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Anlagen-Effizienz rückt in den Vordergrund - Hersteller, Handel und Handwerk stehen vor neue Herausforderungen

Heizgeräte für Raumwärme und Warmwasser dürfen in der Europäischen Union ab 26. September dieses Jahres nur noch verkauft werden, wenn sie eine einheitliche Effizienzkennzeichnung tragen. Dies fordern die EU-Verordnungen 811/2013 und 812/2013 zur Ergänzung der Energy-Labelling-Richtlinie 2010/30/EU. Noch ist offen, wie der Heizungsmarkt auf die Einführung des Energylabels reagieren wird und ob die Kennzeichnungspflicht, mit der erstmals die Effizienz der Anlagen an prominente Stelle rückt, die erwarteten Innovationen auslösen wird. Hersteller, Handel und Handwerk werden jedoch auf jeden Fall vor neue Herausforderungen gestellt. Der folgende Beitrag zeigt, wie die neuen Regelungen konkret aussehen, was sie für die Solarwärme bedeuten und wie der BSW-Solar die Branche bei der Einführung des Labels unterstützt.

Heizgeräte für Raumwärme und Warmwasser müssen ab 26. September eine einheitliche Effizienzkennzeichnung tragen.

BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

 

Aus Verbrauchersicht ist die Motivation, Heizgeräte mit einem Energylabel auszustatten, offensichtlich: Anhand der bekannten Farbskalen, die u.a. auch bei Elektrogeräten oder Leuchtmitteln verwendet werden, sollen Kundinnen und Kunden die Effizienzklasse eines Heizgeräts auf einen Blick erkennen und verschiedene Systeme und Techniken einfacher vergleichen können. Wie in anderen Bereichen umfasst die Skala auch bei Heizgeräten die Bereiche G (rot) bis A+++ (grün). Allerdings werden die unteren Effizienzklassen, also der orange bis rote Bereich C bis G, aufgrund der vorgeschriebenen Mindesteffizienzanforderungen für Heizgeräte praktisch nicht vergeben, sodass bereits ein gelbes Label die ineffizientesten Geräte auszeichnet. Nur elektrisch betriebene Raumheizgeräte mit Heizkessel können überhaupt in die Klasse F fallen.
Die EU-weite Kennzeichnungspflicht betrifft alle Wärmeerzeuger mit einer Wärmeleistung von maximal 70 kW sowie Puffer- und Trinkwasserspeicher mit einem Maximalvolumen von 500 l. Im Einzelnen gekennzeichnet werden müssen Raumheizgeräte und Kombiheizgeräte sowie Verbundanlagen aus Solareinrichtungen, Temperaturreglern und Raum- oder Kombiheizgeräten. Daneben müssen auch Warmwasserbereiter und Warmwasserspeicher sowie Verbundanlagen aus Warmwasserbereiter und Solareinrichtungen mit einem Label ausgestattet werden. Für einzelne Geräte werden Produktlabel, für Verbundanlagen sogenannte Verbund- oder Paketlabel vergeben.
Verbundanlagen können nur dann die effizientesten Klassen ab A+ erreichen, wenn die Wärme zu einem gewissen Teil mit Solarkollektoren oder Wärmepumpen gewonnen wird. Biomasse wird erst ab 2017 berücksichtigt. Systeme ohne Erneuerbare Energien wie Gas- und Öl-Brennwertkessel erreichen nicht die erforderliche Effizienz, um mit A+ oder besser bewertet zu werden. Indem das Energy-Label den Mehrwert Erneuerbarer Heizsysteme hervorhebt, leistet es wertvolle Unterstützung bei deren Vermarktung. Effizienzlabel sind durch die langjährige Verwendung bei anderen Geräten allgemein bekannt, als einfache Orientierungshilfe können sie eine Kaufentscheidung  durchaus beeinflussen.

Produktdatenblatt und technische Unterlagen

Je nach Produkt und Label müssen neben der Effizienzklasse noch weitere Daten abgebildet werden, etwa die Wärmenennleistung sowie der Schallleistungspegel (bei Heizgeräten) oder die Warmhalteverluste und das Warmwasserspeichervolumen (bei Speichern). Bei Warmwasserbereitern muss der jährliche Stromverbrauch beziehungsweise der jährliche Brennstoffverbrauch aufgeführt werden, bei Solarsystemen eine Solarkarte Europas mit drei als Anhaltspunkt dienenden Gesamtsonneneinstrahlungszonen, bei Wärmepumpen eine Temperaturkarte mit drei als Anhaltspunkten dienenden Temperaturzonen. Zusätzlich zur Effizienzkennzeichnung fordert die Richtlinie, dass für jedes Produkt auch ein Produktdatenblatt bereitgestellt wird, das die für die Berechnung des Labels relevanten Werte enthält. Auf Anfrage müssen den Behörden außerdem die sogenannten technischen Unterlagen vorgelegt werden.
Um eine angemessene Reichweite innerhalb der Zielgruppe zu gewährleisten, muss das Label an mehreren Stellen sichtbar sein: Hersteller müssen es am Produkt anbringen und in den Produktunterlagen abbilden; Händler müssen es am Produkt im Ausstellungsraum zeigen sowie im Angebot und in der Rechnung ausweisen. Auch in produktspezifischen Werbematerialien muss auf die Energieeffizienzklasse hingewiesen werden.
Das Produktlabel muss vom Hersteller vergeben und bereitgestellt werden. Für die Erstellung ist keine Zertifizierung vonseiten eines Dritten erforderlich, vielmehr können die notwendigen Leistungstests unter Anwendung aktuell gültiger Standardverfahren selbst durchgeführt werden. Alternativ kann auf bereits vorhandene Testergebnisse zurückgegriffen werden. Beim Verbundanlagenlabel ist dagegen immer derjenige, der gegenüber dem Endkunden als Letztverkäufer auftritt, in der Regel also der Installationsbetrieb, für Vergabe und Bereitstellung verantwortlich. Dies gilt auch, wenn das Label bereits vom Lieferanten oder Hersteller erstellt wurde und lediglich übernommen wird. Das Verbundanlagenlabel lässt sich mithilfe einer Berechnungstabelle sowie der Informationen aus dem jeweiligen Produktdatenblatt berechnen.
Solarkollektoren werden nicht als Wärmeerzeuger, sondern als Effizienztechnologie eingestuft, daher können sie kein eigenes Produktlabel erhalten. Gleichwohl müssen Lieferanten die erforderlichen Kennwerte in einem Produktdatenblatt mitliefern.

Datenbank www.heizungslabel.de hilft

Mit der verpflichtenden Effizienzkennzeichnung kommen neue Aufgaben auf die Branche zu, vor allem die Erstellung des Verbundanlagenlabels kann bei komplexeren Anlagen schnell einige Zeit beanspruchen. Gemeinsam mit weiteren Partnern haben der BSW-Solar und der Spitzenverband der Gebäudetechnik VdZ daher die Online-Datenbank www.heizungslabel.de eingerichtet. Mithilfe dieser Datenbank können Branchenvertreter kostenlos Verbundanlagenlabel für individuell geplante Anlagen erstellen und dabei auf Produktdaten der gelisteten Hersteller zurückgreifen. Die Datenbank deckte im Juli 2015 bereits rund achtzig relevante Hersteller von Heiz- und Warmwassergeräten ab. Es ist davon auszugehen, dass sich in den kommenden Wochen noch weitere Firmen anschließen werden. Durch die Möglichkeit, die Plattform mit der kaufmännischen Software zu verbinden, lassen sich die Effizienzklassen verschiedener Anlagentypen bereits im Beratungsgespräch transparent darstellen und vergleichen. Für Handwerker ist die Nutzung der Plattform oder der auf sie zugreifenden kaufmännischen Software die einfachste Variante.
Das vom europäischen Solarthermieverband ESTIF (European Solar Thermal Industry Federation) geleitete und von der EU-Kommission geförderte Projekt „LabelPackA+“ begleitet und unterstützt die Einführung des Verbundanlagenlabels für Solarwärme mit Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Schulungsmaterialien und Veranstaltungen in sechs wichtigen Ländern Europas. Als Projektpartner übernimmt der BSW-Solar die Information und Schulung von Händlern und Handwerkern in Deutschland. Weitere Informationen zu den Aktivitäten finden Sie ab September unter www.labelpackaplus.eu
Weil Solarkollektoren immer als Teil eines Verbunds aus mehreren Komponenten betrachtet werden, gelten für sie die Anforderungen des Verbundanlagenlabels. Allerdings wird bei Verbundanlagen nur das Gesamtergebnis betrachtet, mögliche Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Solarkollektoren  gehen nur über die unterschiedlichen Testwerte aus dem Datenblatt in die Berechnung ein. Der solare Deckungsgrad, also der jeweilige Anteil der Solarenergie an einem Gesamtsystem, hat keinen entscheidenden Einfluss auf die Klassifizierung, vielmehr kommt es auf die Kombination von Kesselleistung und Solaranlagengröße an. Verbundanlagen erreichen häufig bereits mit relativ kleinen solarthermischen Anteilen eine gute Effizienzklasse, eine größere Kollektorfläche und einen höherer Solaranteil führen nicht zwangsläufig zu einer besseren Einstufung.
Die Ausweitung des Energy-Labellings auf Heizgeräte für Raumwärme und Warmwasser wird dazu beitragen, dass die Umweltverträglichkeit neu installierter Anlagen langfristig steigt. Eine echte Wärmewende, die angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der hohen Emissionen des konventionellen Wärmesektors unbedingt notwendig ist, wird sie dagegen kaum einläuten. Angesichts der geringen Modernisierungsrate reicht ein Effizienzlabel für Neuanlagen nicht aus, um einen raschen und möglichst weitreichenden Umstieg auf große Anteile Erneuerbare Wärme einzuleiten und den Austausch der Millionen veralteten und klimaschädlichen Heizanlagen voranzutreiben. Eine verpflichtende Effizienzkennzeichnung von Bestandsanlagen ist erst ab 2017 geplant.
Somit wird es auch weiterhin vor allem auf die Fachbetriebe vor Ort ankommen. Sie haben den direkten Kontakt zu ihrer Kundschaft und den Menschen vor Ort, und vor allem haben sie die Expertise, die finanziellen und ökologischen Vorteile des solaren Heizens überzeugend darzustellen. Der Bundesverband Solarwirtschaft wird sie dabei weiterhin intensiv und vielfältig unterstützen.

Autor: Carsten Körnig

Kontakt: BSW - Bundesverband Solarwirtschaft e.V., 10117 Berlin, Tel. 030 2977788-0, Fax 030 2977788-99, info@bsw-solar.de, www.solarwirtschaft.de

 


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