Werbung

"Keine Messe wie jede andere"NRW-Landesinnungsmeister Dieter Lackmann im IKZ-Interview

Als erste wichtige Branchenmesse in diesem Jahr findet die SHK Essen vom 10. bis 13. März in der Ruhrmetropole statt. Die Messe gilt nicht nur als Schaufenster der Branche, sie ist vor allen auch Stimmungsbarometer und spiegelt die Situation in Handel, Handwerk und Industrie wider. IKZ-HAUSTECHNIK Chefredakteur Markus Sironi sprach mit NRW-Landesinnungsmeister Dieter Lackmann über die Bedeutung der Regionalmesse, über Erwartungen und Trends in diesem Jahr.

Das Angebot auf der SHK Essen bietet für jeden etwas. DIETER LACKMANN

 

IKZ-HAUSTECHNIK: Einer Studie des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zufolge sind Regionalmessen für das Handwerk eine unerlässliche Informationsquelle für neue Produkte und Technologien. Die Studie ist mittlerweile allerdings rund 5 Jahre alt. Wie lautet heute - 2010 - Ihr persönliches Fazit als Handwerksmeister auf die Frage nach der Bedeutung von Regionalmessen?

DIETER LACKMANN: Messen sind nach wie vor sehr wichtig fürs Handwerk. Der persönliche Kontakt zum Außendienstler oder mitunter zum Geschäftsführer, die abgestimmte Beratung und das individuelle Eingehen auf Fragen, Produkte zum Anfassen usw. - das alles gibt es nur auf einer Messe und genau das macht den Charme der SHK Essen aus. Fachzeitschriften oder Internetportale sind selbstverständlich wertvolle Informationskanäle. Allerdings eher für die Recherche oder zur Aktualisierung des Fachwissens. Der Besuch einer Messe wird dadurch nicht weniger wichtig.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche zentralen Vorteile genießt die SHK Essen gegenüber einer Mammutveranstaltung wie die ISH in Frankfurt? Und was unterscheidet sie von anderen Messen?

DIETER LACKMANN: Die SHK Essen findet mitten im Ballungsraum NRW und damit in einem Bundesland mit hoher Wirtschaftskraft und einem sehr großen Einzugsgebiet statt. Selbst aus den benachbarten Niederlanden kommen viele SHK-Fachleute ins Ruhrgebiet. Für Planer und Handwerker ist Essen beinahe ein Muss, weil dort die Dinge lieferbar sind, die auf der Weltleitmesse ISH als neu vorgestellt wurden. Essen ist eben keine Messe wie jede andere.

IKZ-HAUSTECHNIK: Nichtsdestotrotz findet die SHK Essen in einem angespannten Wirtschaftsumfeld statt. Für wie krisenfest halten Sie die Themen "Energieeffizienz" und "Investition in Infrastruktur" vor dem Hintergrund von Kürzungen und vorübergehendem Stopp von Fördermitteln durch die neue Bundesregierung?

DIETER LACKMANN: Für absolut krisenfest, wenn wir uns die Situation im Wohnungsbau anschauen. Der Großteil der Gebäude in NRW und damit auch die darin installierte Technik ist veraltet und schreit nach Modernisierung - eine große Aufgabe nicht nur für unser Handwerk. Das Sanierungsgeschäft wird das Geschäft der Zukunft sein. Das ist eindeutig. Schon heute wird ein Großteil der Investitionen im Baubereich im Bestand getätigt. Dieser Trend wird sich verstärken. Das Konjunkturpaket II hat bereits für Rückenwind in der Branche gesorgt. Der vorübergehende Stopp von KfW-Fördermitteln hat mich nicht beunruhigt. Auch deshalb, weil die Sonderförderung für die hydraulische Optimierung des Heizungsnetzes oder den Austausch der Umwälzpumpen weiterlief.
Ein weiteres krisenfestes Thema sind barrierefreie und altergerechte Badlösungen. Denn nicht nur die Preise für Energie steigen, sondern auch die Anforderungen der Generation "50plus". Komfort und Nutzen für jede Stilrichtung und Raumgröße sind gefragt. Gerade in diesem Bereich ist ein für mich entscheidender Trend zu erkennen: Viele Produkte sind inzwischen senioren- oder behindertengerecht, aber man sieht es ihnen nicht unbedingt an. Dadurch steigt die Akzeptanz generationsübergreifender Lösungen beim Verbraucher.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie erwähnten eingangs die Installateure aus den benachbarten Niederlanden. Die Messe führt am Mittwoch, 10. März, sogar einen Benelux-Tag durch, an dem auf das Informationsbedürfnis und die Beratungsanliegen der europäischen Nachbarn besonders eingegangen werden soll. Woher rührt das Interesse seitens des Handwerks? Hat sich der Konkurrenzdruck in den grenznahen Gebieten verschärft oder sind Produkte "Made in Germany" einfach nur gefragt?

DIETER LACKMANN: Nach meiner Beobachtung kommen die Besucher aus den Benelux-Staaten vor allem, um sich über Produkte zu informieren, die in den eigenen Ländern nicht so bekannt oder verbreitet sind. Natürlich gibt es in den grenznahen Gebieten eine Konkurrenzsituation zwischen den heimischen Betrieben und den europäischen Nachbarn. Ausländische Betriebe kommen natürlich auch über die Grenze, um hier zu arbeiten. Das ist aber keine neue Entwicklung. Und der umgekehrte Weg ist ja ebenso möglich. Insofern ist der Benelux-Tag lediglich als ein zusätzlicher Service der Messe zu verstehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wechseln wir das Thema: Seit Januar dieses Jahres gilt für Übernachtungen der verringerte Mehrwertsteuersatz von 7% statt bisher 19%. Ein Steuergeschenk - nur für das Gastgewerbe - von fast 1 Mrd. Euro. Dieses Steuergeschenk weckt Begehrlichkeiten - auch im Handwerk. Doch in Deutschland tut sich nichts. Und das, obwohl selbst die EU bereits im Sommer 2008 vorgeschlagen hat, die Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive Dienstleistungen zu senken. Wie stehen Sie zu einer Mehrwertsteuerreduzierung?

DIETER LACKMANN: Das Handwerk ist umsatzmäßig ein Riesenbereich. Mit Blick auf die knappe Haushaltskasse unseres Staates wird die derzeitige Regierung einer Mehrwertsteuerverringerung kaum zustimmen können. Dass die Wirtschaft von einem verringerten Mehrwertsteuersatz auf arbeitsintensive Dienstleistungen wie etwa Reparaturen profitieren würde, daran zweifele ich nicht. Und mit dieser Einschätzung stehe ich nicht alleine dar.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir zu den Produkten und Dienstleistungen: Welche Bereiche interessieren Sie als Fachhandwerker besonders und wie wichtig sind Sonderschauen in diesem Zusammenhang?

DIETER LACKMANN: Diese Frage lässt sich in einem Satz kaum beantworten. Das Angebot auf der SHK Essen bietet für jeden etwas. Für den Planer beispielsweise ist der Bereich Software besonders interessant, für den Verarbeiter auf der Baustelle dagegen neue Produkte, Techniken, Werkzeuge oder Maschinen. Nicht zu vergessen der große Bereich der Nutzfahrzeuge samt Innenausstattung. Denn wie heißt es so schön: Der erste Eindruck zählt beim Kunden. Lohnenswert sind für mich immer auch die verschiedenen Sonderschauen zu aktuellen technischen Themen.
Der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik - kurz BDH - wird beispielsweise in der Sonderschau "Zukunftstrends und die Potenziale hocheffizienter Gebäudetechnik" die grundlegenden Veränderungen am Wärmemarkt skizzieren. In diesem energieträger- und technologieneutralen Umfeld sollen Lösungen zur Effizienzsteigerung und Nutzung Erneuerbarer Energien in Gebäuden aufgezeigt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bleiben wir bei den Sonderschauen. Der Fachverband SHK NRW hat Ende letzten Jahres einen Arbeitskreis Kraft-Wärme-Kopplung gegründet, in dem Fachhandwerker mit BHKW-Erfahrung, Vertreter der Industrie und der beteiligten Versorgungsunternehmen, Rahmenbedingungen für die Installation von BHKWs erarbeiten sollen. Wird das Projekt auf der SHK Essen vorgestellt?

DIETER LACKMANN: Ja, in der Tat. Auf dem Stand des Fachverbandes in Halle 2 wird es erstmals eine Plattform "Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung" geben. Dort werden der aktuelle Stand der Technik aufgezeigt und Informationen zu Perspektiven und Rahmenbedingungen gegeben. Mit Unterstützung seiner Marktpartner will der Fachverband die SHK Essen nutzen, um unabhängig und fachlich kompetent aufgeschlossene Fachhandwerker über die Zukunftstechnologie Kraft-Wärme-Kopplung - vor allem für den Einsatz im Wohnungsbau - zu informieren". Der Fachverband hat sogar einen Schritt weitergedacht und ist derzeit in der Entwicklung einer Schulungsmaßnahme, denn unser Ziel ist es, diese Technologie zukünftig von SHK-Handwerkern unserer Innungen flächendeckend einzubringen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Themen und Dienstleistungen wird der Fachverband auf seinem Stand in Halle 2 noch präsentieren?

DIETER LACKMANN: In diesem Jahr bietet der Fachverband wieder ein Planungsforum mit interessanten Vorträgen zu aktuellen Themen an. Außerdem wird eine interaktive Referenzanlage zur Dichtheitsprüfung von privaten Abwasserleitungen präsentiert. Besucher können zudem fundierte Beratung zu Themen wie Landes- und Bundesförderungen für die energetische Sanierung sowie zu Konjunkturprogrammen und zu Genehmigungsverfahren für regenerative Energiesysteme erhalten. Informationen zur neuen Ausbildungskampagne des Fachverbandes runden das Angebot ab.
Ein Tipp noch: Innungsmitglieder des Fachverbandes können sich einen exklusiven Datenträger mit Praxis-Tools, Kalkulationshilfen, Kommentaren zur neuen EnEV und der aktuellen FeuVO sowie die Neuauflage des Infopakets "Barrierefreies Bad" am Messestand des Fachverbandes SHK NRW (Stand 200 in Halle 2) abholen.

Fachzeitschriften oder Internetportale sind wertvolle Informationskanäle. Der Besuch einer Messe wird dadurch nicht weniger wichtig.
DIETER LACKMANN

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: