Solarstromakkus als Netzstabilisierer
In einem Gemeinschaftsprojekt zwischen Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Sonnen konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Solarstromspeicher das Stromnetz stabilisieren können.
Die Heimbatteriespeicher werden seit geraumer Zeit als heißer Dienstleister-Kandidat für Regelenergie gehandelt. Wenn sie über eine Blockchain vernetzt sind und in das Energieversorgungssystem eingebunden werden, dann können sie das Stromnetz stabilisieren, lautet das Ergebnis des 2017 gestarteten Pilotprojekts von Tennet und Sonnen.
Virtuelle Großbatterie
„Mit dem Projekt haben wir bewiesen, dass die vernetzten Speicher unserer Sonnencommunity nicht nur Primärregelleistung, sondern auch Redispatch beherrschen. Da sich so eine virtuelle Batterie an nahezu jedem beliebigen Punkt im Stromnetz bilden kann und somit ortsunabhängig ist, ist diese Technologie ein Schlüssel für ein neues Energiesystem, das höchste Flexibilität benötigt. Im Stromnetz der Zukunft mit einem immer höheren Anteil von erneuerbaren Energie, werden Netzwerke aus Heimspeichern noch viel mehr Netzdienstleistungen übernehmen, für die heute hauptsächlich konventionelle Kraftwerken eingesetzt werden“, sagt Jean-Baptiste Cornefert, Geschäftsführer Sonnen eServices.
Mal Strom speichern, mal Strom abgeben
In dem Pilotprojekt nutzte Tennet ein virtuelles Kraftwerk aus Heimspeichern, das Sonnen dafür bereitstellte. Die damit vernetzte Blockchain-Lösung wurde von IBM entwickelt. Getestet wurde, inwieweit sich damit bei Engpässen im Stromnetz Notmaßnahmen wie die Abregelung von Windparks (Redispatch) reduzieren lassen. Das intelligente Lademanagement der Batteriespeicher passte sich dabei individuell der jeweiligen Situation im Tennet-Netz an und die Batteriespeicher nahmen je nach Bedarf überschüssigen Strom sekundenschnell auf oder gaben ihn ab.
Signatur für jede kWh
Ganz konkret teilte Sonnen Tennet dabei ständig mit, wie viel Kapazität die Heimspeicher zusammen für den Redispatch gerade bereitstellen können. Nahm Tennet eines dieser automatisch erstellen Angebote an, wurden die Sonnenbatterien mit überschüssiger Energie in einer Region geladen, in der beispielsweise zu viel Windstrom war. Um das Gleichgewicht zu halten, entluden gleichzeitig andere Sonnenbatterien die gleiche Menge Energie in einer Region, in der es einen Bedarf gab. Dieser Prozess wurde in Echtzeit in einer Blockchain dokumentiert. Dazu wurden die Messwerte aller teilnehmenden Sonnenbatterien in die Blockchain von IBM übertragen. So war jede bereitgestellte kWh, ob gespeichert oder entladen, eindeutig hinterlegt. Dafür erhielt jede kWh eine kryptografische Signatur, die eindeutig und transparent ist und für die Abrechnung genutzt werden kann.
Blockchain macht’s möglich
Das jetzt beendete Pilotprojekt habe gezeigt, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial habe, eine Schlüsseltechnologie zu werden, wenn es um die effiziente Bereitstellung von netzstabilisierenden Maßnahmen aus Batteriespeichern und anderen dezentralen Speichern wie etwa E-Auto-Batterien geht. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass die Blockchain-Technologie den Aufbau einer manipulationssicheren Umgebung (private blockchain) ermöglicht, in der Transaktionen von Millionen einzelner Anlagen automatisiert und mit geringen Transaktionskosten durchgeführt werden können.