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Zuverlässige Grundlage für ­Projektentwicklungen

Christian Eberl • Bernhard Gubo

Im gegenwärtigen energiewirtschaftlichen und politischen Umfeld entwickelt sich die Tiefengeothermie in Südbayern in zahlreichen Projekten dynamisch. Bei geeigneten Bedingungen kann Wärmenutzung bei Geothermie-Kraftwerksvorhaben für Projekt, Kommune und Umwelt einen Mehrwert liefern - manchen Projekten verhilft sie überhaupt erst zur Lebensfähigkeit.

 

Im GIS werden Wärmebedarf ­(Sachdaten) und geografische Lage (Geodaten) verknüpft.

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Räumlich hochaufgelöste kommunale Wärmekataster - georeferenzierte, datenbankbasierte Abbildung des Wärmebedarfs - und darauf aufbauende ­Erschließungsszenarios und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen berücksichtigen lokale Besonderheiten und sind die Basis für verlässliche Projektentwicklung. ­Intransparente "Bierdeckelrechnungen" und "Faustwerte" sind kein Ersatz und können bei Fehleinschätzungen ­teuer werden. Für zwei Gemeinden im Aufsuchungsgebiet der GEOenergie Bayern GmbH wurde die Machbarkeit einer Geothermie-Nahwärmeversorgung gezeigt.

Hintergrund
Geothermie-Nahwärme-Projekte bieten Gemeinden und Bürgern viele Vorteile. ­Diese sind u. a.:

  • Unabhängigkeit von Gas und Öl,
  • Stärkung der lokalen Wirtschaft,
  • Verbesserung der CO2-Bilanz,
  • Raumgewinn im Haus und Einsparung von Schornsteinfeger-, Wartungs- und Versicherungskosten durch den Wegfall der eigenen Heizung mit Kessel und Tank sowie
  • die für Neubauten vorgeschriebene Beheizung aus Erneuerbaren Energien.

GEOenergie Bayern GmbH ist eine Ingenieur- und Projektentwicklungsgesellschaft mit Schwerpunkt Projektmanagement, Finanzierung, Kraftwerks- und Bohrtechnologie. In den nächsten Jahren sind bis zu zehn Geothermieanlagen in Planung.

Die Team für Technik GmbH ist eine Ingenieurgesellschaft mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen EE, Fernwärme und Energiekonzepte.

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Projekt und Wärmekataster
Die GEOenergie Bayern plant in ihrem Aufsuchungsgebiet am Ammersee die Errichtung eines Geothermiekraftwerkes. Für zwei Gemeinden im Gebiet, Utting und Schondorf, hat die Team für Technik GmbH auf Basis räumlich hochaufgelöster Wärmekataster die Machbarkeit einer Geo­thermie-Nahwärmeversorgung aus dem Kraftwerk untersucht.

Aus verfügbarem Kartenmaterial wurde ein GIS-Modell aufgebaut (GIS = Geo­informationssystem). Mit ortskundigen Beteiligten wurden die Gebiete vorläufig eingeteilt. Gebäude mit hohem Wärmebedarf oder Signalwirkung für die Gemeinden wurden identifiziert. Der Wärmebedarf dieser etwa 100 Objekte wurde durch Befragungen ermittelt.

Zur Abschätzung des verbleibenden Wärmebedarfs wurde das Gebiet vor Ort erfasst. Hierbei wurde das Gebiet nach Siedlungstypen eingeteilt, diese Bereiche wiederum in Gebiete mit repräsentativen Gebäudetypen.

Stichprobenartig wurde die Einstufung im Gespräch mit Nutzern überprüft und der reale Brennstoffverbrauch für die spätere Plausibilisierung der Kataster erfasst. Diese Sachdaten wurden im GIS mit den Geodaten verknüpft.

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Wärmebedarf der Einzelobjekte in ­Utting.

Mit dem Wärmekataster liegt ein Ins­trument zur Untersuchung von Erschließungsszenarios bezüglich Leistung, Wärme, Investitionskosten und Wärmeverlusten vor.

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Erschließungsszenarios und Wirtschaftlichkeit
Im nächsten Schritt wurden mehrere Erschließungsszenarios definiert und im GIS  implementiert. Netztopologien ergaben sich dabei durch Anbindung der Großverbraucher und sukzessive verdichteter Erschließung der Fläche.

Hierbei wurde jedes Netz im GIS als gerichteter Graph umgesetzt, um in jedem Abschnitt Übertragungsleistung und in der Folge Leitungsdimension und Wärmeverluste kalkulieren zu können.

Erschließungsszenario 2 für die Gemeinde Utting.

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Wirtschaftlichkeitsrechnung Szenario 2 für Utting: Kapitalwert- und Überschussentwicklung über den Betrachtungszeitraum.

Jedes Netzmodell beinhaltet die Kos­tenschätzung nach Leitungsdimension und Abschnittslängen. Diese Investitionskosten, die Nutzungsdauer und die Zinskonditionen ergeben die Kapitalkosten.

Den zweiten großen Kostenblock bilden die Verbrauchskosten - bei Geothermie-KWK-Projekten im Wesentlichen Strommindererlöse gegenüber einer ungekoppelten Stromerzeugung.

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Die ermittelten Gesamtkosten gehen gemeinsam mit der erwarteten Anschlussentwicklung und dem erzielbaren Wärmepreis in eine dynamische, ­zeitreihenbasierte Wirtschaftlichkeitsrechnung ein, deren Ergebnis gängige Kennzahlen zur Bewertung der Projektwirtschaftlichkeit sind.

Empfehlungen und Synergien
Erst detaillierte Wärmebedarfsanalysen und realistische Variantenbewertungen ermöglichen fundierte Empfehlungen für die anstehenden Entscheidungen. So wird deutlich, welche Varianten gegenüber der heutigen Versorgung bestehen können. Es zeigt sich, ob die Renditeaussichten eine privatwirtschaftliche Erschließung ermöglichen, oder ob stattdessen die öffentliche Hand diese wegweisende Infrastrukturmaßnahme übernehmen sollte. Für die untersuchten Gemeinden ist eine Nahwärmeversorgung wirtschaftlich.

Die GIS-Dateien sind in gängige CAD-Formate exportierbar und so Grundlage für Entwurfspläne. Zudem existiert im GIS-Modell je Gebäude und Netzabschnitt ein Datensatz, sodass die Datenhaltung im Nahwärmebetrieb auf den GIS-Datenbanken aufbauen kann. Dies sind handfeste Synergien zwischen Projektentwicklung und Planung bzw. Betrieb. Schließlich ist das Wärmekataster über das Projekt hinaus für die Gemeinde ein zentraler Baustein eines umfassenden Energienutzungs- und Energieentwicklungsplans.

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Machbarkeitsstudie
Wärmenetze ermöglichen die Zusammenfassung vieler Verbraucher, und so durch Mengeneffekte die Nutzung wirtschaftlicher, ökologischer und sicherer aber technisch aufwendiger Wärmequellen - wie Geothermie oder auch Biomasse. Wirtschaftlichkeit oder Akzeptanz von Kraftwerksprojekten sind häufig von Wärmenutzung über Wärmenetze abhängig - diese sind allerdings kapitalintensiv.

Wärmeabsatz und Investitionskosten bestimmen maßgeblich den Projekterfolg - sinnvoller Netzaufbau (räumlich) und -ausbau (zeitlich) sind entscheidend.

Die Studie zeigt, dass Geothermie-Wärmenetze in ländlichen Gemeinden wirtschaftlich sein können.

Eine sorgfältige Projektentwicklung schützt vor Bauchlandungen. Deshalb sollten derartige Investitionsentscheidungen nicht aufgrund von "Faustwerten" und "Bierdeckelrechnungen", sondern von Machbarkeitsstudien mit GIS-basiertem Wärmekataster getroffen werden.

Bilder: TfT

Autor
Christian Eberl ist ­Geschäftsführer bei
Team für Technik GmbH, Ingenieurbüro für Energie- und ­Versorgungstechnik, 81247 München
Tel. 089 89146120
eberl@tftgmbh.de
www.tftgmbh.de

Bernhard Gubo ist Geschäftsführer (CEO) bei
GEOernergie Bayern GmbH, 93047 Regensburg
Tel. 0941 5918960
info@geoenergie-bayern.com
www.geoenergie-bayern.com

 


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