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Hexenschuss Ade!

Rückenbeschwerden müssen nicht sein – mit der richtigen Hebetechnik gelingt es

Mit der richtigen Hebetechnik wird die Last im Körper optimal verteilt. Bild: Fotolia-vit_kitamin

Jeder fünfte gesetzlich Versicherte geht mindestens einmal im Jahr wegen Rückenschmerzen zum Arzt – viele sogar mehrmals. Bild: IKK classic

 

Falsch ausgeführte Bewegungsabläufe, und das über Jahre hinweg, führen allmählich zu Rückenschmerzen und Bandscheibenproblemen des Monteurs. Ist der Schmerz erst mal da, dauert die Heilung oftmals sehr lange. Hinzu kommen noch die Fehlzeiten aufgrund des Arztbesuchs und der Krankmeldung. Ganz zu schweigen von den privaten Einschränkungen. Daher sollte es zum eigenen Gesundheitsbewusstsein des Monteurs gehören, dass er sich mit dem Thema Bewegen von Lasten immer wieder mal beschäftigt.

Oft ist es der falsche Ehrgeiz, der dazu führt, dass sich der Handwerker überschätzt und schwere Lasten alleine hebt, statt mit einem Kollegen. Die Transportkapazität bei Männern liegt bei etwa 45 kg, sofern eine Last nicht die Treppe hoch getragen werden muss. Frauen liegen etwa bei der Hälfte. Wer also einen Kollegen um Mithilfe beim Transport bittet, ist nicht ein „Weichei“, sondern handelt verantwortungsvoll. Es ist eine Frage der Kollegialität, sich gegenseitig zu unterstützen und meistens kann man mit der Hilfsbereitschaft des Kollegen rechnen. Niemand sollte eine „Hauruck-Nummer“ abziehen, nur um sich zu beweisen. Besonders die männlichen Arbeiter machen das gern, um den Kollegen zu beeindrucken. Während der täglichen Arbeit hat natürlich niemand Zeit, über diese Dinge lange nachzudenken. Man konzentriert sich auf die Arbeit und möchte auch nicht wegen „jeder Kleinigkeit“ einen Kollegen um Hilfe beim Tragen bitten. Dennoch ist es von eigenem Interesse, dieses Denken beiseite zu legen.

Die Arbeitstypen im Vergleich
Auf der Baustelle trifft man meist auf zwei Charaktere: Die Arbeitstypen „Vermeidender“ und „Durchhalter“. Der Mitarbeiter „Vermeidender“ fürchtet den Schmerz und nimmt eine sogenannte Schonhaltung ein. Dadurch belastet er andere Muskeln zusätzlich und hat an anderer Stelle Schmerzen. Der „Durchhalter“ beherrscht seine Schmerzen, ignoriert dann die Warnfunktion des Schmerzes und bahnt einer weiteren Schädigung den Weg. In beiden Fällen hilft nur ein bewusster Ausbruch aus diesem Teufelskreis.

So wird’s gemacht

  1. Den Körper möglichst nahe und frontal zur Last heranstellen. Füße sind mindestens hüftbreit und mit der ganzen Fußsohle aufgesetzt (stabile Ausgangsposition), die Wirbelsäule ist so in ihrer physiologisch richtigen Form.
  2. Beine bis max. 90 Grad beugen (tiefere Kniebeugen bedeuten eine zusätzliche Belastung und fördern die Knorpelabnutzung).
  3. Oberkörper gerade halten, Hohlkreuzhaltung vermeiden.  
  4. Sperrige und sehr schwere Gegenstände hebt man besser zu zweit. Bei längeren Strecken legt man die Last auf die Schulter.
  5. Gedanklich auf den Hebevorgang einstellen (damit wird die Muskulatur in einen Vorstartzustand gebracht, wie bei einem 100-m-Sprinter vor dem Start).
  6. Anspannen der Rumpfmuskulatur (dadurch wird die Wirbelsäule stabilisiert und durch die sogenannte „Bauchpresse“ werden die Bandscheiben entlastet).
  7. Last gleichmäßig durch Strecken im Hüft-, Knie- und Sprunggelenk anheben. Beim Hochkommen vom Boden hält man die Last möglichst nahe am Körper. Keinesfalls sollte man sich während des Hochhebens drehen.
  8. Atem nicht anhalten (Pressatmung). Ratsam ist, den Hebevorgang durch bewusstes Ausatmen zu unterstützen und danach gleichmäßig weiter zu atmen.
  9. Beim Schieben das eigene Körpergewicht einsetzen.

Die Belastung der Lendenwirbelsäule ist umso geringer, je weniger der Rumpf vorgeneigt wird und je näher die Last am Oberkörper gehoben und gehalten wird. Auch beim Bücken, Heben und Tragen ist die Wirbelsäule in ihrer physiologischen Stellung zu stabilisieren, damit die Belastung gleichmäßig auf die Bandscheiben verteilt wird. Sperrige oder unhandliche Gegenstände sollte man, unabhängig vom Gewicht, zu zweit anheben und tragen. Dabei ist der Körper bewusst aufrecht zu halten, eine übertriebene Hohlkreuzstellung ist zu vermeiden. Schwere Lasten trägt man besser auf dem Rücken, anstatt vor dem Körper. Es darf nicht peinlich sein, wenn man bei längerer Strecke die Last zwischendurch abstellt.

Autor: Dipl.- Betriebswirt Rolf Leicher, Fachautor und Referent

 


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