zu ermitteln bzw. festlegen. Für die Beispielanlage ergeben sich:

  • Füllvolumen ca. 450 l
  • Ausdehnungsvolumen ca. 22,5 l
  • Statische Höhe ca. 5,20 m
  • MAG-Vordruck Soll 0,8 bar
  • Sicherheitsventil 2,5 bar
  • Wasservorlage Soll 0,5-1% des Anlagenvolumens, mind. jedoch 3 l (1% von 450 l = ca. 4,5 l)
  • Soll-Fülldruck 1,1 bar

Die Anlagenparameter sind zu überprüfen und der Fülldruck am Manometer abzulesen. Der Wärmeerzeuger sowie die Heizungspumpen sollten abgeschaltet und der Heizungsvor- und -rücklauf auf Raumtemperatur gesunken sein. Im Fallbeispiel beträgt der Anlagendruck 0,7 bar und damit 0,4 bar weniger als der Soll-Fülldruck von 1,1 bar.
Um den Vordruck am MAG zu messen, muss es über das Kappenventil vom Leitungssystem abgesperrt werden. Die im Membranausdehnungsgefäß befindliche Wasservorlage ist abzulassen. Mögliche Ursachen, falls kein Vorlagenwasser austritt:

  • Anlagendruck < MAG-Vordruck
  • Vordruck am MAG zu hoch eingestellt
  • Heizungsmanometer zu ungenau oder defekt
  • Vordruck am MAG ist 0 bar, keine Luftseite
  • MAG ist komplett mit Wasser gefüllt (Membrane defekt)
  • Auslauf und Entlüftungseinrichtung am Kappenventil ist verstopft

Mögliche Ursachen, wenn mehr als 5 l Vorlagenwasser austreten:

  • Vordruck am MAG zu gering
  • Manometer defekt
  • MAG-Membrane defekt und Gehäuse teilweise mit Wasser und Luftblase gefüllt
  • Falschmessung des Vordruckes

Der abgelesene Vordruck beim MAG beträgt 1,2 bar und ist damit um 0,4 bar zu hoch eingestellt. Ein hoher Vordruck kann eine Ursache für Wasserverlust sein.
Der gemessene Anlagendruck mit 0,7 bar liegt nur 0,2 bar über der statischen Höhe (Anschluss Manometer/oberer Heizkörper). Damit ist zu vermuten, dass es auf der Saugseite der Pumpe zu Unterdruckbildung kam. Die Entlüftungsversuche des Betreibers sind wahrscheinlich mit verantwortlich für den Wasserverlust. Entgegen seiner Absicht zu entlüften hat er Luft in die Anlage eingebracht.
Neben Undichtheiten ist die Auslegungsgröße des MAGs und/oder ein falscher Vordruck eine der Hauptursachen für immer wiederkehrenden Wasserverlust in Heizungsanlagen. Daher ist die Größe des MAGs zum maximalen Ausdehnungsvolumen zu beurteilen. Je höher der Vordruck, desto geringer wird die Nutzwassermenge. Die erforderliche Behältergröße bzw. dessen Nennvolumen kann berechnet oder von Auslegungstabellen abgelesen werden.
Bei der Beispielsanlage muss das MAG in der Lage sein, die Wasservorlage von 1% des Füllvolumens 450 l (ca. 4,5 l) und das Ausdehnungsvolumen bis zu der Überschwingtemperatur des Sicherheitstemperaturbegrenzers von 110°C (ca. 5% von 450 l = 22,5 l) aufzunehmen. Dies sind insgesamt (4,5 l + 22,5 l) 27 l. Im Verhältnis zur Behältergröße des MAGs von 80 l (100%) sind dies ca. 34%.
Nachdem die Ursache für den Wasserverlust geklärt ist, kann mit der Vorbereitung des Wiederauffüllens der Heizungsanlage begonnen werden. Zunächst ist der falsche MAG-Vordruck von 1,2 bar auf 0,8 bar abzulassen.

Darf mit Leitungswasser nachgefüllt werden?
Die VDI Richtlinie 2035 gibt zur Vermeidung von Schäden an und in Heizungsanlagen Grenzwerte für den pH-Wert und die Wasserhärte des Heizungswassers vor. Die meisten Trinkwässer überschreiten diese. Das Nachfüllwasser ist entsprechend aufzubereiten, also zu enthärten oder zu entsalzen.

Wie muss die Heizungsanlage mit der Trinkwasserleitung verbunden werden?
Es gelten die für das Trinkwasser relevanten Normen DIN 1988 Teil 4 und DIN EN 1717. Die DIN EN 1717 legt fest, dass zwischen dem Trinkwasser- und dem Heizungsnetz ein Systemtrenner sitzen muss. Der Systemtrenner stellt sicher, dass kein Heizungswasser in das Trinkwassersystem gelangen kann. Denn Keime oder sonstige gesundheitsgefährdende Stoffe dürfen nicht in das Trinkwasser gelangen. Der Anschluss einer in die Heizungsanlage eingebauten Fülleinrichtung an das Trinkwassernetz muss zur Vermeidung von Stagnationswasser ohne eine lange Anschlussleitung ausgeführt werden.
Schritte für das Befüllen einer Heizungsanlage

  1. Füllschlauch an das Geräteanschlussventil (1) anschließen.
  2. Schlauch durchspülen und entlüften.
  3. Zweite Schlauchseite an die Heizungsfülleinrichtung (Systemtrenner) aufschrauben und an der Anschlussstelle (Verschraubung) nachentlüften.  
  4. Geräteanschlussventil teilweise öffnen und Füllschlauch unter Druck setzen.
  5. Füllhahn (2) des Systemtrenners öffnen (Systemtrenner schließt den Durchfluss).
  6. Druckminderer (DM) des Systemtrenners auf Fülldruck (Beispiel 1,1 bar) einstellen.
  7. Füllhahn (3) des Systemtrenners öffnen.
  8. Anlagenmanometer und Manometer (M) am Systemtrenner beobachten.
  9. Bei Erreichen des Fülldruckes Geräteanschlussventil (1) und Füllhahn (3) schließen.
  10. Bei Bedarf Anlage bzw. Heizkörper entlüften.
  11. Fülldruck kontrollieren und eventuell nochmals nachfüllen.
  12. Geräteanschlussventil (1), Füllventile (2 und 3) nacheinander schließen (Systemtrenner in Unterbrechungsstellung).
  13. Schlauchanschluss vom Geräteanschlussventil und dann vom Systemtrenner abschrauben.
  14. Den Füllschlauch entleeren und nach hygienischen Gesichtspunkten lagern (trocken, sauber, beide Seiten verschlossen).


Gibt es Alternativen zum Nachfüllen von Heizungsanlagen über die Trinkwasseranlage?
Soll eine Heizungsanlage über das Trinkwassernetz nachgefüllt werden, sind die Hygienevorschriften einzuhalten. Die lassen sich umgehen, wenn es keine Verbindung zum Trinkwassernetz gibt. Darauf haben sich Unternehmen spezialisiert, die aufbereitetes Heizungswasser in Kanistern unterschiedlicher Volumina anbieten. Das Wasser wird über handbetriebene oder elektrische Pumpen in die Anlage gefüllt.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: