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Möglichst flach muss es sein

Fußbodenheizungs-Lösungen für den Bestand

Spezielle Heizungssysteme mit niedriger Aufbauhöhe erlauben auch den Einbau einer Fußboden­heizung im Bestand. Systeme im Trocken­estrichaufbau lassen sich auch auf Holzdecken einsetzen. Bild: Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V.

Aufbau eines Klicksystems für eine Fußbodenheizung in der Sanierung mit niedriger Aufbauhöhe. Die orangene Lage oben ist die Entkopplungsmatte. Bild: Schlüter-Systems

Das Verlegen der Heizleitungen im „Minitec“-System ist analog dem einer klassischen Fußbodenheizung. Bild: Uponor

Das Fräsen erfolgt weitgehend staubfrei und ist bei einem normalen Wohnhaus an ein bis zwei Arbeitstagen erledigt. Bild: Rotex

Flächenheizungen lassen sich nicht nur auf dem Fußboden, sondern auch an Zimmerwänden und -decken einsetzen. Bild: Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V.

Auf den Holzbalken­decken dieses ehemaligen Schulgebäudes wurde ein Klicksystem mit niedrigem Gewicht verwendet. Bild: BWP

Das Klicksystem, das bei diesem Wohnhaus aus den 30er-Jahren zum Einsatz kam, ist einfach zu handhaben. Die Dielen wurden hinterher nachgeschraubt. Bild: Empur

 

Ein wesentliches Problem beim Einbau von Fußbodenheizungen im Bestand ist häufig die Aufbauhöhe. Es gibt eben nicht nur die 3,5 m hohen, stuckdeckenverputzten Altbauwohnungen, sondern auch wesentlich niedrigere. Soll hier eine Estrichschicht für eine Fußbodenheizung wie im Neubau aufgebracht werden, schrumpft die Wohnraumhöhe. Und: Estrich wiegt. Eine im Neubau durchaus übliche Schicht von 65 mm wiegt bis zu 130 kg/m² – zu viel für manche aus Holz gebaute Zwischendecke. Allerdings gibt es Alternativen.

Generell kommen bei  Bestandssanierungen, in denen Fußbodenheizungen eingebracht werden sollen, zwei Verfahren zur Anwendung: Zum einen gibt es bestimmte Dünnschichtsysteme, die mit einer Höhe ab 15 bis 46 mm auskommen, zum anderen wird der Verlauf der Heizschlangen in den Boden eingefräßt und hinterher mit einer speziellen Vergussmasse abgedeckt. Beide Verfahren haben gegenüber herkömmlichen Fußbodenheizungen einen entscheidenden Vorteil: Durch die geringere Aufbauhöhe kann die Wärmestrahlung bei bis zu 80 W/m² liegen – deutlich mehr als bei einer klassischen Lösung. So lassen sich Energiekosten sparen. Auch die Heizverzögerung wird dadurch zum positiven korrigiert. Auf der anderen Seite haben die Systeme auch einen deutlich höheren Preis. Gegenüber 40 Euro/m² bei der klassischen Variante wird bei ihrem flachen Pendant ungefähr das Doppelte fällig.

Beide Verfahren im Überblick
1. Dünnschichtsysteme
Dünnschichtsysteme bestehen häufig aus Klickmodulen, die gewichtsparend aus Kunststoffen produziert werden. Zur Anwendung kommen meist Polystyrol- oder Polyurethan. In diese werden die wasserführenden Schlangen eingeklickt. Der Untergrund muss dafür absolut eben sein. Falls der Untergrund nicht die geforderten Ebenheitstoleranzen bietet, muss ein Niveauausgleich erfolgen. Bei Estrichen und Holzdecken bleibt das so gut wie nie aus. „Als Ausgleichsschicht kommt ein Spachtel wie Knauf Nivellierestrich „425“ oder Knauf „Alphadur“ infrage. Vor der Verarbeitung ist üblicherweise der sanierte Dielenboden anzuschleifen und mit einem Voranstrich zu versehen. Ausgleichsdicken von 3 bis 15 mm sind möglich“, so Matthias Hemmersbach von Uponor. Das Unternehmen etwa empfiehlt für Sanierungen solcher Art und mit besonders geringer Aufbauhöhe das „Minitec“-System. Es kann im Verbund, also auf bestehendem Estrich, keramischen Fliesen oder auf Trenn- und Dämmlagen angebracht werden.
Von Viega gibt es mit dem „Fonterra Flat“ ein ähnliches System. Zudem bietet der Hersteller aus Attendorn mit dem „Fonterra Reno“ 18 mm dünne Systemplatten aus Gipsfasermaterial, die sich ebenfalls für minimale Aufbauhöhen eignen. Dabei lassen sich die Systemplatten je nach gewünschtem Bodenbelag entweder direkt verfliesen, vergießen oder mit einer Ausbauplatte zur Anpassung der Aufbauhöhe belegen.
„Bekotec-Therm“ von Schlüter-Systems kann bereits Aufbauhöhen von 25 mm zuzüglich Fliesen- oder Natursteinbelag realisieren, inkl. einer Entkopplungsmatte, die bei einem Oberbelag aus Keramik oder Naturstein unbedingt Verwendung finden muss. Ohne die Matte beträgt die Aufbauhöhe sogar nur 20 mm. Dabei wird eine Noppenplatte auf einem tragfähigen Untergrund verklebt und die Heizrohre darin verklemmt. Die abschließende Estrichschicht muss bei der Verlegung von Fliesen oder Platten lediglich mindestens 8 mm betragen. Wer Schallschutz, etwa im Mietwohnungsbau, benötigt, kann „Bekotec-EN 18 FTS“ verwenden. Das System wird auf einem tragfähigen Untergrund schwimmend verlegt. Die Aufbauhöhe liegt bei 36 mm und bewirkt eine geprüfte Schallreduzierung um bis zu 25 dB.
Anbieter Empur hat gleich mehrere Systeme im Angebot. „Top-Nopp mini“ etwa heißt ein Noppensystem, das nach der beschriebenen Untergrundbehandlung als Verbundkonstruktion auf den bestehenden Bodenbelag oder Rohfußboden verlegt wird. Die verwendeten Noppenplatten haben auf der Rückseite eine Klebeschicht und werden im Druckknopfverfahren verlegt. Die minimale Aufbauhöhe beträgt ohne Belag 17 mm. Nach dem Einklicken des Heizrohrs wird ein Dünnschicht-Spezial-Estrich aufgebracht.
„Purflex economy“, ein weiteres System von Empur, ist ebenfalls für niedrige Aufbauhöhen geeignet und wird angewendet bei Holzböden, Misch- und wenig formstabilen Untergründen oder Betonböden. Die Heizrohre werden auf einer Verbundplatte mit Tackernadeln, in auf dem Untergrund fixierte Clipp-Schienen oder auf einer Verbund-Klettplatte verlegt. Das System gilt als hoch biegefest und punktelastisch. Es besteht aus den Komponenten Verlegmörtel, Klebemörtel und Fugenmörtel. Die minimale Aufbauhöhe beträgt 18 bis 21 mm. Von „Purflex“ gibt es noch eine Variante, die ähnlich wie „Economy“ funktioniert und sich für extrem schwierige Böden eignet. Allerdings beträgt dann die Aufbauhöhe im Minimum 42 mm.
Wenn in der Modernisierung aus statischen Gründen ein geringes Aufbaugewicht wichtig ist oder mit Trockenestrichelementen gearbeitet wird, kann außerdem das „Optimal II“-Trockenbausystem von Empur zur Anwendung kommen. Das System besteht aus Hartschaumplatten mit eingeschäumten Nuten, in die Alu- oder Stahlwärmeleitbleche mit den Metallverbundrohren eingelegt werden. Die minimale Aufbauhöhe beträgt hierbei 55 mm ohne Belag.
Rotex bietet mit dem „Protect 11“ eine Gesamtaufbauhöhe von 74 mm, dabei 45 mm Überdeckung mit Estrich. Mit Zusatzmitteln ist auch niedrigerer Aufbau möglich. Auch hier werden Platten verlegt und die Rohre eingeklickt. Einen Vorteil benennt Matthias Elsasser von Rotex mit dem guten Halt der Leitungen, der wiederum bautypische Beeinträchtigungen ausgleichen könnte, etwa wenn andere Gewerke über die Platten laufen, bevor der Estrich eingebracht wurde. Zur Aufschüttung empfiehlt der Hersteller Fermacell oder vergleichbare Materialien.
Tece bietet mit der „TeceFloor“ eine Tackerplatte, mit der seine Rohrsysteme in der Sanierung mit wenig Gewicht aufgrund des Materials Styropor staubfrei verlegt werden können. Besonderer Clou: Das Material kann direkt auf die Dämmung aufgebracht werden und verstärkt diese sogar noch. Die Platten haben eine Höhe von 10 mm. Mit dem System kommt man auf eine Mindestaufbauhöhe von 46 mm.

2. Fräsverfahren
Das zweite, schon etablierte Verfahren ist aufwendiger. Dabei wird in einen vorhandenen Estrich-Fußboden der Verlauf der wasserführenden Rohre der Fußbodenheizung eingefräst. Kundenwünsche, etwa nach dem Verlauf der Wärmezonen im Boden, können also weitgehend berücksichtigt werden. Liegt das System allerdings erstmal, lässt es sich nicht mehr ändern. Nach dem Einfräsen und Verlegen erfolgt das Übergießen der kompletten Fläche mit Dünnschichtestrich oder nur der Fräskanäle mit einer Vergussmasse. Die Trockenfrässvariante ist zwar für den Kunden teurer, aber sie hat mehrere Vorteile. Die Fräsung kann mit fast allen Estrichen oder Vergussmassen übergossen werden. Und: Direkt nach der Fräsung kann die Fußbodenheizung installiert werden. Hier nun einige Systeme, die dafür infrage kommen:
Rotex bietet mit dem „Cut“ ein direkt in den bestehenden Estrich einzufräsendes System. Der große Vorteil: Es bedarf keiner zusätzlichen Aufbauhöhe, da der Es­trich für die Fräsung deckungsgleich mit dem vorherigen Niveau abschließen kann. „Bei den Handwerkern ist es zwar noch nicht so bekannt“, so Elsasser, „aber bei den ausführenden Firmen sorgt es für Begeisterung aufgrund der Einfachheit und der schnellen Umsetzung.“ Die Planung für die Rohre kommt dabei von Rotex selbst.
Empur hat mit „Cut-Therm“ ebenfalls ein Frässystem im Programm, das sich durch schnelle Arbeitsabläufe auszeichnet. Der vorhandene Zement- oder Anhydritestrich muss dabei mindestens 40 mm hoch sein. In ihn werden nahezu staubfrei Kanäle gefräst, in die die Heizungsrohre eingelegt werden. Die Aufbauhöhe ist dann logischerweise gleich null. Direkt im Anschluss kann der Bodenbelag aufgebracht werden. Je nach gewünschtem Belag wird eine Ausgleichsmasse oder ein Flexkleber aufgebracht. „Das System bedarf eines entsprechenden Equipments. Deutschlandweit sind deswegen Empur-Montageteams unterwegs, die den Fachhandwerker unterstützen“, so Empur-Marketingchefin Liane Birnbach-Fuhr. Das Equipment wäre für den Handwerker zu teuer für einige wenige Aufträge, die er umsetzen könnte. Außer der Fräsung und Verlegung der Rohre mache der Fachhandwerker trotzdem seine üblichen Arbeiten. Dennoch: „Die Wertschöpfung für den Handwerker ist bei den Klicksys­temen höher“, so Ulrich Konen vom Wärmepumpenzentrum Niederrhein, der früher auch selbst gefräst hat.

An die Decke gehen
Neben diesen beiden grundsätzlichen Verfahren gibt es weitere, die aber nicht den Fußboden nutzen, sondern die Decke oder die Wand. Gerade bei extrem hohen Decken im Altbau von bis zu 4,50 m bieten sich solche Systeme an. Allerdings ist hierfür eine Dämmung der Decke wichtig, da die Wärme sonst ins Dachgeschoss oder in die darüber liegende Wohnung steigen würde. Gebaut wird diese Variante ebenfalls trocken. Die Heizungsrohre werden dabei in Trockenbauplatten integriert und die Profile an eine Unterkonstruktion angebracht. Für Wände kommt das gleiche Verfahren zur Anwendung.

Elektroheizungen als unterstützende Variante
Elektroheizungen gehören ebenfalls zu den Flächenheizungen. Geheizt wird mit Strom. Die einfach verlegbaren Heizmatten, etwa von Danfoss, werden für eine reaktionsschnelle Fußbodentemperierung eingesetzt. Entsprechend isoliert und dem Wärmebedarf des Raumes angepasst, lassen sich komfortable, preiswerte Lösungen mit variabel anpassbaren Heizzeiten erzielen. Gern genommen werden diese bei einer Badsanierung oder der Ausstattung von Wintergärten. Die Aufbauhöhe beträgt nur 3,5 mm. Die Heizmatte wird dabei auf den Estrich gelegt und mit selbstnivellierender Spachtelmasse eingebettet.

Hilfe vom Hersteller
Die Planer und Installateure erhalten durch die System-Hersteller Unterstützung. Empur etwa hat Fachberater im Außendienst, die bei der Auswahl des geeigneten Flächenheizungssystems helfen und auf Wunsch auch weitergehende Unterstützung im Bereich Planung und Verlegung bieten. Dazu gehört auch ein umfangreiches Dienstleistungspaket von EM-plan. Das eigenständige Unternehmen innerhalb der Empur-Gruppe unterstützt als Planungsbüro mit einem Expertenteam aus erfahrenen Fachleuten der TGA-Branche mit Beratung, einer professionellen Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie der Bauleitung im Bereich Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär und Elektro – also all jenen Bereichen, die bei einem nachträglichen Einbau der Flächenheizung gefragt sind. Praktische Unterstützung gibt es durch die EM-solution. Sie unterstützt das Fachhandwerk bei der Montage von Flächenheizungssystemen.
Andere Hersteller handhaben das ganz ähnlich. Schlüter-Systems etwa setzt über die ausführliche Planungsunterstützung und Beratung hinaus zudem auf die einfache Handhabbarkeit seiner Systeme, die Planer und Handwerker schnell überzeugen würden, so Karl-Friedrich Westerhoff, Leiter Technik Klimaboden beim Iserlohner Unternehmen. Schon seit 15 Jahren würde das System installiert, inzwischen in unzähligen Objekten, darunter auch in der Kreuzkirche in Dresden, zahlreichen Autohäusern und Fachwerkbauten.

Autor: Frank Urbansky

 

Problematische Holzbalkendecken
1881 wurde die Dorfschule in Tönisberg, heute zu Kempen gehörend, erbaut. Bis 1966 wurden dort Schüler unterrichtet. Danach stand sie, abgesehen von Nebennutzungen als Kirche oder Gemeindeverwaltung, leer. 2008 wurde das Haus umfassend saniert und zu einem Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen umgebaut. Beheizt wird es seitdem mit einer 33 kW starken Luft-Wasser-Wärmepumpe, die ihre erzeugte Wärme über eine Fußbodenheizung, die in nur zwei Tagen installiert wurde, abgibt.
Während im Erdgeschoss mit klassischen Systemen gearbeitet werden konnte, gestalteten sich Zwischen- und Obergeschoss problematisch, da diese aus alten Holzbalken bestanden und nur eine geringe Traglast aufwiesen. „Zur Anwendung kam hier ein System von Schlüter, das geringe Aufbauhöhen von 38 mm und eine Belastung von 50 kg/m² gewährleistete“, so Ulrich Konen vom Wärmepumpen-Zentrum Niederrhein, das die Installation übernahm. Die Fußbodenheizung erwies sich bei einem Dachgeschossbrand im letzten Jahr als äußert vorteilhaft. Während das Dachgeschoss völlig zerstört wurde, traten in den darunterliegenden Wohnungen kaum Brand- oder Löschwasserschäden auf.

 

 

 

Klicksystem im Obergeschoss
Ein altes Wohnhaus aus den 30er-Jahren in Möckern/Sachsen-Anhalt wurde modernisiert. Im 1. Obergeschoss wurden auf zuvor von unten gedämmten 60 m² in 3 Zimmern, Küche und Bad ein „topp-Nopp mini“ von Empur an einem Tag verlegt. Der Untergrund wurde einen Tag zuvor mit einer Grundierung behandelt. Die alten Dielen wurden nachgeschraubt, um die Stabilität des Untergrundes zu erhöhen. Nach gut 10 Tagen Trocknungszeit konnte das System für das nun als Gäs­tehaus dienende Gebäude in Betrieb genommen werden. Beheizt wird es nicht mit einer Wärmepumpe, sondern mit einem Gas-Brennwertkessel.

 


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