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Vorteil: Erneuerbare Energien

Scharfe Kritik hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) an der Energiepolitik der Bundesregierung geübt. Insbesondere die eindeutige Klientelpolitik für die Kernenergie ist dem SRU ein Dorn im Auge.

 

Scharfe Kritik hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) an der Energiepolitik der Bundesregierung geübt. Insbesondere die eindeutige Klientelpolitik für die Kernenergie ist dem SRU ein Dorn im Auge. Sachverständiger Olov Hohmeyer, Energie-Professor an der Universität Freiburg, sieht dadurch das Vertrauen der Bevölkerung in die Energiepolitik extrem belastet. Nach Hohmeyers Ansicht geht die Energiepolitik der Bundesregierung „komplett in die falsche Richtung“. Schallender kann man die Verantwortlichen für den vollmundig als „Energiepolitische Revolution“ apostrophierten Irrweg nicht ohrfeigen. Und der SRU weiß durchaus, wovon er spricht. Immerhin berät er seit 1972 die Bundesregierung in Umweltfragen. 
Anlass für die Kritik gab die Vorstellung des Sondergutachtens „Wege zur 100-prozentigen erneuerbaren Stromversorgung“. In diesem Gutachten kommt der SRU zu den Schlussfolgerungen, dass  Deutschland keine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke und keine neuen Kohlekraftwerke benötigt. Eine 100% regenerative Stromversorgung sei – wenn gewollt – bis 2030 realisierbar. Bei einer langsameren Vorgehensweise sei 2050 ein realistischer Termin. Allerdings sieht der SRU in dem Gutachten eine absolute jährliche Obergrenze der geförderten Solarstrom-Kapazitäten vor. Eine nicht haltbare These. Denn eine Begrenzung ist immer auch ein Widerspruch zu allen wettbewerblichen Marktmechanismen. Sind diese erst einmal außer Kraft gesetzt, rücken Kostensenkungspotenziale, Innovations- und Investitionsbereitschaft in weite Ferne. Negativbeispiele hierfür gibt es en masse. 
Unter dem Strich zeigen die SRU-Gutachter das enorme Potenzial der PV für die Stromversorgung in Deutschland. Sie sprechen sich auch für den Fortbestand nationaler Fördersysteme EE und den Erhalt des EEG aus. Zu begrüßen ist das deutliche Bekenntnis zum Einspeisevorrang EE im Rahmen des Gutachtens. Der SRU zeigt ferner, dass sich Solarstrom in Deutschland perspektivisch zu wettbewerbsfähigen Kosten von deutlich unter 10ct/kWh erzeugen lässt.
Aber nicht nur beim EE-Strom, auch bei der Erneuerbaren Wärme liegen die Vorteile auf der Hand. Zum einen war das Heizöl an einem Jahresbeginn noch nie so teuer wie in 2011. Rund 80 Euro pro 100 l mussten die Verbraucher hinblättern. Viel Geld sparen konnte, wer bereits auf Erneuerbare Wärme umgestiegen ist. Zum anderen sind nach Berechnungen der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) Heizungssysteme auf Basis von Bioenergie, Solarthermie oder Erd- bzw. Umweltwärme den fossilen Mitbewerbern in puncto Treibhausgas-Emissionen weit überlegen. So verringern z.B. die Erneuerbaren ihren wärmebedingten Treibhausgas-Ausstoß pro kWh im Vergleich zu einer konventionellen Altheizung um bis zu 95%, je nach eingesetzter Technik. Das gelte auch bei Berücksichtigung der Vorkette (Energieeinsatz für Anlagenherstellung und ggf. Brennstoffproduktion) und selbst dann, wenn man für den Strom, der etwa von Wärmepumpen benötigt wird, den durchschnittlichen deutschen Strommix mit seinem hohen Anteil aus Kohlekraftwerken zur Berechnung heranziehe. Noch besser würde die Bilanz ausfallen, wenn man als Hilfsenergie der Heizungssysteme ausschließlich Strom aus EE einsetzt. Wird beispielsweise ein konventioneller Heizölkessel ohne Brennwerttechnik durch eine moderne Holzpelletheizung ersetzt, sinkt laut AEE der durchschnittliche Ausstoß klimaschädlicher Gase von 376 auf 25 g je kWh Wärme. Und selbst bei einer zeitgemäßen Erdgastherme mit Brennwerttechnik oder bei Fernwärmeversorgung (jeweils rund 250 g Treibhausgase pro kWh) könne ein Solarkollektor einen Teil des Wärmebedarfs mit nur einem Zehntel der Emissionen produzieren.
Herausragende Zahlen – aber dennoch trugen die EE im Jahr 2009 erst gut ein Zehntel zum Wärmeverbrauch in deutschen Haushalten bei. Dabei sind ausgereifte Technologien und genügend Erfahrungen vorhanden: Die Branchenverbände sprechen von etwa 1,4 Mio. Solarthermieanlagen, 390000  Wärmepumpen und 140000 Holzpelletheizungen, die derzeit in deutschen Haushalten installiert sind. Hier besteht also noch großer Nachholbedarf.
Trotz eines – politisch gewollten? – verschärften Gegenwindes sprechen alle Argumente für die EE. Und die Entwicklungen gehen mit großen Schritten voran. Die vorliegende Ausgabe der IKZ-ENERGY, die Marktausgabe 2011, gibt wie schon die Vorjahres-Marktausgaben einen umfassenden Überblick über die Leistungsfähigkeit der EE-Branche. In den verschiedenen Übersichten und Tabellen werden die technischen Daten zahlreicher angebotener Technologien dargestellt. Natürlich kann die Marktausgabe keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Zum einen, weil nicht alle Hersteller Daten übermittelt haben, zum anderen, weil die riesige Angebotspalette den Rahmen einer Fachzeitschrift sprengen würde. Weitere Marktübersichten folgen im Verlauf des Jahres.


Hilmar Düppel
Chefredakteur IKZ-ENERGY
h.dueppel@strobel-verlag.de

 


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