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Schleichende Gefahr - Kohlenmonoxidvergiftungen durch Heizungsanlagen - Ursachen und Handlungsempfehlungen

In den vergangenen Wochen häuften sich Berichte in den Tageszeitungen über Kohlenmonoxidvergiftungen, verursacht durch Heizungsanlagen. Meist wurde vorschnell ein Defekt am Wärmeerzeuger als Ursache benannt. Nicht selten ein Trugschluss. Ein Hauptgrund für Abgasrückstau oder -rückstrom und somit häufige Ursache für hohe CO-Konzentrationen in der Raumluft liegt im Gebäude selbst bzw. ist nutzerbedingt.

Kohlenmon­oxidaustritte mit Personenschaden führen zu einem kombinierten Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst.

Patienten mit einer CO-Vergiftung können sehr unterschiedliche Symptome wie Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel, Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit etc. aufweisen. (Foto nachgestellt)

Gaswarngerät GS 3.1 CO von Afriso.

Einbauempfehlung.

 

Bereits im Jahr 2006 haben wir unter der Überschrift „Kohlenmonoxidunfälle bei raumluftabhängigen Gasfeuerstätten“ über Ursachen und Hintergründe berichtet. Prof. Dr. Alex Lechleuthner vom Institut für Notfallmedizin der Berufsfeuerwehr Köln war damals wie heute der Ansicht, dass das Thema unterschätzt wird. „Für den Rettungsdienst sind es immer Einzelfälle, aber über das Bundesgebiet betrachtet zeigt sich durchaus ein ernstzunehmendes Gefährdungspotenzial.“ Vor allem größere Wohnanlagen bereiten dem Experten Sorge. „Hat der Vermieter in früheren Zeiten die Anlagen gemeinschaftlich warten lassen, so ist heute oftmals der Mieter selbst für die Heizungsanlage verantwortlich“, sagt Lechleuthner. Die Folge: Der eine lässt warten, der andere lässt es.
In den Tageszeitungen und im Radio war das Thema in letzter Zeit präsent wie nie: Im November letzten Jahres starben drei Menschen in Wiesbaden, eine Person in Dortmund. In Hamm kamen im Februar zwei Brüder ums Leben. Eine vierköpfige Familie wurde in Lüdenscheid schwer verletzt. Ebenfalls im Februar starben in Recklinghausen zwei Personen. Gemeinsame Ursache: CO-Vergiftung.

Auf der Suche nach den Ursachen
Hauptgrund für eine CO-Vergiftung durch die Heizung in Wohngebäuden ist oftmals Abgasrückstau oder -rückstrom, also eine mangelnde Verbrennungsluftversorgung. Da werden Fenster nachträglich mit Dichtbändern abgedichtet oder Zu- und/oder Abluftgitter zugeklebt oder übertapeziert. Auch die Modernisierung einer Küche mit einer leistungsstarken Dunstabzugshaube oder die Verkleidung eines Gasgerätes bergen ein Risiko.
Dem Fachmann bleiben derartige Veränderungen bei der Wartung nicht selten verborgen, vor allem, wenn er die Messung des Heizungssystems unter anderen (Betriebs)Bedingungen vornimmt. Bleibt beispielsweise die Türe zum Raumluftverbund während der Abgasmessung offen stehen, obwohl sie üblicherweise geschlossen ist, wird das Ergebnis verfälscht. Gleiches gilt für die nachträglich angebrachte Verkleidung des Gasgerätes, die nur für die Wartung und dann auch noch vom Kunden selbst beiseite gestellt wird. Bei der Abgasmessung sind deshalb zwingend die üblichen Betriebsbedingungen zu schaffen: Türen und ggf. Fenster sind geschlossen zu halten, Verkleidungen anzubringen.
Zurück zu den Ursachen: Erwähnung finden sollten in diesem Zusammenhang auch sogenannte Konstellationsprobleme bei Gasgeräten mit raumluftabhängiger Betriebsweise. Dabei kann Kohlenmonoxid in ganz bestimmten Situationen kurzzeitig in höheren Konzentrationen austreten. Beispielsweise ungünstigen Schornsteinverhältnissen, beim Anfahrbetrieb (Schornstein zieht noch nicht richtig) oder beim Heizen mit maximaler Heizleistung, etwa der Boosterfunktion für die Warmwasserbereitung. Deshalb muss der Aufstellraum groß genug sein, um das Abgas soweit zu verdünnen, dass die Abgaskonzentration im Raum unbedenklich bleibt (Schutzziel 1 der Technischen Regeln Gas-Installation, TRGI).

Abgaswächter reagiert nicht immer
Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, schaltet der integrierte Abgaswächter die Feuerstätte nach etwa zwei Minuten aus, wenn kontinuierlich Abgas austritt. Der Abgaswächter reagiert aber nur auf Temperatur und nicht auf das Abgasgemisch selbst. Wenn also die Gasfeuerstätte, aus welchen Gründen auch immer, die Abgase nicht komplett über den Schornstein abführt, können letztlich immer Teile davon in den Raum gelangen, da der Abgaswächter aufgrund der geringen Temperatur nicht anspricht. Bei kurzzeitiger Brenndauer und regulärer Abgaszusammensetzung ist dies im Regelfall unproblematisch. Brennt die Gastherme dagegen ununterbrochen, wie in den bitterkalten Tagen dieses Jahren, und stimmt zudem die Verbrennungsqualität nicht, so kann es zu CO-Bildung kommen. Wenn dann noch der natürliche Luftwechsel durch nachträglich abgedichtete Fenster stark reduziert wird, droht in der Tat Gefahr aus der Heizung. Übrigens kann auch der Einbau einer leistungsstärkeren Gastherme zu den beschriebenen Problemen führen, wenn Zuluft- und Abgassystem nicht ausreichend dimensioniert sind. Panikmache ist aber gänzlich Fehl am Platze: Grundsätzlich geht von einer ordnungsgemäß installierten, gewarteten und betriebenen Feuerstätte keine Gefahr aus.
Um die Wartung ist es aber längst nicht immer zum Besten bestellt: Nach der Kehr- und Überprüfungsordnung wurden im Jahr 2010 im Rahmen der Abgaswegüberprüfung an fast 11,4 Mio. Gasfeuerungsanlagen CO-Messungen durchgeführt. Bei rund 11,1 Mio. Anlagen wurde ein CO-Gehalt unter 500 ppm gemessen. 162000 Anlagen wiesen dagegen einen CO-Gehalt im Bereich von 500 bis 1000 ppm auf und bei mehr als 135000 Anlagen lag der CO-Gehalt über 1000 ppm (CO-Gehalt bezogen auf unverdünntes, trockenes Abgas).
Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass überraschend viele Oldtimer ihren Dienst verrichten: Von den wiederkehrend geprüften raumluftabhängigen Gasfeuerungsanlagen sind fast 0,4 Mio. (5,6%) älter als 27 Jahre und fast 143000 älter als 31 Jahre. Ein Austausch dieser Anlagen käme der Umwelt zugute, denn moderne atmosphärische Gaskessel emittieren weniger Abgasschadstoffe als ihre 30 Jahre alten Vorgänger.

Verbrennungsgerüchen konsequent nachgehen
Kohlenmonoxid selbst ist geruchlos. Die unvollständige Verbrennung, bei der es entsteht, führt jedoch auch zu komplexen Verbrennungsprodukten, die selbst nicht geruchlos sind. CO entsteht dabei sozusagen als geruchloses Begleitgas. Riechbare Verbrennungsprodukte in der Wohnung können deshalb bereits als Hinweis gewertet werden, dass eine unvollständige Verbrennung stattfindet. Insofern sollte bei Meldungen durch die Betreiber, dass es nach Gas oder nach verbranntem Gas riecht, solange gesucht werden, bis die Ursache gefunden wird. Eine Empfehlung von Prof. Lechleuthner lautet, „die Messungen auch in den oberen Teilen von Wohnungen oder Häusern durchzuführen, da CO nach oben steigt. Hierbei kann es zu einer Verdünnung der geruchsbildenden Verbrennungsprodukte kommen, sodass die geruchliche Warnwirkung dieser Begleitprodukte über die Entfernung abnimmt.“

Handwerk in der Verantwortung
Den SHK-Fachunternehmen kommt als fachlicher Ansprechpartner und Dienstleis­ter für Eigentümer und Mieter eine besondere Verantwortung zu:

  • Der Kundendienstmonteur sollte den Besitzer bzw. Betreiber sorgfaltig und nachweisbar über den bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlage und die Notwendigkeit von Zu- und Abluftwegen sowie das Verhalten bei Störungen oder Gerüchen informieren.
  • Hinweisen auf Störungen einer Gastherme ist unverzüglich nachzugehen. Dabei ist die CO-Konzentration nicht nur an der Anlage und in der Raumluft zu messen, sondern auch in darüber liegenden Räumen. In mehrstockigen Häusern sollte in darüberliegenden Wohnungen gemessen werden. Bei erkannten Mängeln, die der Besitzer bzw. Betreiber nicht beseitigen möchte, ist unverzüglich der Schornsteinfeger zu informieren.
  • Besitzer bzw. Betreiber sind auf die vorgeschriebenen Inspektionen hinzuweisen und darauf, dass diese nur von Fachfirmen ausgeführt werden dürfen.
  • Bei einer anstehenden Sanierung ist zu prüfen, ob nicht eine raumluftunabhängige Gastherme zum Einsatz kommen kann.
  • Die Mitarbeiter der SHK-Unternehmen selbst sind regelmäßig zu schulen und für das Thema zu sensibilisieren.

Katalytöfen, Heizpilze und Gasherde
Eine gänzlich andere Gefahr, die in den vergangenen Monaten ebenfalls Todesopfer gefordert hat, geht von Katalytöfen, Heizpilzen und Gasherden aus. Diese werden immer wieder in Wohnbereichen eingesetzt, um die Heizkosten zu senken. Dabei sind Katalytöfen und Heizpilze keinesfalls für den Einsatz im geschlossenen Wohnbereich gedacht. Die Geräte geben das Abgas direkt in den Wohnbereich ab. Das kann in geschlossenen Räumen lebensgefährlich sein. Zudem werden mit dem Abgas erhebliche Mengen an Feuchtigkeit in die Bausubstanz getragen, was wiederum Schimmelpilzbildung zur Folge haben kann. Je Kilowattstunde (kWh) Propan entsteht 0,123 kg Wasser. Bei einer Ofenleistung von 3 kW entstehen demnach 0,369 l Kondensat pro Stunde.
Auch der Gasherd eignet sich nicht als Heizungsersatz. Der unsachgemäße Gebrauch war erst Mitte Februar ursächlich für den Tod einer 72-Jährigen und 15 Verletzten in Dortmund. Beinahe das Leben gekostet hat es vor wenigen Wochen in Heiligenhausen einem 64-jährigen und seiner Lebensgefährtin. Sie heizten das kalte Schlafzimmer mit einem propangasbetriebenen Döner-Grill.

Literatur:
[1]    „Kohlenmonoxidunfälle bei raumluftabhängigen Gasfeuerstätten - Ursachen – Hintergründe – Fallbeispiele“, Prof. Dr.med. Dr.rer.nat. Alex Lechleuthner, Ins­titut für Notfallmedizin der Berufsfeuerwehr Köln, IKZ-HAUSTECHNIK Heft 12/
2006; Seite 40 ff.
[2]    „Experten raten wegen Kohlenmonoxid-Vergiftung zu CO-Meldern“, www.derwes­ten.de, Meldung vom 15.?02.?2012.
[3]    „Lebensgefährlich - Döner-Grill heizt kaltes Schlafzimmer“, www.derwesten.de, Meldung vom 03.02.2012.
[4]    „CO-Vergiftung, weil der Herd als Heizung diente“, Iserlohner Kreisanzeiger, Meldung vom 17.02.12.
[5]    „Wieder Tote durch defekte Heizung“, Iserlohner Kreisanzeiger, Meldung vom 24.02.12.
[6]    Firmenprospekt „Gaswarngeräte für den Haushalt“, Fa. Afriso Euro-Index.
[7]    „Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks in der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2010“, Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband (ZIV).


CO-Melder für den häuslichen Bereich

Einige Experten empfehlen aufgrund der jüngsten Vorkommnisse vorsorglich den Einsatz von CO-Meldern im häuslichen Bereich. Diese warnen den Bewohner vor gefährlicher Gaskonzentration durch ein akustisches Signal. Verpflichtend sind diese Geräte aber derzeit noch nicht. Es gibt einige Hersteller, die solche Gaswarngeräte anbieten. Afriso beispielsweise hat das GS 3.1 CO im Programm. Der Melder wird in der Nähe der Heizung oder des Warmwassererzeugers (z.?B. Therme) installiert und warnt im Alarmfall durch einen lauten Summton mit 50 dB(A). An der Gehäusefront sind LED-Anzeigen für Betrieb (grün), Alarm (rot), Fehler (gelb), die Test-Taste und die Reset-Taste angeordnet. Alarm wird bei Erreichen von ca. 300 ppm CO ausgelöst. Mit der Reset-Taste kann das akustische Signal beendet werden. Die Alarmanzeige bleibt so lange erhalten, bis der Alarmzustand beendet ist.


Wirkung von Kohlenmonoxid

Kohlenmonoxid (CO) entsteht bei unvollständigen Verbrennungsprozessen von Kohlenstoff. Es konkurriert mit dem Luftsauerstoff um eine Bindungsstelle am roten Blutfarbstoff und blockiert diesen, sodass der Sauerstofftransport im Blut konzentrationsabhängig beeinträchtigt wird. Aus diesen Gründen reichen schon geringe CO-Konzentrationen in der Atemluft aus, um die Transportkapazität für Sauerstoff im Blut zu blockieren und Vergiftungen bis hin zum Tod herbeizuführen (siehe Tabelle 1). Eine hellrote Hautfarbe ist typisch für eine solche Vergiftung, wird aber in Abhängigkeit von der Umgebung (z.B. schlechte Beleuchtung, Kleidung, etc.) nicht immer gleich erkannt. Auch die CO-Konzentration in der Luft beeinflusst Symptome und Verlauf. Besonders gefährdet sind Menschen mit Schaden im Kreislaufsystem (z.B. Arteriosklerose) und mit einem hohen Sauerstoffumsatz (z.B. Kleinkinder).

Tabelle 1: Konzentrationsabhängige gesundheitliche Gefahren und Schäden durch Kohlenmonoxid (CO).

Kohlen­monoxid in der Atemluft in ppm    Symptome und Gesundheitsschäden                                                                                                    nach Inhalation von Kohlenmonoxid
8000       Tod innerhalb weniger Minuten
3000       Tod nach etwa 30 min
1500       Tod nach etwa 60 min
1000       Gang-, Sprach und Koordinations­störungen, Tod nach 1-2 h
500          Halluzinationen, Benommenheit nach 30-120 min
400          Mehrere Symptome nach 1-2 h
300          Mehrere Symptome (Kopfschmerz, ­Schwindel, Schwäche) nach 2-3 h
200          Kopfschmerzen nach 2-3 h
100          Auch nach längerer Zeit keine Symptome
50            MAK Wert


 


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