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Fossile Energieträger haben das Nachsehen

„Energieeffizienz und Wärme aus Erneuerbaren Energien“ – Bundeswirtschaftsministerium legt neue Förderstrategie vor

„Das Potenzial für Effizienzsteigerungen im Gebäudebereich ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, so IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. Die Förderung mit einem Ablaufdatum zu versehen, sei viel zu früh.

Nach Ansicht von Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP, setzt die Bundesregierung mit dem Ausstieg aus der Förderung für rein fossile Anlagen ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz im Wärmesektor.

„Der Subventionierung des fossilen ­Zeitalters im Heizungskeller gehört so schnell wie möglich ein Ende gesetzt“, so Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).

„Der Subventionierung des fossilen ­Zeitalters im Heizungskeller gehört so schnell wie möglich ein Ende gesetzt“, so Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).

„Auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 stehen wir noch vor mindestens zwei Sanierungszyklen“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.

Laut Andreas Müller, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK, gelte es hier und jetzt dafür zu sorgen, die Sanierungsrate bei den rund 14 Mio. veralteten Öl- und Gasheizungen anzuheben.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Mai die 16-seitige „Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ vorgelegt.

 

Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Mai die neue „Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus Erneuerbaren Energien“1) vorgelegt. Sie ordnet die haushaltsfinanzierte Energieeffizienzförderung neu, bündelt sie und richtet sie adressatengerecht aus. Die inhaltlichen Förderschwerpunkte werden stärker an die aktuellen Anforderungen der Energiewende angepasst. So werden Hybridsysteme, die Erneuerbare Energien einbeziehen, weiter gefördert, während die Förderung von Heizkesseln, die ausschließlich auf fossilen Energieträgern basieren, in 2019 ausläuft.

Pro und Contra
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) begrüßt die Vorhaben des Ministeriums: „Die Förderung für saubere Wärme war noch nie so gut wie jetzt, aber auch noch nie so kompliziert. Eine Vereinfachung tut daher dringend not. Zudem setzt die Bundesregierung mit dem überfälligen Ausstieg aus der Förderung für rein fossile Anlagen ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz im Wärmesektor. Denn rein fossile Heizsysteme – auch effiziente – blockieren mittel- bis langfristig die Dekarbonisierung im Gebäudesektor“, erklärt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel.
„Der Subventionierung des fossilen Zeitalters im Heizungskeller gehört so schnell wie möglich ein Ende gesetzt“, sagt auch Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). „Ein Fördersys­tem, das mit dem Klimaschutzplan 2050 im Einklang stehen will, darf zwar offen für alle Technologien, nicht aber für alle Brennstoffe sein.“ Auf dem Weg zu einer dekarbonisierten Wärme- und Kälteversorgung sei noch viel zu tun. Der Marktanteil von Öl-, Kohle und Gasheizungen liege nach wie vor bei 85 %. „In den Jahren 2013 bis 2016 stieg allein der Anteil fossiler Öl-Brennwertheizungen aufgrund niedriger Erdölpreise von 6,7 auf knapp 10 % an, zusätzlich begünstigt durch Steuermittel“, so Uphoff.
Es gibt aber durchaus andere Meinungen: „Die Umrüstung auf effiziente Brennwertkessel kann in erheblichem Umfang CO2-Emissionen einsparen“, betont etwa Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). Statt die Anreize zur Effizienzverbesserung in den Heizungskellern zu erhöhen, plane man deren Streichung. „Das ist nicht nachvollziehbar und wird die ohnehin noch zu niedrige Modernisierungsrate weiter drosseln“, beklagt er. Die derzeitige Bezuschussung der Brennwerttechnik sei besonders wirksam: 1000 Euro Fördermittel lösten eine Investition von rund 10 000 Euro und bis zu 30 % Energie- und Treib­hausgaseinsparung aus. „Diese Förderung nun mit einem Ablaufdatum zu versehen, ist viel zu früh, denn das Potenzial für Effizienzsteigerungen im Gebäudebereich ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, so Willig weiter. Vielmehr müsste das Fördersystem für Hausbesitzer transparenter und einfacher werden, um die Modernisierungsrate zu steigern.
Auch der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) kritisiert den geplanten Förderstopp für Brennwertkessel. „Auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 stehen wir noch vor mindestens zwei Sanierungszyklen. Zunächst aber müssen die Ziele für 2030 erreicht werden, und dazu muss die Modernisierungsrate schnells-tens spürbar gesteigert werden. Das wird nicht funktionieren, wenn die Brennwerttechnik mit ihren 90 % Marktanteil durch Ankündigung des Förderstopps schon jetzt diskriminiert wird“, so BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.
Ins gleiche Horn stößt der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Es gelte hier und jetzt dafür zu sorgen, die Sanierungsrate bei den rund 14 Mio. veralteten Öl- und Gasheizungen anzuheben. Ob dies ausgerechnet mit dem angekündigten Förderstopp für die Brennwerttechnik gelingen wird, wagt die Interessenvertretung des Heizungsbauerhandwerks zu bezweifeln. „Es droht vielmehr eine unnötige Verunsicherung der Verbraucher, die bei möglichen Investitionen in eine neue Heizungsanlage weniger auf einen klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 schauen, sondern auf die aktuell verfügbare und förderfähige Technologie achten, so Andreas Müller, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK.
Einigkeit herrscht weitestgehend über die Fortsetzung der Förderung von hybriden Systemen, die Erneuerbare Energien wie Wärmepumpen und fossile Heiztechnik kombinieren. Diese können laut BWP-Geschäftsführer Sabel im Modernisierungsmarkt eine sinnvolle Option sein, z. B. im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans. Willig ergänzt, dass „gerade Öl-Brennwertheizungen überdurchschnittlich oft zusammen mit regenerativen Energieträgern genutzt werden.“ Einzig der BEE bezeichnet es als kontraproduktiv, den noch klimafeindlichen fossilen Teil der Hybridheizungen weiter mit Fördergeldern zu unterstützen. Das führe nur dazu, „dass die dringend erforderliche Energiewende im Wärmesektor verschleppt wird“, mahnt Uphoff.
Die Verbände der Bau- und Ausbauhandwerke kritisieren, dass die steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen in der Förderstrategie derzeit keine Berücksichtigung findet. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, Karl-Heinz Schneider, spricht sich außerdem dafür aus, dass Gebäudeenergieberater, die gleichzeitig einen Betrieb haben, künftig in den Beratungsprogrammen anerkannt werden und den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) ausstellen dürfen. „Nur so lässt sich das Ziel einer Breitenwirkung erreichen.“

Künftig gibt es vier Förderschwerpunkte
Nach dem Konzept der Förderstrategie werden die haushaltsbasierten Förderangebote schrittweise bis zum Jahr 2020 reformiert. Zudem werden vier klare Förderschwerpunkte gebildet. Diese sind: ­„Energieberatung“, „energieeffiziente Gebäude“ und „Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe“ sowie „Wärmeinfrastruktur“. Alle Förderangebote werden als modular aufeinander aufbauende Bausteine in diesen vier Schwerpunkten gebündelt. Das hat zur Konsequenz, dass bestehende Förder­angebote zusammengefasst werden. So werden die zwei großen Förderprogramme im Gebäudebereich, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm (KfW-Programme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren) und das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien im Wärmemarkt, zur Fördersäule „Energieeffiziente Gebäude“ zusammengefasst. Der Schwerpunkt der Förderung in dem Bereich soll weiterhin auf den Bestand (Wohngebäude und Nichtwohngebäude) gelegt, die Förderung energetisch anspruchsvoller Neubauten wie bisher fortgesetzt werden. Die Förderangebote für große, gebäudeübergreifende Investitionen, also vor allem Wärme- und Kältenetze sowie entsprechende Speicher, die aus Erneuerbaren Energien gespeist werden, und große Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie, sollen – Stand heute – in der Fördersäule „Wärmeinfrastruktur“ gebündelt werden. Ob es tatsächlich so kommt, wird sich zeigen. Über die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Fördermaßnahmen werde im Verlaufe des Umsetzungsprozesses entschieden, heißt es in dem Papier.

1) Direktlink zur Publikation: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/foerderstrategie-energieeffizienz.html

 


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