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Leser fragen – Experten antworten

In loser Folge beantworten wir an dieser Stelle Fragen aus der Installations- und Planungspraxis

Die Heizöllagertanks dieses Hauses werden über eine Leitung aus HT-Rohr entlüftet.

Möglichkeiten der Verlängerung von Schornsteinmündungen aus Edelstahl. Bild: Raab

Ausbildung der Mündungen von Luft-Abgas-Systemen aus nicht brennbaren Baustoffen, die neben einem Schornstein angeordnet sind. a) Mit Verbrennungsluftdurchführung unter einer gemeinsamen Abströmplatte. b) Mit Überhöhung der Schornsteinmündung. Bild: DIN V 18160-1, Beuth Verlag, nachgezeichnet von Raab

 

Entlüftungsleitung für Heizöllagertanks
Dürfen HT-Rohre als Entlüftungsleitung für Heizöllagertanks verwendet werden oder verstößt diese in der Praxis hin und wieder anzutreffende Installationsvariante gegen geltende Vorschriften?


 Die betrieblichen Anforderungen an Be- und Entlüftungsleitungen für Öltanks in Heizölverbraucheranlagen werden in dem Arbeitsblatt der DWA-A 791-1, Technische Regel wassergefährdender Stoffe (TRwS) – Heizölverbraucheranlagen, beschrieben. Mit diesem neuen Regelwerk gehen „Erleichterungen“ für die Anforderungen an Be- und Entlüftungsleitungen einher. So müssen nach Abschnitt 4.4.1 Absatz (4) Be- und Entlüftungsleitungen aus formbeständigen, im erforderlichen Maße alterungsbeständigen Rohren bestehen, die einem Druck von 0,3 bar standhalten. HT-Rohren, welche diese Ansprüche vermeintlich erfüllen, ist diese Eignung nicht nachgewiesen. Solange für das HT-Rohr keine Zulassung erteilt wird, darf es auch nicht als Be- und Entlüftungsleitung verwendet werden.

Dipl.-Ing. oec. Lambert Lucks, Technischer Leiter des IWO, Öffentlich bestellter und ver­-
ei­digter Sachverständiger für Heizölverbrauchertankanlagen und Heizöle, sowie Sachverständiger nach VAwS für Heizölverbraucheranlagen

 Brennwertkessel und Festbrennstoffkessel an einem Schornstein
 Regelmäßig wird ein Schornsteinzug mit beispielsweise ­einer Ölfeuerung belegt, ein anderer (oder nicht selten auch der frühere Lüftungsschacht) wird für einen Kaminofen genutzt. Bei der Sanierung – Umstellung auf Brennwert – müssen am Schornsteinkopf Anpassungen vorgenommen werden, u.a. damit nicht Abgase vom Kaminofen in die Brennwertzuluft gelangen. In der Praxis führt das mitunter zu optisch alles andere als eleganten Lösungen. Gibt es Herstellerlösungen?

 Brennwertkessel für Öl- und Gas werden heute meist raumluftunabhängig betrieben und das Abgassystem wird mit entsprechender Kopfausbildung für die Luftansaugung installiert. Wenn nebenan ein Schornsteinzug für Festbrennstoffe, z. B. für einen Kaminofen, genutzt werden soll, sind die Regelungen in der DIN V 18160-1 Beiblatt 3 bzw. Abschnitt 9.3.4 zu beachten. Es gilt, die folgenden zwei Schutzziele zu erfüllen:
Besteht das Mündungselement des Brennwertkessels aus Kunststoff, muss aus Brandschutzgründen der daneben liegende Zug die Mündung um mindestens 1 m überragen und aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen. In der Praxis bedeutet das eine Schornsteinkopfverlängerung von etwa 1,3 bis 1,5 m Höhe. Schornsteinkopfverlängerungen dieser Höhe sollten eine stabile Grundplatte besitzen und mit einem Einschub in den bestehenden Schornsteinzug versehen sein. Die Beurteilung der vorhandenen Bausubstanz und Befestigung muss immer gemeinsam mit dem zuständigen Schornsteinfegermeister erfolgen. Verlängerungen dieser Höhe sind dem Winddruck ausgesetzt und die Abkühlung des Feststoffzuges ist nicht zu unterschätzen. Wenn das Mündungsterminal des Brennwertkessels bereits aus Edelstahl besteht, ist bei raumluftabhängigem Betrieb keine Verlängerung des Feststoffzuges notwendig.
Bei raumluftunabhängigem Betrieb darf kein Abgas des Feststoffzuges vom Brennwertkessel angesaugt werden. Dazu muss die Mündung des Feststoffzuges mindestens um zwei Durchmesser oberhalb der Luftansaugung des Brennwertgeräts liegen. Hier ist eine einwandige Schornsteinkopfverlängerung von etwa 50 cm meist ausreichend. Oder die Mündungen befinden sich oberhalb einer gemeinsamen Abdeckplatte. Siehe Abbildungen a) und b).

Abschließend ist hinsichtlich der Nutzung des zweiten Schornsteinzuges mit Festbrennstoffen zu empfehlen, beim Brennwertkessel auf ein Mündungsterminal aus Edelstahl zu achten. Eine kurze Verlängerung für den Festbrennstoffzug ist dann ausreichend und einfach und kos­tengünstig zu montieren. Bestehen beide Mündungselemente dazu aus identischen Werkstoffen, wie hochglänzendem, korrosionsbeständigem Edelstahl, ist die Lösung optisch ansprechend realisierbar.

Dirk Werner, Verkaufsleiter Handel bei der Raab-Gruppe, Neuwied

 


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