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Auf was es im barrierefreien Bad ­ankommt

Lösungen mit einfachem Zugang und sicherer Benutzung gefragt

Im barrierefreien Bad steht die bodengleiche Dusche im Mittelpunkt, zudem unterstützen weitere Ausstattungselemente das Bad für alle Generationen: der Klappsitz unter der Brause oder das höhenverstellbare WC. Bild: Wahl/Livinghouse

Rutschhemmende Oberflächenvergütung ist eine hilfreiche Option für Benutzer, die mehr Sicherheit wollen: weniger Glätte bei hohem Pflegekomfort. Bild: Bette

Die schematische Darstellung eines typischen Badezimmers zeigt Merkpunkte für Barrierefreiheit auf: von der Beinfreiheit am Waschtisch über geeignete Wandverstärkung für die Nachrüstung von Haltegriffen bis hin zum Außenanschlag der Tür und Bewegungsflächen. Bild: VDMA

Der seitliche bzw. wandseitige Rinnen­ablauf unterstützt das Konzept der Bar­rierefreiheit, da die Standfläche in der Dusche unberührt von Ablaufgittern oder Ab­deckungen bleibt. Bild: Tece

 

Nur die ältere Generation beim Thema „barrierefreies Bad“ in den Blick zu nehmen, ist kurzsichtig. Handicaps können Menschen jeden Alters erleiden und Einschränkungen verschiedene Aspekte der Sinneswahrnehmung sowie der Mobilität betreffen. Barrierefreie Bäder sind auch ein Vorsorgethema: Vorbeugen für den Fall der Fälle – und um so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung bleiben zu können.

„Der Raum oder die Produkte sind so zu planen, dass bei der Nutzung des Bades möglichst wenig fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muss“, sagt Harald Wahl, Sanitärfachhändler mit hauseigener Planungsfirma. Denn bei einer langfris­tigen Investition – wie sie ein Badneubau oder eine Sanierung bedeuten – ist über den Zeitverlauf an unterschiedliche Nutzerprofile zu denken. Hierbei ist in erster Linie zu beachten, dass bei Menschen mit zunehmendem Alter meist neben den motorischen auch die kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Die Folge ist, dass sich Bedienfunktionen nicht mehr so einfach erfassen lassen, wie von jüngeren Personen. Nicht zuletzt sollte auch an den Bewegungs­drang von Kindern gedacht werden.
Zur Umsetzung dieser Aspekte hat die barrierefreie Planung zunächst die Architektur ins Visier zu nehmen: Ist der Weg ins Badezimmer einfach, die Tür breit genug, der Boden rutschhemmend, genug Bewegungsspielraum vorhanden, werden hinderliche Kanten vermieden? Sodann geht es um die Badeinrichtung mit den jeweiligen Objekten, Armaturen und der Beleuchtung: Ist alles gut begehbar, leicht zu bedienen und auf den ersten Blick zu verstehen? Schließlich kann ein falscher Dreh zu gefährlichen Situationen führen. Denn Barrierefreiheit heißt stets: leichter Zugang sowie einfache und sichere Benutzung – für alle Badnutzer.

Barrierefreie Planung
Beginnend bei den baulichen Voraussetzungen stellen sich Fragen, die mit dem Bauherren zu besprechen sind: Ist das künftig auf Barrierefreiheit ausgerichtete Bad an der richtigen Stelle? Ist es vom Schlafzimmer leicht zu erreichen? Oder sollte die Tür versetzt und der Raum eventuell vergrößert werden? Für eine Anpassung der Tür ist zu beachten, dass die Barrierefreiheit eine Durchgangsbreite von 80 cm (für Rollstuhlfahrer mindestens 90 cm), eine lichte Höhe von 205 cm und den Anschlag von außen verlangt. Hintergrund ist, dass sich die Tür nach außen öffnen lassen soll. Für die barrierefreie Planung sollte auch beachtet werden, dass die Wände/Vorwandelemente ausreichend stabil für die ggf. spätere Montage von Haltestangen und -griffen sind.
Die Bewegungsfreiheit und die hindernisfreien Wege zwischen Tür, Waschtisch, WC und Dusche oder Wanne stehen am Beginn einer barrierefreien Planung. Dazu gibt es zwei Aspekte zu beachten: Zum einen ist selbstverständlich auf bauliche Hindernisse wie Stufen oder Podeste zu verzichten, zum anderen sollte auch die Tür schwellenlos sein. Zudem empfiehlt sich, den Boden rutschhemmend zu gestalten, ob mit Fliesen (Klasse R 10 oder besser) oder einer anderen stumpfen Oberfläche. Dies gilt besonders für die Duschfläche: „Antislip“-Beschichtung ist eine Lösung, aber rutschhemmend wirkt auch ein Mosaikboden mittels seines hohen Fugenanteils.

Sicherheit und Komfort in der Dusche
Der Badplaner hat einen Spielraum, um individuelle Möglichkeiten umzusetzen, z.B. einen Rinnenablauf für die Dusche. Dies kommt dem barrierefreien Konzept entgegen, da kein Abfluss die Standfläche unterbricht. Die unterbrechungsfreie Ausführung soll möglichst harmonisch in den übrigen Badfußboden übergehen. Lediglich ein Höhenunterschied von 2 cm (der möglichst abgeschrägt ausgebildet werden sollte) und ein Gefälle von bis zu 2% sind gestattet.
Mehr Bewegungsfreiheit schafft beispielsweise eine komplett einklappbare Duschabtrennung. Stehende Glas-Duschabtrennungen sind zwar elegant, können aber auch schnell übersehen werden. Eine visuelle Kennzeichnung, etwa durch ein grafisches Dekor, ist daher empfehlenswert. Nicht zuletzt sollte die Lösung mit einem Duschvorhang in Erwägung gezogen werden, wenn es um Barrierefreiheit und die Vermeidung von Stoßkanten oder Hindernissen geht.
Das Konzept vom Generationenbad, wie es Verbände und verschiedene Hersteller propagieren, liefert praktische Hinweise für das zukunftsfähige Bad: So werden beispielsweise Thermostate mit klarer Kennzeichnung empfohlen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Motorik zum sicheren Greifen und das Sehvermögen mit dem Alter abnehmen. Auch die Bedienung der Handbrause und das Einstellen ihrer Aufhängung an der Brausestange sollten leichtgängig sein. Last but not least bietet ein Klappsitz Unterstützung für sicheres Duschen. Bei der Planung sind dabei ggf. Wandverstärkungen zu berücksichtigen.

Waschtisch und WC
Am Waschtisch muss Beinfreiheit herrschen und der Blick in den Spiegel sollte problemlos im Sitzen möglich sein. Dafür muss dieser mindestens 100 cm hoch bzw. im Sitzen kippbar sein. Für die Sitzposition ist am Waschtisch eine etwas niedrigere Montagehöhe von 65 bis 70 cm gefragt. Zudem ist für die Unterfahrbarkeit ein entsprechender Waschtischablauf vorzusehen. Die WC-Sitzhöhe ist auf den Nutzer abzustimmen, wobei 46 bis 48 cm das Setzen und Aufstehen erleichtern. Das Maß der Ausladung muss mindestens 70 cm betragen. Zudem sind Stützklappgriffe vorzusehen. Hilfreich ist auch eine individuelle Höhenverstellbarkeit. Für den Waschtisch und das WC gibt es entsprechende Module, die elektrisch zu verstellen sind.
Beim Thema Stromanschluss, der bei diesen Modulen unverzichtbar ist, sollte auch an eine Versorgung eines Dusch-WCs gedacht werden. Dieser Komfort gehört zwar nicht zu den Kriterien der Barrierefreiheit, empfiehlt sich aber für das Seniorenbad mit Blick in die Zukunft. Be­dienkomfort sollte zudem für die Spülbetätigung eingeplant werden, die von einer Fernauslösung am Klappgriff bis hin zur Fernbedienung oder einer Steuerung per App reicht.

Die Wanne bleibt erreichbar
Auf die Badewanne zu verzichten fällt gerade älteren Menschen vielfach schwer – gehört das Entspannungs- oder hausmedizinisch wirksame Vollbad doch oftmals zur gewohnten Badkultur. Umso ärgerlicher, wenn die eingeschränkte Beweglichkeit das sichere Ein- und Aussteigen infrage stellt. Das gilt aber nur für herkömmliche Wannen. Angebote mit einer wahlweisen Öffnung als Einstieg sind Alternativen. Solche „Wannen mit Tür“ werden inzwischen von einem halben Dutzend Herstellern angeboten (siehe auch Artikel mit Marktübersicht im Internet unter www.ikz.de, Eingabe in Suchzeile: Komfortabel duschen und baden). Zwar ist der Zugang bei diesen im strengen Sinne nicht barrierefrei, weil eine Schwelle von zumeist 5 bis 15 cm zu beachten ist, aber diese Dusch-Badewannen-Kombinationen sind gerade für die Sanierung eine Option. Modelle, bei denen sich ein Sitz in das Wasser herabfahren lässt, bieten zusätzlich Komfort.

Autor: Heinz Kaiser, Hamburg

 


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