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Solarthermie mitnichten auf absteigendem Ast

Die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur hat gezeigt, dass Photovoltaik (PV) sogar Windkraft abhängen kann. PV ist der weltweit dynamischste wachsende Kraftwerkstyp – auch hierzulande redet man nur über PV. Und die Solarthermie? Macht überraschende Wachstumssprünge von 35 % jährlich, so festgestellt auf der 5. internationalen Konferenz für solare Fernwärme im österreichischen Graz vergangene Woche.

In den vergangenen 5 Jahren gab es bei der Solarthermie jährliche Wachstumsraten von 35 %. Dänemark geht hier voran. Ende Dezember 2016 wurde in der dänischen 44000-Einwohner-Stadt Silkeborg die weltweit größte Solarthermieanlage in Betrieb genommen. Die Anlage erstreckt sich über knapp 16 Hektar. Bild: Arcon-Sunmark

Andere Länder wie Deutschland ziehen nach. Jüngst haben die Stadtwerke Radolfzell mit dem Solarenergiedorf Liggeringen eine Solarthermie-Bioenergie-Ferwärmeversorgung begonnen. Die 775-kW-Solarthermie-Anlage wird vom österreichischen Solathermiespezialisten Solid errichtet. Bild: Stadtwerke Radolfzell

 

Werner Lutsch, Präsident des europäischen Fernwärmeverbandes Euroheat&Power, erwartet, dass die Solarthermie 2018 erstmals einen Beitrag von mehr als einer Terawattstunde (1 TWh, entspricht 1 Mrd. kWh) zur Fernwärmeversorgung beitragen wird. Im Jahr 2050 soll der Anteil der leitungsgebundenen Solarwärme nach Einschätzung von Experten auf 240 Terawattstunden wachsen, was dann 15 % des gesamten europäischen Fernwärmebedarfs entsprechen soll. Angesichts des durchschnittlichen Wachstums der vergangenen 5 Jahre von jeweils 35 % sieht Lutsch die Solar- und die Fernwärmebranche auf gutem Weg zu diesem Ziel.

Vorreiter bleibt Dänemark – andere ziehen nach
Vorreiterland ist nach wie vor Dänemark, wo bereits in weit über 100 Städten und Gemeinden Solarthermieanlagen in die Fernwärmeversorgung eingebunden sind – mit Versorgungsanteilen meist zwischen 15 und 60 %. Doch in Österreich, Deutschland, Frankreich, Schweden ist die netzgebundene Solarthermie stark im Kommen. Das Spektrum der realisierten Anlagen reicht dabei von der Quartiersversorgung in städtischen Wohngebieten, über Solar-Bioenergiedörfer, in denen im Sommer die gesamte Wärmelast von der Sonne gedeckt wird, bis zu gigantischen Freilandanlagen mit bis zu 100 MW Leistung wie im dänischen Silkeborg.
Jüngst in Deutschland haben die Stadtwerke Radolfzell mit dem Solarenergiedorf Liggeringen eine Solarthermie-Bioenergie-Ferwärmeversorgung begonnen. Die 775-kW-Solarthermie-Anlage wird vom österreichischen Solathermiespezialisten Solid errichtet. „Die Effizienz von Solarthermie ist in diesem Anwendungsfall etwa dreimal so hoch wie es eine PV-Anlage zur Stromerzeugung wäre. Insofern ist die Kombination von Biomasse und Solarthermie in vielerlei Hinsicht optimal und ein wesentlicher Beitrag zur Wärmewende“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Teilnehmerzahl hat sich verdoppelt
Dass das Interesse wächst, lässt sich immer auch an den Teilnehmerzahlen ablesen. Zur Konferenz nach Graz kamen Interessierte aus über 30 Ländern, laut Veranstalter hat sich die Teilnehmerzahl gegenüber der Vorgängerveranstaltung 2016 im dänischen Billund verdoppelt.

Großprojekt Big Solar
Die Stadt Graz war nicht zufällig Gastgeberin der diesjährigen Konferenz. Die zweitgrößte Stadt Österreichs plant, ihr Fernwärmenetz vollständig zu dekarbonisieren. Zur CO2-neutralen Versorgung sollen dann unter dem Stichwort „Big Solar“ bis zu 450.000 m2 Solarthermie-Kollektoren beitragen. Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark bekräftigte diese Absicht während der Konferenz: „Es ist unser erklärtes Ziel, den Anteil erneuerbarer Energie in der Wärmeversorgung in den kommenden Jahren deutlich zu steigern, um Versorgungssicherheit mit noch mehr Nachhaltigkeit zu kombinieren. Dabei nimmt die Solarthermie in Verbindung mit großen Wärmespeichern, wie etwa in unserem Konzept zum Großprojekt Big Solar Graz, eine wesentliche Rolle ein.“

 


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