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7. Forum Wärmepumpe in Berlin - Die Wärmepumpe schreitet mit breiter Brust voran

Die Wärmepumpe hat aus dem Abseits des Nischenmarktes die Bühne des Wärmemarktes betreten. So hat sich auch der Bundesverband Wärmepumpe nunmehr zu einer greifbar festen Größe entwickelt und stellte im erneuerten Gewand als Hauptveranstalter des 7. Forum Wärmepumpe entsprechend selbstbewusst und zielorientiert den Blick auf die nächsten Dekaden des Wärmepumpenmarktes vor Augen.

Im ersten Szenario, bei dem die politische Lage nahezu unverändert bleibt, geht man von einem Marktanteil der Wärmepumpe am Gesamtabsatz Wärmeerzeuger in Deutschland von rund 22% bis 2030 aus. Die größten Zuwachsraten werden dabei im Neubau erwartet.

Unter günstigeren Bedingungen, wie etwa einem starken Marktanreizprogramm, einer deutlich beschleunigten Heizungsmodernisierung und Steuererleichterungen für erneuerbare Wärme, prognostiziert das zweite Szenario den deutlich höheren Marktanteil von 36% bis 2030. Dabei steigt insbesondere auch der Wärmepumpen-Absatz für die Gebäudesanierung.

Bei nahezu gleichbleibenden Rahmenbedingungen und einem Feldbestand von erwarteten 2,1 Mio. Wärmepumpen in 2030 ist laut der aktuellen BWP-Studie eine perspektivische Nutzung von rund 36,6 TWh Umweltenergie möglich.

Bei optimalen Rahmenbedingungen ist laut der aktuellen BWP-Studie bis 2030 bei einem Feldbestand von 3,9 Mio. Wärmepumpen sogar die Nutzung von 66,5 TWh Umweltenergie möglich.

 

Bereits zum siebten Mal hat das Forum Wärmepumpe stattgefunden, und erstmals zeichnete der Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) für diesen Branchentreff selbstständig verantwortlich. Der Verband hat sich nicht zuletzt durch den Umzug von München nach Berlin und durch die Aufstellung einer professionellen Führungsriege mit einem zielorientiertem Profil als zentrale Interessensvertretung  etabliert, um der Wärmepumpe fortan unmittelbar im Umfeld der politischen Entscheidungsträger ein entsprechendes Gewicht zu verleihen.
Umso konsequenter ist also dieser Schritt, dieses Forum selbstständig zu führen und zugleich auch in einem neuen, ausgeweiteten politisch-wirtschaftlichen Umfeld der Bundeshauptstadt zu platzieren. Von den Teilnehmern dieser Veranstaltung bis hin zu den Inhalten des Tagungsprogramms sowie den Referenten war schnell zu erkennen, dass die Wärmepumpe bereits eine feste Größe auf dem deutschen Wärmemarkt darstellt und sich aus der Ecke eines Nischenprodukts herausentwickelt hat. Dies wird nicht nur in den Verkaufszahlen und Prognosen bestätigt, sondern auch in der politischen und öffentlichen Wahrnehmung. Folgerichtig wird nun der Weg zu neuen Ufern betreten, da es der Branche beileibe nicht mehr genügt, im eigenen Saft zu schmoren und sich selbst zu feiern, sondern es vielmehr darum geht, das Erreichte zu festigen und zu erweitern. Denn es gilt mehr denn je, sich auf dem Wärmemarkt, der nun mal noch immer von den ewig Gestrigen dominiert wird, warm anzuziehen.

Branchenprognose

Ein Highlight dieser Veranstaltung war die exklusiv vom BWP erstellte Branchenprognose zum Wärmepumpen-Absatz und zur Marktentwicklung bis 2030, die der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Diese Studie ist in Deutschland ein Novum und wagt erstmals eine explizite Prognose zur Entwicklung der Wärmepumpe in den Bereichen Absatz, Marktdurchdringung und technischer Fortschritt bis 2030. Sie bildet ein solides Orientierungs-Tool für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft aber auch in der Branche.
Neu ist auch die Vorgehensweise: Um valide Daten zu erhalten, wurde für die Entwicklung des Wärmepumpenbestands erstmals auch der Austausch berücksichtigt. Ziel der BWP-Branchenstudie ist es, das Potenzial der Wärmepumpe für eine nachhaltige Wärmeversorgung auszuloten. Zu diesem Zweck wurden auf der Basis realistischer Annahmen zwei Szenarien formuliert: Das erste Szenario beschreibt die Entwicklung unter gleichbleibenden Rahmenbedingungen. Das zweite Szenario hingegen setzt deutlich optimierte Rahmenbedingungen voraus: Der „Modernisierungsstau“ im Altbau löst sich auf, und die Förderung für Erneuerbare Energie im Wärmebereich wird stark ausgebaut. Dieses optimistische Szenario verlangt natürlich auch, dass die kommunalen Gebäude in der Stadt und auf dem Land durch Handlungsmaßnahmen verwaltungsbürokratischer Verantwortungsträger auch aus dem Dornröschenschlaf des energetischen Ruins erwachen.
Beide Szenarien gehen ab 2010 von einer stetig steigenden Absatzzahl aus, aber je nach politischen Rahmenbedingungen fällt der Anstieg unterschiedlich hoch aus. Im ersten Szenario, bei dem die politische Lage nahezu unverändert bleibt, geht man von einem Zuwachs von 90% auf rund 120000 Einheiten aus. Unter günstigeren Bedingungen, wie etwa einem starken Marktanreizprogramm, einer deutlich beschleunigten Heizungsmodernisierung und Steuererleichterungen für erneuerbare Wärme (oder einfach nur Lösung diverser Blockaden), prognostiziert das zweite Szenario den deutlich höheren Wert von rund 311000 verkauften Wärmepumpen für das Jahr 2030. Damit käme es zu einem erheblichen Anstieg des Wärmepumpen-Absatzes von 390%.
Der Anteil der Wärmepumpe am Gesamtmarkt würde dabei von heute schon beachtlich rund 10% (2008) auf über 36% (2030) steigen, also auf mehr als ein Drittel des gesamten Heizungsmarktes. Dabei wird die Wärmepumpe nicht nur immer wichtiger für den Neubau, auch für die Sanierung von Gebäuden gewinnt die Wärmepumpe zunehmend an Bedeutung. Dies gilt natürlich nur, wenn die Hausaufgaben im Rahmen einer umfassenden, energetischen Sanierung gemacht sind und der Heizwärmebedarf grundlegend auf ein Minimum reduziert wird, den die Wärmepumpe durch sanfte Nacherwärmung – wie kaum ein anderer Wärmeerzeuger – höchst effizient bereitzustellen vermag. Dies schließt natürlich auch die Erkenntnis ein, dass Systemtemperaturen jenseits von maximal 55°C in der Regel weder zeitgemäß, noch argumentierbar sind. Oder dass einfach der Termini Niedrigtemperatursystem nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Fachliteratur klar definiert wird!
Hatte die Wärmepumpe 2008 bei der Modernisierung noch einen Marktanteil von etwa 7% am Gesamtabsatz der Wärmeerzeuger pro Jahr, so wären das bei günstigen Rahmenbedingungen in 2030 bereits über 31%, also ein Drittel. Und das sollte doch auch genügen; eingedenk der zahlreichen Möglichkeiten, aus dem das Konzert der Erneuerbaren Energien schöpfen lässt, um den Wärmemarkt konsequent zu 100% regenerativ zu gestalten.

Steigende Jahresarbeitszahlen

Die Studie geht von stetig steigenden Jahresarbeitszahlen aus. Ausgangspunkt sind die in renommierten Studien (u.a. Feldtest Fraunhofer ISE) aktuell gemessenen Werte. Die Weiterentwicklung der Wärmepumpen-Technik selbst, aber auch ihre Einbindung in das gesamte Heizungssystem und der qualifizierte Umgang mit der Wärmepumpentechnologie, sind nur einige Gründe für diesen Prozess. In der Prognose wird deshalb eine Leistungssteigerung im Durchschnitt von rund 35% bis 2030 erwartet.
Diese optimistische Aussicht verlangt jedoch dringend eine längst überfällige Bildungsoffensive unmittelbar an den Berufsbildenden Lehranstalten (Berufs- und Technikerschulen, Innungen, usw.) vor Ort. Die abgegriffenen Lehrpläne und Ausbildungsinhalte von vorgestern gilt es diesbezüglich an die heutige Zeit anzupassen, anstatt den Handwerker (wo er doch eine hoch gelobte Berufsausbildung abgeschlossen hat) mit zusätzlichen Weiterbildungsmaßnahmen zu belasten, weil er noch fleißig die Zeche seiner Meisterprüfung bezahlt, die ihm selten mehr einbringt, als die Eintragung in die Handwerksrolle.
Über die Fakten der Prognosen hinaus waren sich viele Teilnehmer des Forums auch einig, dass die Wärmepumpe nicht nur im Wohnungsbau eine passende Antwort auf die Anforderungen unserer Zeit zu geben vermag, sondern besonders auch in Nichtwohngebäuden, kommunalen Einrichtungen und natürlich auch in Industrie- und Gewerbebauten. Allein ist dafür jedoch eine erweiterte Qualifizierung von Entscheidungsträgern, Fachhandwerkern und Planern notwendig.
Ein erster Schritt ist hier die Weiterbildung zum EU-zertifizierten Wärmepumpeninstallateur. Zertifizierte Installateure haben nach einer 40-stündigen Schulung zu Wärmepumpentechnik und Anlagenplanung, heizungstechnischem, bauphysikalischem und geologischem Know-how eine theoretische und praktische Prüfung erfolgreich bestanden und mit einer Referenzanlage ihre Praxiserfahrung nachgewiesen. Sie müssen sich zudem einer fortlaufenden Qualitätskontrolle unterwerfen: Die Zertifizierung muss alle drei Jahre neu beantragt werden – wobei jedes Mal neue Referenzanlagen und (allerdings weniger umfangreiche) Wärmepumpen-Schulungen nachgewiesen werden müssen. Außerdem kann das Zertifikat bei berechtigten Kundenbeschwerden auch entzogen werden.
Allerdings ist es fraglich, ob eine einwöchige Weiterbildungsmaßnahme, die nicht nur Fehlzeiten im Betrieb sondern auch Kosten verursacht, zu einer ausreichenden Marktdurchdringung der – mit steigendem Wärmepumpen-Marktanteil immer dringender notwendigen – Wärmepumpen-Fachkenntnisse führt. Vielmehr muss diese Ausbildung in das Rahmenprogramm der überbetrieblichen Ausbildungsstrategien der Berufsschulen und Innungen eingebaut werden, wo fraglos der ZVSHK gefragt ist, um die Ausbildungsberufe zeitgemäß in das unsrige Jahrhundert zu führen. Selbstredend das Gros an Berufsbildenden Fachbüchern und Lehr-einheiten einer grundlegenden Überarbeitung, um die Basis zur Nutzung von Solar- und Umweltwärme sowie die zielorientierte Umsetzung energieeffizienter Anlagentechnik überhaupt zu ermöglichen. Durch die Technologie der Wärmepumpe wird die immer mehr um sich greifende Erkenntnis, dass der Hund doch mehr in der Anlagenhydraulik, Systemintegration, Auslegungsstrategien, integralen Planungsansätzen etc. begraben ist, provoziert.
Es hilft also nichts, an „unwilligen“ Heizungsbauern zu verzweifeln, wenn niemand in der Lage ist, die veralteten Lehrpläne und -inhalte einer gründlichen Revision zu unterziehen, um sowohl die Grundlage als auch die Chance zur Realisierung der vorgestellten Prognosen zu bilden.
Jeder in der Branche weiß, dass die Wärmepumpe mit Argusaugen beobachtet wird und Effizienzanforderungen gestellt werden, die bei anderen Technologien keinen interessieren. Die diesbezügliche Doppelmoral ist nicht nur politisch bedingt, sondern wird natürlich auch von den bisherigen Platzhirschen des Wärmemarktes mit hohem Aufwand forciert. Letztendlich entscheidet der Endkunde bzw. der Investor. Aus diesem Grund ist eine weitere (vielleicht die wichtigste) Aktion des BWP von Bedeutung, nämlich eine massive und konstruktive Öffentlichkeitsarbeit und Stärkung der Partnerschaften in Handwerk und Planung.

Wärmepumpen-Aktionswochen

2010 gehen die Wärmepumpen-Aktionswochen in die nächste Runde. Die vom BWP in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstalteten Wärmepumpen-Aktionswochen haben den Erfolg des letzten Jahres noch übertroffen. Bei über 2000 Einzelveranstaltungen konnten sich Bürger und Bauherren, Fachplaner und Architekten hautnah über die Vorteile der Wärmepumpe informieren. Kein Wunder also, dass es auch in 2010 zu einer Fortsetzung dieser erfolgreichen Gemeinschaftsinitiative der Wärmepumpenhersteller des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-,  Energie- und Umwelttechnik (BDH) e.V. und des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) e.V. kommen wird. Vom 17. April bis 2. Mai 2010 werden Interessierte wieder die Möglichkeit haben, sich bei attraktiven Einzelveranstaltungen – von der Wärmepumpen-Präsentation beim Tag der offenen Tür im Handwerksbetrieb bis hin zur mehrtägigen Bohr-Party mit Prominenz und Unterhaltungsprogramm – über die Wärmepumpe als zukunftsfähiges regeneratives Energiesystem zu informieren. Allen Aktionsteilnehmern – Unternehmen, Handwerksbetrieben und Planungsbüros – liefern die Wärmepumpenwochen einen guten Rahmen, um Interessierte, potenzielle Kunden wie auch die breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Auch 2010 wird dabei die aktive Aufklärung über Wirtschaftlichkeit, Umweltschonung und  Zukunftsfähigkeit der Wärmepumpen-Technologie im Mittelpunkt der bundesweiten Aktionswochen stehen. Der Startschuss der Wärmepumpen-
Aktionswochen 2010 fällt dann auf der IFH/Intherm in Nürnberg (14.-17.04.2010), die sich neben weiteren Schwerpunkten auch mit der Wachstumsbranche Erneuerbare Energien beschäftigt.

Autor: Frank Hartmann

Bilder: BWP

 


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