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Abdichtung von Bädern und Sanitärräumen Wasser darf nur vor der Wand fließen

In Sanitärräumen sind Maßnahmen erforderlich, um das Bauwerk wirksam vor Durchfeuchtungsschäden zu schützen. Anfällig für Undichtheiten sind besonders Eckfugen, Übergänge von Sanitäreinrichtungen zur Wand, Wanddurchdringungen von Sanitäranschlüssen oder nicht passend ausgewählte Bodenabläufe. Für eine zuverlässige Abdichtung von Bädern und Sanitärräumen hat sich in den letzten Jahren das Verfahren der Verbundabdichtung zum Standard entwickelt. Besondere Beachtung ist deshalb bei allen Bauteilen der Sanitäranlage geboten, die in Wand- und Bodenkonstruktionen mit eingebunden werden und diese durchdringen.

Duschräume in Schwimmbädern oder Sportstätten unterliegen einer hohen Beanspruchung durch Spritz- und Strahlwasser. Die Boden- und Wandflächen müssen deshalb entsprechend abgedichtet werden. Die Einbindung von Bodenabläufen, Wandeinbauarmaturen und Armaturenanschlüssen in die Abdichtung erfordert in Planung und Bauablauf eine sorgfältige Koordination. Bild: Wolfgang Heinl

 

Aus bautechnischer Sicht ist ein wesentliches Merkmal von Nassräumen und Bädern, dass sie mit Einrichtungen zur Wasserentnahme und -ableitung ausgerüstet sind. Innerhalb des Gebäudes herrscht somit planmäßiger Wasseranfall, mit dem jedoch die unmittelbar angrenzenden Bauteile nicht in Berührung kommen sollen. Als Wand- und Bodenbeläge werden überwiegend Fliesen eingesetzt. Doch sind keramische Wandbeläge in ihrer Gesamtheit, bedingt durch Verfugung und Bauteilübergänge, keinesfalls dicht. Durch die Nassreinigung der Wand- und Bodenflächen in Sanitärräumen und Bädern werden diese zusätzlich mit Wasser beaufschlagt. Werden die nötigen Vorkehrungen zur Abdichtung von Decken und Wänden vernachlässigt, kann Wasser in den Baukörper eindringen. Die Folge davon sind Durchfeuchtungsschäden.

Teure Bauschäden durch fehlenden oder mangelhaften Schutz gegen Durchfeuchtung
Typische Schäden in Wohnhäusern sind sichtbare Durchfeuchtungen an Wänden, hinter denen sich das Bad befindet. Bis dieser Schaden bemerkt wird, hat das eingedrungene Wasser in vielen Fällen längst den Estrich unterwandert. Durchfeuchtungsschäden machen sich oft erst dann bemerkbar, wenn sich eingedrungenes Wasser bereits in alle Richtungen verteilt hat. Es kommt zu Fleckenbildungen durch Nässe und Schimmel; im Nebenraum können sich Farben und Tapeten ablösen. Bei entsprechenden Untergründen bilden sich innerhalb des Nassraumes Kalkausblühungen. Feuchteschäden können in kurzer Zeit ein ansonsten intaktes Gebäude zum Sanierungsfall machen. Einer der häufigsten Schadensfälle ist auf unzureichende Abdichtung im Bereich von Dusch- und Badewannen zurückzuführen. Häufig wird fälschlicherweise angenommen, die Silikonfuge am Wannenrand erfülle allein die Abdichtfunktion.

 

Der Übergang vom Boden zur Wand ist bei Duschrinnen ein abdichtungstechnisch sensibler Bereich. Die Duschrinne Cera Line W von Dallmer ist deshalb mit einem Anschlussflansch mit 90°-Aufkantung versehen. Der senkrechte Teil des Winkels ermöglicht die sichere Einbindung in die Verbundabdichtung. Bild: Dallmer

 

Hier wird die Bodenfläche einer Großküche mit einer Verbundabdichtung entsprechend dem ZDB-Merkblatt abgedichtet. Bild: Sopro Bauchemie

 

Für Undichtheiten anfällige Schwachstellen
Kritische Bereiche in Nassräumen sind die zahlreich vorhandenen Übergänge wie Ecken im Raum oder Wandanschlüsse von Bade- und Duschwannen, auf die Spritz- und Strahlwasser direkt auftrifft. Bedingt durch die bauliche und räumliche Konstruktion ergeben sich daraus typische Schwachstellen. In Sanitärräumen sind dies vor allem die Fugen, die für Undichtheiten anfällig sind:
•?Eckfugen,
•?Übergänge von Sanitäreinrichtungen zur Wand,
•?Wanddurchdringungen von Sanitäranschlüssen,
•?Verfugungen der Ablaufroste von Bodenabläufen, wenn darunter kein Anschlussflansch eingebaut wurde, der über Sickerwasseröffnungen unterhalb des Bodenbelags anfallendes Wasser ableitet.
Auch undichte Stellen durch Schäden an den Fugen des Fliesenbelags können Durchfeuchtungsschäden verursachen. Diese können beispielsweise entstehen durch:
•?Schwindrisse bei Fugenmörteln,
•?Rissbildung durch zu weiche Mörtelverarbeitung,
•?Risse infolge von Bauteil- und Temperaturspannungen.
In der Praxis werden Ablauf- und Spritzwasserzonen in Bad- und Duschbereichen häufig nicht abgedichtet. Besonders gravierend wirken sich Durchfeuchtungsschäden aus, wenn die bauliche Konstruktion in Holz- oder Trockenbauweise errichtet wurde. Ein Beispiel ist die Beplankung von Ins­tallationswänden mit Gipskartonplatten, die unmittelbar als Untergrund für den Fliesenbelag dienen. Gipskartonplatten erfordern einen dauerhaften Feuchteschutz gegen eindringendes Spritz- oder Schwallwasser. Die Gefahr von Feuchteschäden besteht vor allem bei Duschenwänden und im Bereich von Durchdringungen durch Armaturenanschlüsse. Eindringendes Wasser kommt dort direkt mit dem Grundwerkstoff in Berührung und kann die Gefügestruktur der Gipsplatte zerstören.

 

Wird dieser Armaturenanschluss nicht abgedichtet, kann Wasser eindringen und Durchfeuchtungsschäden sowohl an der Gipskartonplatte als auch am Baukörper verursachen.

 

Die Wandarmaturendichtung von Fermit wird durch die Rosette der Wandbatterie gegen die verflieste Wandfläche gepresst und schützt so vor dem Eindringen von Wasser. Bilder: Wolfgang Heinl

 

ZDB-Merkblatt regelt Verbundabdichtungen
Das ZDB-Merkblatt „Verbundabdichtungen – Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“ (siehe Kasten „Normen und Regelwerke“) hat sich für die Ausführung von Verbundabdichtungen zur Standardrichtlinie entwickelt und den Status als anerkannte Regel der Technik erreicht. Nach den Vorgaben des Merkblatts sollen im Bereich von Dusch- und Badewannen generell die Flächen unter und hinter der Wanne abgedichtet werden. Bei feuchtigkeitsempfindlichen Umfassungsbauteilen oder Verlegeuntergründen ist diese Flächenabdichtung zwingend erforderlich.

 

Wandflächen und Fugen am Wandanschluss von Wannen sind spritzwasserbelastet. Das Verfugen mit Silikondichtmassen erfüllt keine ausreichende Abdichtfunktion.Bild: Wolfgang Heinl

 

Abdichtung direkt unter der Fliese
Der Begriff Verbundabdichtung – bis vor wenigen Jahren noch als „alternative Abdichtung“ bezeichnet – drückt aus, dass die Abdichtung direkt im Verbund mit keramischen Belägen auf dem Fliesenuntergrund aufgebracht wird. Bei Wandflächen also auf dem fertigen Putz, bei Bodenflächen auf dem Estrich. Diese Konstruktion verhindert, dass die Untergründe unterhalb des keramischen Belags durchfeuchtet werden können. Ein Vorteil für den konstruktiven Bodenaufbau ist, dass dieses Abdichtungsverfahren auch die notwendigen Aufbauhöhen reduziert.
Auf dem Markt haben sich verschiedene Dichtstoffe für alternative Abdichtungen durchgesetzt:
•?Dispersionen für wasserundurchlässige Alternativabdichtung in Feuchträumen. Die Ausführung muss in zwei Schichten erfolgen. Vor Aufbringung der zweiten Schicht muss die erste Schicht vollflächig durchgetrocknet sein.
•?Dichtschlämme aus Kunststoff-Zement-Kombinationen als flexible und wasserundurchlässige Abdichtsysteme. Je nach Anwendungsfall werden eine oder zwei Schichten aufgetragen, wobei eine Mindestschichtdicke einzuhalten und zu protokollieren ist.
•?2-Komponenten-Spezialabdichtungen als flexible, rissüberbrückende Abdichtung, z.?B. auf Epoxidharzbasis. Diese sind hauptsächlich für hoch beanspruchte Flächen vorgesehen. Der Untergrund muss mit einer Grundierung vorbehandelt werden; die Aufbringung der Abdichtung erfolgt in zwei Schichten.
Ein Beispiel für die Einbindung in eine Verbundabdichtung ist der Einbau von vorgefertigten Hartschaum-Elementen für bodengleiche Duschen, die werkseitig mit einem integrierten Bodenablauf versehen sind. Innerhalb des konstruktiven Bodenaufbaus entstehen durch den Einbau Fugen zwischen dem Duschelement und dem umgebenden Estrich, die abgedichtet werden müssen. Die Boden- und Wandflächen der Dusche werden mit einer alternativen Abdichtung in zwei Schichten versehen. Nach dem Aufbringen der ersten Schicht werden die Aufkantungen sowie die Eckverbindungen zwischen Wand und Boden mit Fugenbändern abgedichtet und anschließend vollflächig mit der zweiten Schicht überstrichen. Der integrierte Bodenablauf wird dabei in die alternative Abdichtung mit eingebunden.

 

Beispiel für die Installation einer bodengleichen Dusche in einem Wohnungsbad mit Wänden in Trockenbauweise. Das Dusch­element und die in Trockenbauweise erstellten Installationswände werden vor der Verfliesung in die Verbundabdichtung eingebunden.
Bild: Wolfgang Heinl

 

Abdichtung der Bodenentwässerung erfordert Koordination
Der Einbau von Bodenabläufen in Sanitärräumen sorgt in der Bauausführung regelmäßig für Unstimmigkeiten. Hier liefert der Sanitärinstallateur ein Bauteil, das der Fliesenleger in die Abdichtung integrieren muss. Bereits in der Planungsphase ist deshalb eine genaue Abstimmung zwischen Bau- und Sanitärplanung nötig. Für die Auswahl der geeigneten Bodenabläufe ist zunächst maßgebend, welche Art der Abdichtung gewählt wird. So erfordert zum Beispiel eine Großküche eine andere Art der Abdichtung als ein Sanitärraum mit gelegentlich benutzten Duschen. Damit der Abdichter oder Fliesenleger die Abdichtung an einen Bodenablauf anschließen kann, muss dieser passgenau eingebaut sein. Dazu benötigt der ausführende Sanitärfachmann genaue Angaben des Architekten über den Aufbau der Bodenkonstruktion, um den richtigen Ablaufkörper auswählen zu können. Die Vorplanung ist auch für die Auswahl des geeigneten Werkstoffs von wesentlicher Bedeutung. Wird die Bodenabdichtung nicht als Verbundabdichtung, sondern beispielsweise mit Bitumen-Schweißbahnen ausgeführt, ist ein Kunststoff-Ablaufkörper fehl am Platz.
Die Hersteller im Produktsegment Entwässerungstechnik führen zahlreiche Varianten von Bodenabläufen, Ablaufkörpern und Duschrinnen, die zur Integration in eine Verbundabdichtung entwickelt wurden. An den Flansch werden Träger aus Gewebe, Vlies oder Folien angeschlossen, die zur Lastverteilung zwischen Verbundabdichtung und Ablaufkörper dienen. Die Flanschkonstruktionen von Bodenabläufen werden als Pressdichtungs- oder Klebeflansche ausgeführt. Die zugehörigen Aufstockelemente sind teilweise werkseitig mit Abdichtungsmanschetten oder Gewebematten ausgerüstet.

Fazit
Der wirkungsvolle Schutz gegen Durchfeuchtungsschäden ist nicht nur Aufgabe eines einzigen Fachmanns, sondern erfordert in Planung und Ausführung eine genaue Koordination. Die fachgerechte Ausführung von Abdichtungen in Bädern und Nassräumen bedarf einer detaillierten Vorbereitung und während der Ausführung eines funktionierenden Informationsaustausches. Welche Art der Abdichtung letztlich anzuwenden ist und welche vertragliche Werkleistung zu erfüllen ist, wird durch die Leistungsbeschreibung und vertraglich vereinbarten Bauleistungen bestimmt.

 


 

 

Normen und Regelwerke

Planung und Ausführung von Bauwerksabdichtungen sind zum einen durch die DIN 18195 geregelt, zum anderen durch Merkblätter, die u. a. vom ZDB (Zentralverband des Deutschen Baugewerbes) herausgegeben wurden. Die geltende Norm für "konventionelle" Abdichtungsmaßnahmen (z. B. mit Bitumen-Schweissbahnen) in Nassräumen ist die DIN 18195-5, Fassung 8-2000, Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen, Bemessung und Ausführung (Aktueller Norm-Entwurf: DIN 18195-5/A1, Ausgabe: 2011-02; Änderung A1). Für die Planung von Verbundabdichtungen in Abhängigkeit von der Beanspruchung gilt das vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) herausgegebene Merkblatt „Verbundabdichtungen - Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“ in der aktuellen Fassung vom Januar 2010.

Bezugsquelle für das Merkblatt: Fördergesellschaft des Deutschen Fliesengewerbes mbH, Kronenstraße 55-58, 10117 Berlin, Tel. 030 20314-431, Fax: 030 20316-499, E-Mail: blank@zdb.de. Das Merkblatt kostet 15,00 Euro inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten.

 

 


 

Anschluss von UP-Armaturen an die Verbundabdichtung

Für die Abdichtung von Wandeinbauarmaturen liefern einige Hersteller die Einbausätze für die Vormontage mit Abdichtungsflanschen oder -manschetten.

Vor dem Aufbringen des Fliesenbelages wird um die Bauschutzabdeckung der UP-Armatur Fliesenkleber aufgebracht und der vom Hersteller mitgelieferte Dichtrahmen darin fixiert. – Im Bauablauf ist es hierzu notwendig, den Fliesenleger entsprechend zu informieren und den Dichtrahmen auszuhändigen.

Bei der Endmontage wird der überstehende Rand des Dichtrahmens bündig zur Fliesenvorderkante abgeschnitten.

Beim abgebildeten Beispiel einer UP-Brausearmatur des Herstellers Ideal Standard dient der verbleibende Rand des Kunststoff-Dichtrahmens zur Aufnahme einer Gummi-Profildichtung, die nach Montage der Abdeckung für die nötige Dichtheit sorgt und so verhindert, dass Wasser in die Wand eindringen kann.

 


 


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