IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1999, Seite 3
EDITORIAL
Euroland
Bereits Karl der Große beabsichtigte in der Zeit um 800 in seinem Kaiserreich, das weite Teile des heutigen Europas umfaßte, ein einheitliches Münzwesen durchzusetzen. Aus diesem Jahrhundert stammt auch der Begriff "Pfennig" als Münzwert. Dieser hat nun endgültig ausgedient, denn am 1. Januar 1999 wurde mit einem Verrechnungskurs von 1,95583 DM zu einem Euro (EUR) die Deutsche Mark als Währungseinheit verabschiedet und somit Teil der Geschichte. Als Untereinheit des Euro fristet die Mark nun ein Mauerblümchendasein, bis sie voraussichtlich am 1. Juli 2002 im Euroland untergeht.
Elf europäische Länder schlossen sich am 2. Mai 1998 unwiderruflich zur Europäischen Währungsunion (EWU) zusammen. Dieser Schritt diente der wirtschaftlichen Integration Europas und soll auch Impulse für die politische Einheit dieser Länder geben. Die Verantwortung über die Geldpolitik der Leitwährung übernahm im Januar die Europäische Zentralbank mit Sitz in Frankfurt.
Kaum das der Euro eingeführt war, gab es schon Stimmen, den Euro mit sieben Noten- und acht Münzserien schon vor 2002 als Zahlungsmittel einzuführen. Diese Vorzeichen verdeutlichen, daß der Euro kein Papiertiger sein wird und sein Bewertungskurs zum Dollar von 1,15 bis 1,17 in den ersten Wochen einen stabilen Trend aufweist.
Wer will kann auch heute schon bargeldlos mit dem Euro durch Überweisungen, Kreditkarten und Schecks zahlen. Ein Zahlungszwang besteht allerdings nicht, sondern die freie Wahl. Bei allen Anweisungen ist es erforderlich die Währung in DM oder EUR anzugeben, sonst könnte es ein schlimmes Erwachen geben. Banken und Sparkassen handeln nicht einheitlich und so ist es möglich, daß die Buchungsbeträge unbeabsichtigt in der falschen Einheit verrechnet werden.
Unternehmerisch denken heißt nun auch in entsprechenden Währungen zu planen, denn große Unternehmen haben bereits auf den Euro umgestellt und dies könnte die Auftragsabwicklung beeinflussen. Die Wahlmöglichkeit bedeutet zwar eine großzügige Übergangsfrist, die Firmen sollten jedoch sofort aktiv werden, um die Umstellungskosten für Buchhaltung und EDV möglichst gering zu halten. Damit zukünftige Kosten unternehmerisch eingeplant werden können, sollte an Rückstellungen (Passiva) für Außenverpflichtungen gedacht werden.
Die Übergangsfrist für Verbraucher und Einzelhandel ist eine echte Herausforderung. Stellt man die europaweiten Vorteile für den Kunden wie Preisvergleich, Umtauschverlustfreiheit und Buchungsvereinfachung den möglichen Kosten und Risiken der Unternehmen wie Preisdruck, Wettbewerbsintensivierung und Umstellungskosten gegenüber, so stellt sich ein differenziertes Bild dieser Phase dar. Ganz zu schweigen von den enormen Umstellungsproblemen bei Münzautomaten während der nächsten Jahre. Um den Bürger frühzeitig an die neue Währung zu gewöhnen, wird der Handel aufgrund einer Selbstverpflichtung wohl doppelt "anpreisen" und dies wiederum bedeutet Kosten. Mit dieser Maßnahme wird beabsichtigt, den Kunden die Angst vor verdeckten Preiserhöhungen zu nehmen. Bei Kreditkartengeschäften wird möglicherweise eine schnelle Umsetzung erfolgen, da die entsprechenden Umstellungen der Terminals bereits anlaufen. Die Kreditkarte wird somit das einfachste Mittel der Wahl sein, aber auch hier sind DM- und Euro-Einheiten zu beachten.
Für Unternehmen scheint es dringend angeraten, sich fachlichen Rat bei Banken, Sparkassen und Steuerberatern einzuholen. Als kleinen Einstieg zur Euro-Problematik hat die IKZ-HAUSTECHNIK bereits in den Ausgaben 4 bis 8/98 eine fünfteilige Sonderserie veröffentlicht, die sie auch über Internet unter http://www.ikz.de studieren können. Weitere informative Seiten finden sie unter dem Begriff "Euro" in Suchmaschinen des Internet oder unter http://www.bundesregierung.de sowie bei der Deutschen Bank und der Landesbank Rheinland-Pfalz (http://www.lrp.de/euro/index.phpl).
Volkmar Runte
IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur