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Trinkwasser-Installation in der Praxis

Teil 1: Die Anpassungsfähigkeit von Legionellen und die Konsequenzen auf die Wirksamkeit von Desinfektionsmaßnahmen

Bei einem Legionellenbefall können zur unmittelbaren Gefahrenabwehr endständige Sterilfilter eingesetzt werden. Bild: Schell

Legionellen haben für die Vermehrung ein optimales Temperaturfenster, das etwa zwischen 25 und 55°C liegt. Das Bild zeigt fluoreszierende Legionellen unter dem Mikroskop. Bild: BlueLab

Thermische Desinfektionsmaßnahmen umfassen stets das ganze Rohrsystem, vom Speicher bis zum Auslauf. Bild: Pictures4you – Fotolia.com

 

Legionellen sind krankmachende Bakterien, die in Trinkwasser-Installationen nicht vorkommen sollten. Leider finden sich insbesondere in ausgedehnten Rohrnetzen immer wieder Schlupflöcher und Wachstumszonen für die Keime und mitunter ist die Anzahl der Legionellen so groß, dass bauliche oder betriebliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sie zu eliminieren.

Eine immer noch häufig angewendete Maßnahme ist die thermische Desinfektion. Noch vor wenigen Jahren waren sich Trinkwasserexperten einig, dass Legionellen bei hohen Temperaturen sicher absterben. Tatsächlich kommt es oberhalb von 60°C zum Absterben der Keime. Aller­dings werden dabei längst nicht alle Bakterien eliminiert. Inzwischen weiß man vielmehr, dass Legionellen bei Stress wie chemische oder thermische Desinfektionsmaßnahmen, toxische Metall­ionen oder auch Nährstoffmangel in eine Art Dämmerzustand fallen können. Sie sind dann nicht tot, sondern lediglich inaktiv. Ein reiner Überlebenstrieb mit einer schwerwiegenden Folge: Sie vermehren sich in dem Zustand nicht, lassen sich daher auch nicht kultivieren und mit Standardmethoden nachweisen. Die Wissenschaft spricht dabei vom sogenannten VBNC-Zustand (viable but non-­culturable). Geht die Hitze oder eben ein anderer Stressfaktor zurück und liegen ansonsten günstige Bedingungen vor, vermehren sich die Bakterien fleißig weiter. Sie werden gleichsam wieder infektiös und sind mit Standardmethoden nachweisbar. Das ist ein Grund, warum thermische oder auch chemische Desinfektionsmaßnahmen manchmal nicht erfolgreich sind und eine bakterielle Kontamination nur durch die Beseitigung der Ursachen dauerhaft minimiert werden kann.
Dennoch ist die Desinfektion eine vielfach präferierte Maßnahme. Wichtig dabei: Zeit und Temperatur beachten, sie spielen gerade bei thermischen Desinfektionsmaßnahmen eine entscheidende Rolle. Das ganze Rohrsystem muss ausreichend aufgeheizt werden – vom Speicher bis hin zur letzten Entnahmestelle und in den hintersten Biofilm des Systems. Gerade dort – also im Biofilm an der Rohrwandung – leben rund 90% der Legionellen und dämmern während der Desinfektionsmaßnahme vor sich hin.
Praxistipp: Bei einem Legionellenbefund in der Trinkwasser-Installation können als Sofortmaßnahme und bis zur Beseitigung der Ursache (Sanierung der Anlage) sogenannte endständige Sterilfilter eingesetzt werden. Deren Verweildauer im System ist begrenzt: Üblicherweise betragen die zertifizierten Standzeiten 30 Tage pro Sterilfilter. Danach ist die sichere Abscheidung von Keimen und Bakterien nicht mehr gewährleistet. Es gibt inzwischen Modelle, die Silber enthalten und dessen desinfizierende Wirkung nutzen. Sie weisen höhere Standzeiten und damit Kostenvorteile auf, besitzen aber nach geltender Trinkwasserverordnung keine Zulassung.

 


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