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Hessen – Spanische Jugendliche seit mehr als einem Jahr in Ausbildung

Im August des letzten Jahres kamen 43 spanische Jugendliche nach Frankfurt, um im dortigen Handwerkskammerbezirk eine Ausbildung zu beginnen. 12 von ihnen entschieden sich damals für den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Gut 30 junge Spanier sind geblieben, unter ihnen 10 SHK-Azubis.

Der spanische Auszubildende Jamel Mota-Martins – jetzt im 2. Lehrjahr – führt eine Wartung an einem Ölkessel vor.

 

Laut Handwerkskammer Rhein-Main sind die Betriebe mit dem bisherigen Projektverlauf „zufrieden, teilweise sehr zufrieden“. Herausforderung Nr. 1 war und ist das Erlernen der Sprache. Denn viele der spanischen Azubis hatten keine oder nur geringe deutsche Sprachkenntnissen. Zusätzliche Unterstützung war und ist notwendig. Der Präsident der Handwerkskammer Rhein-Main, Bernd Ehinger:„Die Ausbildungskooperation mit der Region Madrid zeigt, dass die Möglichkeiten der dualen Ausbildung und des Meisterbriefes eine Möglichkeit sind, die Wirtschaft in den Regionen Europas zu beleben.“
Von den 43 Azubis sind 7 in Betrieben der SHK-Innung Frankfurt untergekommen, 5 weitere Spanier haben eine Ausbildung in Nicht-Innungsbetrieben begonnen. Es sind die Innungsbetriebe Bruder & Feucht, Kämpf & Co. sowie Imtech. Peter Paul Thoma, Obermeister der Innung SHK Frankfurt: „Jeder sechste spanische Jugendliche, der einen Handwerksberuf im Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main erlernt, ist in einem unserer SHK-Innungsbetrieben untergebracht. Wir brauchen dringend Nachwuchs.“
Leider haben elf Jugendliche die Lehre abgebrochen. Bei den SHK-Innungsbetrieben waren es zwei. Sonja Feucht, Geschäftsführende Gesellschafterin der Bruder + Feucht GmbH: „Wir sind mit beiden zufrieden, auch mit dem, der aus persönlichen Gründen abgebrochen hat. Bei unserem 2. Lehrling sind wir sehr optimis­tisch, er hat gut Deutsch gelernt und ist jetzt, ab dem 2. Lehrjahr, wie alle anderen deutschen Lehrlinge im normalen Betriebsablauf voll dabei.“ Im 1. Lehrjahr waren die spanischen Azubis meist im Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer. Hinzu kamen die regelmäßigen Berufsschultage, sodass im 1. Lehrjahr der Einsatz im Betrieb relativ gering war. Das müsse ein Betrieb kompensieren, meint Sonja Feucht.
Christoph Hahn, Geschäftsführer von Kämpf & Co GmbH: „Es war zunächst ein etwas holpriger Start wegen der fehlenden Sprachkenntnisse. Wir haben aber dafür gesorgt, dass sie zusätzlichen Unterricht erhalten und nun ist es in Ordnung.“
Sonja Feucht empfiehlt das Modell auch anderen Innungen, „wenn dort die Unterstützung durch die Handwerkskammer gewährleistet ist“. Sämtliche Behördengänge wie Einwohnermeldeamt, Finanzamt, Krankenkasse oder einfach nur einen Hausarzt finden, das wurde in Frankfurt von den Mitarbeitern der Handwerkskammer abgenommen. „Nur so geht es relativ problemlos.“ Die Leiterin des SHK-Betriebs räumt aber auch ein: „Man sollte sich einfach vorher intensiv erkundigen, was auf den Betrieb zukommt.“
Die größte Herausforderungen aus Sicht der Betriebe fasst Peter Paul Thoma zusammen: „Man muss als Ausbilder wegen der Sprachbarrieren und der fremden Umgebung für die Jugendlichen Zeit investieren. Hier ist Engagement gefragt, was allerdings generell gilt für gute und erfolgreiche Nachwuchsarbeit.“ Wichtig seien intensive Sprachkurse und das Anwenden der Sprache im Beruf.
Sonja Feucht und der Koordinationsleiter der Handwerkskammer kennen die Schwierigkeiten der Jugendlichen. Da seien z.B. die Berichtshefte, die regelmäßig geschrieben und vorgelegt werden müssten. „So etwas kennen sie ja überhaupt nicht.“ Auch die Trennung von ihrem Zuhause in Spanien müssten sie verarbeiten.
Elf Azubis sind nach Spanien zurückgegangen. „Dem Erfolg tut dies keinen Abbruch“, so Bernd Ehinger von der Handwerkskammer. Frankfurts SHK-Obermeister Peter Paul Thoma: „Wir brauchen dringend Nachwuchs. Mit diesem Projekt geben unsere Innungsbetriebe nicht nur den spanischen Jugendlichen eine Chance.“

 


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