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Thema: Hygiene in Lüftungs- und Klimaanlagen

 

Um die Verbreitung von Krankheitskeimen zu vermeiden, muss die Luft von Zentrallüftungsanlagen eine hohe „Qualität“ aufweisen. Daher muss schon bei der Planung und Auswahl von Einbauteilen wie Luftfilter, Befeuchtungseinrichtungen oder Zuluftelemente sorgfältig vorgegangen werden. Aber auch die Wahl der Materialien hat einen Einfluss auf die Langlebigkeit einer Anlage. Trotz einer noch so gewissenhaften Arbeit in allen Planungs- und Ausführungsstufen wird sich beispielsweise in den Luftkanälen Staub absetzen. Gemäß VDI 6022 sollte deshalb eine regelmäßige, professionelle Wartung der Klima­anlage erfolgen, um gesundheitliche Schäden durch verunreinigte Luft zu verhindern.

Mikroorganismus Legionelle

Bei Legionellen handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien mit einem Durchmesser von 0,2 bis 0,8 mm (Mikrometer = Millionstel Meter) und einer Länge von 1 bis 4 mm. Sie sind natürlicher Bestandteil des Süßwassers. Im Grundwasser sowie im kalten Trinkwasser sind Legionellen extrem selten anzutreffen und wegen der geringen Konzen­tration auch für den Menschen ungefährlich. Durch Einatmen legionellenhaltiger Aerosole aus Klimaanlagen mit automatischer Luftbefeuchtung oder aus Reihenduschanlagen können grippeähnliche Erkrankungen mit fiebrigem Verlauf und Lungenentzündung entstehen. Die Ursachen für Legionellen in Klimaanlagen sind:

  • optimale Bruttemperaturen von ca. 25 °C,
  • große pelzähnliche Innenoberflächen.

Legionellen sind vor allem in Luftbefeuchtern und nachgeschalteten Bauteilen von Zentrallüftungsgeräten und Luftfiltern nachweisbar.

Pilze (Fungizide)
Die Sporen von Pilzen befinden sich frei schwebend in der Atemluft. Sie setzen sich auf feucht warmen Oberflächen ab und ver­mehren sich millionenfach. Oft wird deren Vorhandensein kaum wahrgenommen. Bei größerem Befall kann ein leicht modriger Geruch bemerkt werden. Oft versucht der Nutzer der Anlage, diesen durch erhöhten Luftwechsel zu eliminieren. Dies führt jedoch zu weiterer Verbreitung. Größere Mengen ­eingeatmeter Pilzsporen führen oft Jahre danach zu Lun­genkrankheiten (Ödemen) oder unheilbaren Allergien. Bei ständiger Feuchtigkeit bildet sich ein Schimmelbelag, der sich immer weiter ausbreitet.
Gefahren gehen auch durch Bauteile aus:

Offene Wasserkühlsysteme
Bei Wassertemperaturen über 30°C und direktem Kontakt zwischen Wasser und Luft (außerhalb des Klimagerätes) ist die Gefahr einer Anreicherung mit Legionellen sehr groß bzw. unvermeidlich.

Umluftsprühbefeuchter
Durch die Standzeiten innerhalb des Intervallbetriebes können sich Legionellen vermehren und ausbreiten.

Dampfbefeuchter
Diese gelten als unkritisch, da aufgrund Erhitzung des Wasers auf über 100°C die Legionellen absterben. Jedoch ist zu beachten, dass der Taupunkt nicht unterschritten wird (Dampfstärke darf nicht zu hoch eingestellt sein).

Filter
Eine hohe Luftfeuchtigkeit führt zu einer starken Vermehrung der Mikroorganismen. Bei seltenem Filterwechsel werden die Zerfallsprodukte der abgestorbenen Mikroorganismen an die Atemluft abgegeben.
Die Vorbeugung gegen Legionellen und Pilze ist leicht erklärt: Der Einbau von Lüftungs- und Klimakomponenten sowie deren Wartung hat durch Fachunternehmen zu erfolgen.

Zentrallüftungsgerät

  • Türen müssen leicht zu öffnen sein,
  • alle Bauteile sollten sich zum Reinigen leicht herausziehen lassen.


Kanäle

  • keine Blindschächte einbauen,
  • offenporige Materialien vermeiden,
  • Geräte und Kanäle nach dem Einbau säubern,
  • Reinigungsöffnungen vorsehen.


Wasserkühlsysteme
Geschlossene Wasserkühlsysteme bevorzugen.

  • Befeuchter allgemein
  • Verunreinigungen bleiben im Wasser zurück, deshalb öfters ­abschlämmen,
  • zu weiches Wasser schlägt am Tropfenabscheider und Gleichrichter durch (geringe Oberflächenspannung),
  • vor dem Abschalten der Anlage Wasser ablassen und für die Trocknung der Anlage sorgen (Regelung einstellen),
  • regelmäßige Reinigung (ca. 14-tägig).


Umluftsprühbefeuchter

  • automatische Spülvorgänge verringern das Risiko,
  • Wasserentkeimungsanlagen (z. B. UV) einsetzen,
  • ausschließlich Trinkwasser verwenden,
  • Dampfbefeuchter bevorzugen.


Filter (Lufteintritt, -Austritt)

  • genügend Platz für die Wartung vorsehen,
  • Wetterschutzhauben anbringen,
  • Aufstellungsort so wählen, dass Feuchtigkeit vermieden wird,
  • evtl. Vorerhitzer einbauen,
  • Druckmessgerät vorsehen,
  • im Zuluftstutzen mindestens Filterklasse F7 verwenden,
  • max. Standzeit des Filters beachten,
  • Filterwechsel regelmäßig und in abgestimmten Zeitintervallen, ­mindestens halbjährlich, im Sommer öfter durchführen,
  • Filterwechsel dokumentieren,
  • Filter staubluftseitig wechseln (heraus­fallendes Filtrat),
  • zusätzlicher Filter auch am Luftaustritt bewahrt das Kanalsystem vor Verschmutzungen,
  • bei riemengetriebenen Ventilatoren: ­Keilriemenabriebschutzfilter vorsehen.


Kondensatwannen

  • korrosionsbeständiges Material verwenden,
  • Abläufe über Trenneinrichtungen an das Abwassersystem anschließen,
  • Form der Wanne so wählen, dass eine vollständige Entleerung ­sichergestellt ist.


Allgemeine Aufstellungshinweise

  • Luftansaugung hoch, möglichst weit vom Boden entfernt anbringen (Mindestmaße und Abmessungen gemäß VDI einhalten),
  • Luftansaugung an der Nordseite des Gebäudes bevorzugen (Nord-West-Winde weisen geringere Temperaturen auf),
  • Luftein- und austritt so platzieren, dass ein Ansaugen der abgeführten Luft oder verunreinigte Luft von anderen Abluftanlagen wie Kaminen, Dunstabzugshauben u. a. vermieden wird,
  • für die Wartung genügend Raum neben dem Zentrallüftungsgerät vorsehen,
  • Revisionsöffnungen im Kanalnetz für Wartung vorsehen,
  • Behinderung durch ab- oder zuführende Leitungen vermeiden,
  • Kondensatflächen durch Isolation vermeiden.


Wartungshinweise

  • Wartung ist nach VDI 6022 durchzuführen,
  • regelmäßige Hygiene-Inspektionen vor­nehmen,
  • persönliche Schutzkleidung bei der Wartung und insbesondere der Reinigung tragen (z. B. Atemmaske, Handschuhe).


Desinfektion von RLT Anlagen
Wird eine „Verseuchung“ der Anlage festgestellt oder werden zur Vorbeugung Sicherheitsmaßnahmen getroffen, ist die RLT Anlage zu desinfizieren. Ein Verfahren hierzu ist die elektrolytische Desinfektion.
Dabei wird ein Desinfektionsmittel mithilfe das elektrolytischen Ver­fahrens erzeugt. Legionellen und andere Mikroorganismen werden bei niedrigen Konzentrationen des Desinfektionsmittels wirksam bekämpft. Chemikalien wie Chlor oder Biozide sowie UV-Strahlung kommen ebenfalls zur Anwendung.
Aktuelle Fälle von Legionelleninfektionen in England, aber auch die Ereignisse der vergangenen Jahre in weiteren europäischen Ländern, führen zur Notwendigkeit der Aktualisierung der VDI Richtlinien. 

 


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