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"Eine Best Practice – muss entlang der Kette erst entstehen"

Manfred Wörgetter hat an der Bundesanstalt für Landtechnik (BLT) in Wieselburg beginnend mit 1979 die Typenprüfung für Biomassefeuerungen kleiner Leistung aufgebaut und damit beigetragen, die Bundesanstalt zur wohl bekanntesten Prüfstelle für Biomassefeuerungen in Europa zu machen. Um die Technologien noch marktgerechter zu machen, hat die BLT vor 10 Jahren die Gründung eines Kompetenzzentrums unterstützt. Die Bioenergy 2020+ GmbH ist mittlerweile zu einem der renommiertesten Bioenergietechnologieinstitute herangewachsen. Seit seinem Ausscheiden aus der BLT, dem Bundesdienst, hat Manfred Wörgetter die strategische Leitung des Standorts Wieselburg von Bioenergy 2020+ übernommen und konzentriert sich auf Zukunftsthemen. Im Interview äußert sich Wörgetter zu weiterem Entwicklungsbedarf auf dem Prüfstand und in der Praxis.

Bei unzureichender Verbrennung von Holz treten sehr hohe Emissionen gasförmiger und kondensierender organischer Substanzen auf. Manfred Wörgetter

 

 

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche technischen Maßnahmen vollzogen/vollziehen die Kesselhersteller zu diesem Zweck?

Manfred Wörgetter: In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden von einer Reihe von Herstellern Scheitholz-, Hackgut- und Pelletkessel entwickelt und verbessert. Dabei wurden beeindruckende Ergebnisse erzielt. Aus diesen lässt sich schließen, dass die Hersteller zeitgerecht Technologien entwickelt haben, mit denen unter reproduzierbaren Idealbedingungen bei Betrieb mit Nennwärmeleistung die geforderten Grenzwerte deutlich unterschritten werden können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo sehen Sie weiteren Entwicklungsbedarf?

Manfred Wörgetter: Beim Heizungssystem. Darin die hydraulische Einbindung, Regelung und Steuerung. Bei der Erstellung von technischen Regeln für die Messungen vor Ort und dies im Besonderen. Außerdem bei der Etablierung von Typenprüfungen, die die Beurteilung beim durchgehenden Betrieb unter praktischen Bedingungen, also bei wechselnder Last, zulassen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie realisierbar sind die Prüfstandsergebnisse in der Praxis dann konkret?

Manfred Wörgetter: Die Brisanz wird anhand folgender Überlegung gezeigt: Bei unzureichender Verbrennung von Holz treten sehr hohe Emissionen gasförmiger und kondensierender organischer Substanzen auf. Diese Emissionen werden als Rauch sichtbar, gemessen als "organisch gebundener Kohlenstoff", org.C. Sichtbarer Rauch bedeutet Emissionen in Höhe von 20 g/m³ und somit eine Überschreitung der Grenzwerte um das 200-Fache. Der Rauch im Brennraum kann schlagartig entflammen. Unmittelbar anschließend geht die org.C-Konzentration gegen Null. org.C entsteht vorwiegend beim Anheizen von Scheitholzfeuerungen sowie beim Zünden des Brennstoffs in kontinuierlich beschickten Feuerungen. Die Typenprüfung sollte den durchgehenden Betrieb beinhalten und eine Aussage über Emissionen und den Nutzungsgrad im Jahreszyklus ermöglichen. Bioenergy 2020+ hat eine einfache Methode zur Bestimmung des Jahresnormnutzungsgrades und von Jahresnormemissionsfaktoren von Biomasse-Kleinfeuerungen erarbeitet, die mit geringem Mehraufwand als Typenprüfungen durchgeführt werden kann.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo kann der Handwerker Fehler machen, beziehungsweise wann ist ein Kessel auch aus Emissionssicht wirklich fachmännisch eingebaut?

Manfred Wörgetter: In der Praxis muss eine "Best Practice" erst entstehen. Das dafür notwendige Know-how entlang der Kette müssen die Akteure erwerben, wobei dieser Lernprozess keineswegs trivial ist. Die Herausforderungen dabei sind:

  • die Planung und Optimierung des Heizungssystems einschließlich Wärmespeicher, Steuerung und Regelung,
  • die grundlegenden Kenntnisse für effizienten und sauberen Betrieb,
  • die Durchführung der Emissionsmessung vor Ort und die Bewertung des Messergebnisses.

 


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