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Wird Smart überschätzt?

Ist die Heizung richtig eingestellt, lässt sich der Energieverbrauch mit intelligenten Systemen nur geringfügig reduzieren. Darauf weist Zukunft Altbau hin, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm rund um die energetische Sanierung.

Als einen Vorteil von Smart-Home-Systemen führen Hersteller gerne den Energieeinspareffekt an. Doch die tatsächlich machbaren Einspar-Zahlen scheinen überhöht. Bild: Pixabay

Ist die Heizung optimal eingestellt, sind Smart-Home-Systeme zur Heizkostenreduzierung nicht nötig. Zu diesem Ergebnis kommt Zukunft Altbau. Bild: Zukunft Altbau

 

Intelligent vernetzte Häuser sollen für mehr Lebensqualität sorgen, Zeit sparen und den Energieverbrauch senken. Der Markt für solche Anwendungen wächst rasant. Große Hoffnungen werden vor allem in smarte Heizungssteuerungen gesetzt – rund 70 % des Energieverbrauchs in privaten Wohngebäuden entfallen auf die Raumwärme. Bei einer bereits gut eingestellten Heizungsregelung ist das Einsparpotenzial durch Hausautomation und Smartphone-Apps jedoch begrenzt. „Ist die Heizung optimal eingestellt, können smarte Technologien nur wenige Prozentpunkte rausholen“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Hauseigentümer sollten daher Kosten und Nutzen genau abwägen und sich vor allem um eine reibungslos funktionierende Heizung kümmern, so Hettler weiter.

Was gesagt wird
Als großen Vorteil von Smart-Home-Systemen führen Hersteller immer wieder den Energieeinspareffekt an. Smarte Heizungsthermostate beispielsweise schalten die Heizkörper automatisch aus, wenn niemand zuhause ist und heizen energiesparend auf, sobald sich ein Bewohner dem Haus nähert. Sie unterstützen auch die Einstellung eines persönlichen Heizplans nach Raumnutzung und Wochentag.
Bis zu 25 % Heizenergie können Hauseigentümer mit Smart-Home-Systemen einsparen, sagen Hersteller. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) geht von 15 % aus. Die Verbraucherzentrale kommt auf maximal 8 %. co2online, eine vom Bundesumweltministerium unterstützte gemeinnützige Beratungsgesellschaft, hat die Daten zusammengestellt.

Was Zukunft Altbau resümiert I
Zukunft Altbau resümiert: Wer über eine gut funktionierende und bedarfsgerecht eingestellte Heizung verfügt, reizt dieses Einsparpotenzial bereits weitgehend aus. Eine Nachtabsenkung auf einen Sollwert von 10 °C beispielsweise fährt die Heizung kurz vor der Nachtruhe herunter und rechtzeitig vor dem Aufstehen wieder hoch. Während eines Urlaubs im Winter kann die Heizung zudem die gesamte Zeit, auch tagsüber, im nächtlichen Absenkmodus betrieben werden.

Was Zukunft Altbau resümiert II

Ein weiterer wichtiger Faktor, damit die Heizung energiesparend läuft, ist die richtige Einstellung der Heizkurve. Sie regelt die Temperatur des Heizungswassers in Abhängigkeit zur Außentemperatur. Ein Gebäude braucht bei plus 8 °C weniger Wärmezufuhr, um auf angenehme Temperaturen zu kommen als bei - 8 °C. Mit einer steilen Heizkurve wird das Wasser bei kalten Außentemperaturen heißer zum Heizkörper geschickt als mit einer flacheren Heizkurve. Der Heizkessel muss bei niedrigeren Vorlauftemperaturen weniger arbeiten, die Verteilverluste sind geringer.

Realistische Einschätzung gefragt
„Über klassische Effizienzmaßnahmen hinausgehende Einsparungen sind mit einer Gebäudeautomatisierung nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich möglich“, sagt auch Meike Militz von der Energieberatung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Es sollte zudem bedacht werden, dass Smart-Home-Systeme im Dauerbetrieb arbeiten und Tag und Nacht Strom verbrauchen. Die Technologie hat außerdem ihren Preis. Besonderes Augenmerk sollten Hauseigentümer daher zuerst auf eine durch eine Fachperson richtig eingestellte Heizung legen, so Militz. Die Ausgaben für das smarte Haus könnten dann kaum noch zur Heizenergie- und Kosteneinsparung beitragen.

 


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