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Spart mehr Dezentralität Netzausbau nicht ein?

Das Öko-Institut hat eine Studie über den Zusammenhang zwischen dezentralem Ausbau der Energiewende und Netzausbau erstellt. Das interessante Resultat ist, dass auch eine dezentrale Stromerzeugung nicht ohne die bis 2030 geplanten rund 4000 km Stromtrassen auskommt.

Im Namen des Klimaschutzes und Strom aus Wind und Sonne Stromtrassen auszubauen bleibt fragwürdig. Daran ändert auch eine Studie des Öko-Instituts nichts. Bild: Fotolia

Die neuen Zentralkraftwerke entstehen gerade im Namen des Klimaschutzes in der Nord- und Ostsee. Sie sind extrem teuer - Sind sie sinnvoll? Bild: Pixabay

Die neue Energiewelt marschiert über Blockchains und Digitalisierung in eine kleinteilige Energieversorgung mit großen Schritten. Bild: Pixabay

 

Auch eine dezentrale Stromerzeugung komme nicht ohne die bis 2030 geplanten rund 4000 km neuen Stromtrassen aus. Das ist die wichtigste Erkenntnis der Studie „Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze – Studie über Annahmen, Narrative und Erkenntnisse“, die das Öko-Institut im Auftrag der Renewables Grid Initiative (RGI) erstellt hat.
Die RGI sagt anlässlich ihrer Gründung (2009) über sich: „Die Renewables-Grid-Initiative (RGI) fördert den Ausbau von Produktions- und Hochspannungsnetz-Kapazitäten zur vollständigen Integration von zentral und dezentral erzeugter erneuerbarer Energie. Zu diesem Zweck bringt die RGI Umweltverbände und Netzbetreiber an einen Tisch. Zum ersten Mal engagieren sich WWF, Germanwatch, Vattenfall Europe Transmission und der niederländische Übertragungsnetzbetreiber TenneT für ein gemeinsames Anliegen.“

„Verbrauchsnahe Stromversorgung nicht vorstellbar“
Das Öko-Institut hat nun im RGI-Auftrag 10 Studien analysiert und verglichen, die im Laufe der vergangenen 5 Jahre zu Dezentralitätskonzepten und den Folgen dezentraler Stromsysteme für den Netzausbau veröffentlicht wurden. Das Institut kommt in dieser Meta-Studie zu folgenden Ergebnissen:
Der bis 2030 geplante Netzausbau ist selbst dann notwendig, wenn alle Speicher und Flexibilitätsoptionen zur Verfügung stehen. Da die Potenziale für die Erzeugung von Wind- und Solarstrom über Deutschland hinweg ungleich verteilt sind und in der Nähe der großen Verbrauchszentren oft nicht ausreichen, ist eine jederzeit verbrauchsnahe Stromversorgung auf der Grundlage erneuerbarer Energien nicht vorstellbar. Dies gelte umso mehr, wenn nicht allein technische Möglichkeiten, sondern auch einschränkende Aspekte wie Naturschutz und Akzeptanz zum Beispiel von Windkraftanlagen in der Nähe von Siedlungen berücksichtigt werden.

Ist dezentral schlecht?
Laut Öko-Institut gehen die untersuchten Studien, die einen geringeren Netzausbaubedarf errechnen, vor allem von einem starken Ausbau der Windenergie im Süden Deutschlands aus; so werden im Vergleich zu derzeitigen Planungen zum Beispiel zwei- bis viermal höhere Ausbauzahlen für Bayern und Baden-Württemberg verwendet. Diese Annahmen hätten gravierende Folgen: Neben einem höheren Flächenbedarf wäre von einem geringeren Wirkungsgrad der Windanlagen, höheren Kosten und – wegen der gasbasierten ergänzenden Kraftwerke – gegebenenfalls auch höheren Treibhausgasemissionen auszugehen. Für einen sachgerechten Vergleich müssten diese Folgen denen des geplanten Leitungsausbaus gegenübergestellt werden. Viele der betrachteten Studien berücksichtigten diese Aspekte jedoch allenfalls am Rande.

RGI-Fazit: Netzausbau ist notwendig
Schließlich zeigt ein Vergleich der Studienergebnisse zu den längerfristigen Entwicklungen und mit Blick auf höhere Versorgungsanteile erneuerbarer Energien, dass der aktuell geplante Leitungsausbau in jedem Fall notwendig wird. Die verbleibenden Unterschiede beziehen sich damit ganz überwiegend nicht auf das Ob, sondern das Wann und Wie des Leitungsausbaubedarfs, resümiert das Öko-Institut.
„Die Studie bringt Gewissheit, dass derzeit geplante Übertragungsnetze für die Energiewende unabdingbar sind. Gleichzeitig werden aber deutliche Wissenslücken aufgezeigt: Wir brauchen ein größeres Spektrum an Analysen zu vorstellbaren Entwicklungen des deutschen und europäischen Stromsystems mit allen damit verbundenen Folgen für Flächenbedarf, Kosten, Treibhausgasemissionen und Netzausbau. Nur so werden wir mehr Klarheit in die Debatte bringen ob Dezentralität langfristig einen weiteren Netzausbaubedarf verringern könnte", sagt Antonella Battaglini, Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative.
Zur Studie „Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze“ des Öko-Instituts geht es hier

 


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