100% regenerativ – Marktübersicht Pelletheizkessel
Die Förderschnecke für die Zufuhr von Pellets zum Brenner wird unfreiwillig zum Sinnbild für die Marktentwicklung und die Rahmenbedingungen für Pelletheiztechnik: Während der Zubau an neuen Pelletheizungen in den letzten Jahren nur im Schneckentempo zulegte, bremst die Politik gleichzeitig bei der Energiewende und fördert dadurch den Investitionsstau. Entgegen aller guten Argumente und Sparpotenziale warten Millionen betagter Heizungsanlagen auf den Austausch gegen energieeffiziente Systeme. Die Umrüstung auf Pelletheiztechnik bietet im Vergleich zu fossilen Energien niedrige Brennstoffkosten bei zuletzt konstanten Preisen – und ist 100% regenerativ. Der nachfolgende Marktreport verdeutlicht aktuelle Fakten und nennt Chancen für die Pelletheiztechnik. Die Marktübersicht stellt dazu die aktuellen Produkte der Hersteller von Pelletheizkesseln vor.
Seit der Markteinführung hat sich das Heizen mit Holzpellets zunehmend als günstige Alternative zu den fossilen Brennstoffen Öl und Gas entwickelt. Richtig deutlich wurde der Preisunterschied der Brennstoffe jedoch erst, als der Ölpreis auf einem konstant hohen Niveau zu verharren begann. Doch die Absatzzahlen für Pelletheizkessel verliefen in den vergangenen Jahren tendenziell eher in entgegengesetzter Richtung zur Preisentwicklung beim Heizöl: Von Anfang 2008 bis Ende 2011 wuchs der Gesamtbestand an Pelletheizungen in Deutschland um die eher bescheidene Anzahl von 50000 Anlagen [1]. Im Jahr 2010 hatte der Anteil der Biomasse-Wärmeerzeuger an der gesamten Absatzmenge aller produzierten Wärmeerzeuger (Öl- und Gas-Wärmeerzeuger, Wärmepumpen, Biomasse) einen Anteil von 3,1%, gefolgt von Öl-Niedertemperaturheizkesseln (6,1%) und Wärmepumpen (8,3%) [2]. Für 2011 prognostizierte der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) beispielsweise für Öl-Brennwertheizkessel höhere Absatzzahlen als für Biomasse-Wärmeerzeuger.
Biomasse hinter Wärmepumpe und konventioneller Heiztechnik
Vom BAFA wird für die Modernisierung im Gebäudebestand nach wie vor eine Basisförderung von 36 Euro je kW, mindestens jedoch 2000 Euro, für einen Pelletkessel zwischen 5 und 100 kW gewährt. Beim zusätzlichen Einbau eines neuen Pufferspeichers mit einem Mindestinhalt von 30l/kW winken für diese Umrüstung auf 100% Erneuerbare Energie 2500 Euro Fördergeld [3]. Wäre dieser „Abwrackprämie“ derselbe Erfolg wie der im Jahr 2009 praktizierten Fördermaßnahme im Neuwagensektor beschieden, würde dies wohl bei sämtlichen in dieser Marktübersicht vertretenen Anbietern die Produktionskapazitäten sprengen. Förderungen werden aber auch für regenerative Wärmeerzeuger gewährt, die in der Absatzstatistik derzeit besser abschneiden: Ein Blick in die aktuelle BAFA-Zuschusstabelle für die Basisförderung von Wärmepumpen zeigt, dass diese – im Gegensatz zur Biomasse-Förderung gestaffelten – Fördersätze ab 11 kW Nennwärmeleistung im Vergleich großzügiger ausfallen [4]. So summiert sich der Zuschuss für eine 15-kW-Wärmepumpenanlage nach aktuellem Stand auf 3000 Euro – allerdings nur für Sole/Wasser- oder Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Für Luft/Wasser-Wärmepumpen bis 20 kW beläuft sich der Zuschuss dagegen auf nur 900 Euro.
Modernisierungsstau trotz steigender Energiepreise
Trotz des Marktanreizprogramms blieb die Pelletheizung auf der Beliebtheitsskala wie auch in den Absatzzahlen bisher hinter den Erwartungen zurück und hat bisher auch nicht wesentlich dazu beigetragen, den Modernisierungsstau in deutschen Heizungskellern aufzulösen. Laut einer Studie des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks sind 1,4 Mio. Ölheizungen und 1,5 Mio. Gasheizungen über 20 Jahre alt. „Durch die Investition in ein Heizungssystem, das mit einem erneuerbaren Energieträger wie Holzpellets betrieben wird, wären die Heizungsbesitzer geringeren Preisschwankungen für den Brennstoff ausgesetzt“, sagt Martin Pfränger, Projektleiter der Messe Interpellets. Indessen kritisiert der BDH, dass die Bundesregierung die Entscheidung über steuerliche Anreize für Effizienzinvestitionen im Gebäudebestand erneut verschoben hat. Der BDH fordert die Einbeziehung der energetischen Teilsanierungen: Mit einem Investitionsvolumen von 10000 bis 25000 Euro würden bereits Energieeinsparungen im Gebäude von 30% und mehr erreicht. Solche Investitionsvolumina könnten nach Schätzungen des BDH etwa 50 bis 60% der über 10 Mio. Gebäudeeigentümer stemmen. Bislang würden pro Jahr nur 3% aller Deutschen trotz drastisch steigender Öl- und Gaspreise ihre Heizung modernisieren.
Ausbaufähige Marktentwicklung
Die Differenz zwischen Prognose und tatsächlichem Ausbau zeigt auch ein Blick um fünf Jahre zurück: Für das Ende des Jahres 2007 hatte der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) einen Bestand von 90000 Pelletheizungen prognostiziert; die Zielsetzung für einen Bestand von über 500000 Anlagen bis 2015 wurde als „nicht unrealistisch“ erachtet. Indessen lag der Gesamtbestand installierter Pelletheizungen Ende 2007 bei 83000 Anlagen und ist bis Ende 2011 nach vorläufiger Schätzung auf 155000 Anlagen gewachsen [1]. Sollte bis Ende 2015 die Zahl 500000 erreicht werden, müssten ab 2012 pro Jahr durchschnittlich 86250 Pelletheizkessel den Weg vom Fließband in den Heizraum finden.
Ebenfalls bereits vor fünf Jahren hatte der DEPV in einer Pressemitteilung die Zielsetzung formuliert, dass für die Pelletbranche Handlungsbedarf bestehe, „wenn man sich beim Endkunden wieder als das moderne, ökologische, kosten- und energieeffiziente sowie komfortable Heizsystem darstellen will“. Ein weiterhin hohes Qualitätsniveau bei der Kessel- und Verbrennungstechnik wie auch beim Brennstoff selbst sei anzustreben, um künftig auch angesichts einer breiteren Rohstoffbasis keine Abstriche beim Heizverhalten und den Emissionen zu machen. Was konkret heißt, dass Pelletheizkessel ohne Probleme Qualitätsschwankungen bei Pellets verdauen sollen. Zum reibungslosen Betrieb von Pelletfeuerungen wurden von der Branche in den letzten Jahren verschiedene Qualitätssicherungsmaßnahmen umgesetzt, zum Beispiel das neue Zertifizierungssystem ENplus für Pellets, das auch den Handel mit einbezieht.
Pelletheizung 2012: Über 40% günstiger als Heizöl und neue Komfort-Trends
Zurück in 2012: Der Zuschuss aus dem Marktanreizprogramm ist im Vergleich zur Solarförderung konstant geblieben. Die Versorgung mit Holzpellets ist flächendeckend gesichert; es mussten sogar über 40% der Pellet-Produktion im dritten Quartal 2011 exportiert werden. Nach aktuellen Daten waren Holzpellets zuletzt 43% günstiger als Heizöl; die labilen internationalen Energiemärkte würden sich auch in diesem Jahr nicht auf den Preis für Holzpellets in Deutschland auswirken. Im Gegensatz zu den Preisen für fossile Energieträger hielt sich der Pelletpreis im Winter 2011/2012 auf einem stabil niedrigen Niveau. Im Januar 2012 betrug der Preisindex des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes e.V. (DEPV) 239,17 Euro je Tonne. Heizöl verzeichnete dagegen gegenüber dem Vormonat Dezember 2011 eine Preissteigerung von 6%. „Heizen mit Pellets bleibt damit auch im neuen Jahr mehr als 40% günstiger als mit Heizöl“, so der DEPV. Im Mai 2011 kostete eine Kilowattstunde mit dem Brennstoff Öl 8,30 Cent, mit Pellets dagegen nur 4,70 Cent.
Die derzeitige Entwicklung der Brennstoffpreise lässt darauf hoffen, dass sich dadurch die Nachfrage nach Pelletheizungen belebt. Immerhin ist nicht ausgeschlossen, dass der Preis für einen Liter Heizöl bald die Ein-Euro-Marke erreicht. Steigt der Preis für Holzpellets hingegen nicht über 250 Euro je Tonne, würde die – allerdings rein auf die Brennstoffkosten bezogene – Vergleichsrechnung so aussehen: 2000 Euro für 2000 Liter Heizöl, 1000 Euro für 4 Tonnen Holzpellets – macht unter dem Strich eine Reduzierung der Brennstoffkosten um glatt 50%. Einleuchtender geht es kaum. Die Heiztechnik selbst zeigt sich teilweise in ansprechenderem Design und bietet mehr Flexibilität in der Pelletzuführung sowie für die Aufstellung. Neu ist bei einigen Anbietern ein Bedienkomfort, der sich den neuen Kommunikationstechnologien angepasst hat – Smartphone & Co. übernehmen die Funktion des Kessel-Bedienfeldes, sodass der Heizkessel schon während der Rückfahrt vom Wochenendurlaub von unterwegs gestartet werden kann. Ein weiterer Trend, der sich nach den Informationen einiger Hersteller deutlich abzeichnet, ist das Interesse vieler Endkunden an Kombi-Pelletheizkesseln, mit denen sich sowohl Holzpellets als auch Stückholz oder Hackgut effizient und ohne Umstellarbeiten verfeuern lassen.
Fortbildungskampagne für das SHK-Handwerk
Zusätzlich neuen Schub erhält die Pelletheiztechnik mit den gemeinsam vom Deutschen Pelletinstitut (DEPI) und dem ZVSHK initiierten Qualifizierungskampagnen: Das SHK-Fachhandwerk nutzt das Fortbildungsangebot zum „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“, das seit Anfang 2011 organisiert wird: „Bislang ist ein erfreuliches, außergewöhnlich hohes Interesse der Heizungsbauer festzustellen. Das belegt eindrucksvoll, dass Erneuerbare Wärme aus Holzpellets weiterhin auf dem Vormarsch ist“, berichtet DEPI-Geschäftsführer Martin Bentele in einer Presseinformation vom Februar 2012. Für das Jahr 2012 sind elf Fortbildungsveranstaltungen vorgesehen, deren Orte und Termine auch bereits feststehen. Inhalte der Fachschulung sind Informationen zum Energieträger Holz, zur Produktion sowie zum Handel von Pellets und anderen Energieholzsortimenten. Darüber hinaus stehen Qualitätskriterien von Pellets, technische Vorschriften, Pelletlagerung und Verkaufsargumente auf dem Lehrplan. „Wir bilden die Heizungsbauer nicht zum Hobbyförster fort, aber er soll ein Gespür für den heimischen Energieträger Holz bekommen. Als Referenten agierten bei den Schulungen anerkannte Branchenexperten und Spezialisten des Deutschen Pelletinstitutes. Über 1000 Heizungsbaubetriebe haben nach Angabe des DEPI im Jahr 2011 die Fortbildung zum „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“ absolviert.
Auch die diesjährigen SHK-Fachmessen werden als Branchenplattform für Schulungen genutzt. Während der Messe IFH/Intherm in Nürnberg (18. bis 21.04.2012) wird neben der Fachschulung auch ein „Innovations-Zentrum Pellets“ in Halle 7 veranstaltet. „Die Kampagne zum Pelletfachbetrieb bietet kompetenten Heizungsfachleuten die Chance, ihre Qualifikation gegenüber dem Verbraucher eindrücklich zu dokumentieren und offensiv zu bewerben. Zur kompetenten Verbraucherberatung beim Heizungstausch werden qualifizierte Heizungsbauer benötigt, die über Spezialkenntnisse und entsprechende Erfahrung mit Pellets und weiteren Energieholzsortimenten verfügen“, stellt DEPI-Geschäftsführer Bentele fest. Ziel des ZVSHK und des Deutschen Pelletinstitutes sind 4000 geschulte SHK-Handwerksbetriebe im Jahr 2015.
Pelletfeuerungen in kommunalen Gebäuden
Mit einer zunehmenden Nachfrage rechnet die Branche auch im Bereich der öffentlichen und kommunalen Gebäude: Immer mehr Schulen, Krankenhäuser, Sporthallen oder Gewerbebetriebe werden mit Pellets beheizt. Am 1. Mai 2011 trat die Novelle des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) in Kraft. Demnach müssen Kommunen seitdem nicht nur bei neuen, sondern auch bei bestehenden öffentlichen Gebäuden, die grundlegend renoviert werden, einen Teil des Wärmebedarfs durch Erneuerbare Energien decken. Betreiber von Pellet-Großanlagen sparen erheblich Geld bei den Brennstoffkosten, wie das Deutsche Pelletinstitut DEPI ausgerechnet hat: So spart eine Schule mit einem jährlichen Energiebedarf von 200 MWh mit Holzpellets bis zu 7000 Euro gegenüber Heizöl. Bei einem Gewerbebetrieb mit einem jährlichen Energiebedarf von 2200 MWh beläuft sich diese Einsparung auf jährlich rund 58000 Euro. Große Pelletfeuerungen würden sich schneller amortisieren als kleinere. Die Marktübersicht nennt deshalb neben den aktuellen Produkten für den Einsatz im Ein- bis Dreifamilienhausbereich auch die Leistungsbereiche, in denen Groß-Pelletkessel verfügbar sind.
Literatur:
[1] Deutsches Pelletinstitut (DEPI) auf Basis der Zahlen von BAFA und BDH, Stand 2011
[2] Bundesindustrieverband Deutschland Haus-,
Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH), Marktentwicklung Wärmeerzeuger 2000 – 2011
[3] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Übersicht Basis-, Bonus- und Innovationsförderung MAP-Förderbereich Biomasse; Stand: Ab dem 31.12.2011
[4] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Basis- und Bonusförderung Wärmepumpe, Zuschusstabelle; Stand: Ab dem 31.12.2011
Im Anhang die Marktübersicht als PDF-Format
pdf "024-009.pdf" hier herunterladen.