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Drei Klassenvertreter Ford "Connect", VW "T5" sowie Mercedes "Sprinter" im Test

Für das Modelljahr 2010 wirken sich die Überarbeitungen der Hersteller recht unterschiedlich aus. Beim "Connect" (Ford) hat sich am maximalen Frachtraumangebot nichts geändert, doch kommt dieser typische Vertreter der Lieferwagenklasse mit einem frischeren Outfit daher. Unter die Haube ging es sowohl dem Transporter "T5" (VW) als auch dem Mercedes "Sprinter" in der 3,5-t-Klasse: Euro5-Motoren leisten bei geringeren Emissionen jetzt sogar mehr. IKZ-HAUSTECHNIK-Autor Thomas Dietrich hat die Drei in Tests "erfahren" und ist dabei Stärken und Schwächen begegnet.

Der Ford „Connect“ mit langem Radstand und Hochdach bringt es hinter der geschlossenen Trennwand auf 3,5 m3 und verkraftet eine Nutzlast von max. 815 kg.

 

Ford "Connect" - Leichte Veränderungen
Als komplett neuentwickeltes Fahrzeug kam der Ford-Lieferwagen im Jahr 2003 zu den Händlern. Transit "Connect" - diese Bezeichnung steht für einen 2,3-Tonner, dem die Strategen von Ford bewusst den altvertrauten Begriff Transit mitgegeben haben. Denn auch er soll mit der gleichen Robustheit und Zuverlässigkeit Kunden gewinnen wie sein großer Bruder in der Transporterklasse. Nach inzwischen sieben Jahren Bewährung hat sich an der Variante mit langem Radstand und Hochdach bis auf den Kühlergrill nichts am Outfit verändert. Mit 3,5 m³ im Frachtraum bringt es diese Version auf ein für die Lieferwagenklasse durchschnittliches Angebot hinter der geschlossenen Trennwand (Option). Alternativ gibt es den "Connect" auch mit Normaldach und kurzem Radstand (2,7 m³).
Wer ein weiteres Plus von 0,8 m³ benötigt, nimmt die Serienausstattung mit schwenkbarer Gittertrennwand plus absenkbarem Beifahrersitz. Beim großen "Connect" lässt sich dadurch etwa um 95 cm längeres Stückgut bis zu einer Gesamtlänge von 2,7 m verstauen. Die Breite zwischen den Radhäusern erreicht 1,2 m. Bereits bei der kleinen Karosserie ist Platz genug für zwei Europaletten im Laderaum, der eine Höhe von 1,19 m erreicht (Hochdach: 1,36 m).

Vorbildlich: Per Drucktaste lässt sich die 90°-Arretierung bequem überwinden.

Ladungssicherung nur am Boden
Zur Ladungssicherung können sechs Verzurrösen im Frachtraumboden genutzt werden. Im oberen Bereich sind solche Fixpunkte nicht speziell dafür ausgewiesen, wohl aber besitzen die Seitenflächen acht Montagepunkte. An Zuladung sind maximal 750 bzw. 820 kg (Lang-Version) möglich.
Fürs Heck der Lang-Version mit Hochdach gibt es gleichbreite Doppelflügeltüren mit Öffnungswinkel 180° (optional 250°). Zur Überwindung der 90°-Rasterung bietet Ford eine sehr praktische gelbe Drucktaste.
Die Schiebetür rechts ist in der Langversion serienmäßig und auf Wunsch auch für die linke Seite lieferbar. Sie reicht - wie die Hecktüren - fast bis zur Dachkante. Die Rasterung bei voll geöffneter Tür kann vor allem bei Gefälle leicht überwunden werden und stellt damit ein Sicherheitsrisiko dar.

Eingespart: Mangels Arretierung könnte die Tür mit Schlüssel und Tankklappe kollidieren.

Modellpflege geht nicht weit genug
Der Fahrerplatz mit neu gestalteter Instrumententafel und einer Reihe von Ablagen mutet ein wenig nüchtern an, ist aber recht funktionell gestaltet. Kein Mangel besteht an Kopffreiheit, doch eine 190 cm lange Person vermag die Beine nur reservefrei unterzubringen. Große Front- und Seitenscheiben sollen die Verwandtschaft zum großen Transit unterstreichen. Die Außenspiegel sind ausreichend dimensioniert, verfehlen jedoch mit den starren Weitwinkelsegmenten ihren Zweck, weil sie nicht jedem das gewünschte Blickfeld widerspiegeln. Das hätte man mit der Modellpflege verbessern können.
Zur Wahl stehen drei Dieselaggregate, die dank Partikelfilter Euro4 erreichen: 55kW/75 PS (CO2: 163 g/km), 66 kW/90 PS (CO2: 171 g/km) sowie 81 kW/110 PS (CO2: 165 g/km). Das Top-Aggregat bleibt nach Werksangabe im Mix bei 6,2 l/100 km.
Geräusch-Emissionen sind beim Kastenwagen leider ein Thema: Oberhalb etwa 120 km/h wird es unkomfortabel; bei etwa 70 km/h im 5. Gang geht es dagegen völlig unproblematisch über die Schnellstraße oder durchs Umland. Trotz präziser Lenkung fehlt dem "Connect" eine Spur an Wendigkeit.
In der gehobenen, etwa 1000 Euro teureren Ausstattung "Trend" startet die große Ausführung mit 110 PS in der Liste bei 19. 600 Euro (ohne MwSt.). Beifahrer-Airbag, ESP oder ein vollwertiger Beifahrersitz sind da noch nicht eingerechnet.

FORD "CONNECT" LANG: PLUS & MINUS
+ Frachtraumkonzept mit großen Türen und schwenkbarem Trenngitter
+ Ladevolumen bis 4,3 m³ möglich
+ Vorbildliche Lösung bei der Arretierung der Hecktüren
+ Protektoren können vor Blessuren schützen
+ Gute Sicht durch große Scheiben
+/- Große Außenspiegel mit starrem Weitwinkelsegment, das keine optimale Sicht bietet
+/-Gestaffelte Leistung durch drei Motoren (Euro4)
+/-Fahrerarbeitsplatz funktional gestaltet, Mittelkonsole etwas zu breit
+/-Gutmütiges Fahrverhalten, doch Geräuschniveau verbesserungswürdig
+/-Sechs Verzurrösen nur im unteren Frachtraumbereich
- Gurtversteller an der B-Säule nicht verkleidet
- Funkfernbedienung öffnet Front- und Hecktüren getrennt
- Schiebetür und Tankdeckel nicht sicher gegeneinander verriegelt
- Geöffnete Schiebetür rastet nicht sicher ein

 


 

Der Hochdach-Frachtraum mit 9,3 m³ ist geblieben. Doch neben der geänderten Front im Bereich der Scheinwerfer ist es vor allem die neue Dieselreihe in vier Leistungsstufen, die den "T5" auf die Höhe der Zeit bringt.

VW Transporter - unauffällig auf der Höhe der Zeit
"Never change a winning team" - an dieses Erfolgsmotto hält sich VW beim Transporter in weiten Teilen. Das gut harmonierende Team Handwerker/Transporter soll auch im siebten Jahr des "T5" möglichst ungestört weiter auf der Erfolgsstraße bleiben. Deshalb sind es äußerlich nur marginale Veränderungen. Im Gegensatz zur Technik: Volkswagen hat sich frühzeitig in der Transporter-Klasse für Euro5 bereit gemacht. Dafür ist ein Dieselmotor mit knapp 2 l Hubraum unter die Haube gekommen, der im Konzern bereits in der Pkw-Reihe Dienst tut.

Fürs Cockpit gibt es optional eine neue Doppelsitzbank mit ausklappbarer Ablage. Im Display zwischen den Instrumenten hat Weiß das gewöhnungsbedürftige Rot abgelöst.

Meistverkaufte Variante: 75 kW
Der "T5" wird in vier Leistungsstufen zwischen 62 kW/84 PS und 132 kW/180 PS angeboten. Die Testvariante hatte den zweitstärksten Motor (75 kW/102 PS). Sie ließ sich in der Kombination mit 5-Gang-Schaltung und Normaldach durch Stadt und Land sowie über die Autobahn fahren - völlig ausreichend, lautet das Resümee. Bei 100 km/h erreicht das Triebwerk 2200 Umdrehungen. Zwischen 1500 und 3000 Touren zeigte das Modell weitere Leistungsbereitschaft.
Mit der Euro5-Tauglichkeit und einem neuen Elektronik-Management gelang es den Entwicklern nach eigenen Angaben, dass der Verbrauch sogar um etwa 10% gesenkt wurde. Die meistverkaufte TDI-Variante (= Testfahrzeug) mit Normaldach bleibt nach Werksangabe im Mix bei 7,2 l/100 km und einem CO2-Ausstoß von max. 198 g/km.

Die Haube schließt jetzt in gerader Linie oberhalb der Scheinwerfer ab, ansonsten ließen die VW-Designer das Blech an Front und Heck des Transporters unberührt.

Direktschaltgetriebe mit 7 Gängen
Weitere Fahreindrücke ließen sich mit der Hochdach-Variante sammeln. Bei langem Radstand, einem Ladevolumen von 9,3 m³, Hängerkupplung und der Nutzlastgrenze von 700 kg könnte mehr Leistung gefragt sein. Deshalb gab es die Kombination: 2,0-l-BiTDI (Diesel, 2 Turbolader) mit 132 kW/180 PS sowie dem neuen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Hier weist die Werksliste einen Mix-Verbrauch von 8,2 l/100 km sowie einen CO2-Wert von 216 g/km aus.
Im Test erwies sich die Alternative als eine harmonisch abgestimmte, butterweich fahrbare Kombination. Laut wurde der Antriebsstrang erst oberhalb von 3500 Umdrehungen. Die Preise für den "T5 TDI" starten bei 22.200 Euro (plus MwSt.).
Und die Benzin- bzw. Erdgas-Alternative? Eher als Zwischenlösung gibt es einen 2-l-Ottomotor mit 85 kW/115, der auch bereits Euro5-Ansprüchen genügt. Ende 2010 ist mit einem 2,5-l-Triebwerk zu rechnen, das zum einen mehr Leistung, zum anderen als Erdgas-Turbo eine Alternative darstellen kann.
Durch die Modellpflege bleiben die Frachträume des "T5" unverändert. Von Vorteil wäre, wenn - wie beim Kombi - die Schiebetür mit einer Verriegelung mehr Sicherheit aufweisen würde, damit ein Versagen der Rasterung bei Gefälle nicht möglich ist. Nennenswerte Modellveränderungen beschränken sich auf Bremsassistent, auf eine Weiterentwicklung von Doppelsitzbank und Instrumententafel.

VW "T5" MIT EURO5: PLUS & MINUS
+ Weiterentwickeltes Motorenangebot erfüllt neue Schadstoffgrenzen
+ Verbrauch konnte reduziert werden
+ Fahrwerk und Bremsen auf hohem Niveau
+ Hoher Sicherheitsstandard
+ Ausreichend dimensionierter, ansprechend gestalteter Fahrerarbeitsplatz
+ Zahlreiche Ablagemöglichkeiten
+/- Keine Schutzleisten verhindern, dass Türkanten beim Öffnen anstoßen können
+/-Verzurrmöglichkeiten standardmäßig nur durch Ösen am Boden
- Geöffnete Schiebetür rastet beim Kastenwagen nicht sicher ein

 


 

Drei neu entwickelte und in Leistung sowie Drehmoment gesteigerte 4-Zylinder (max. 120 kW/163 PS) sorgen dafür, dass der Mercedes "Sprinter" Schadstoffgrenzen gemäß Euro5 einhält.

Mercedes "Sprinter" - ausgewogener Euro5-Motor
Die Abgasstufe Euro5 ist für Nutzfahrzeuge oberhalb von 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht seit Oktober letzen Jahres verbindlich und unterhalb dieser Schwelle generell ab 2011 vorgeschrieben. Diese Rahmenbedingungen beginnen in der gesamten Transporter-Klasse schon jetzt Wirkung zu zeigen. Mercedes-Benz hat frühzeitig reagiert.
Damit sich die Euro5-Norm einhalten lässt, muss in der Motorenentwicklung erheblich nachgelegt werden, denn Grenzwerte für Stickoxide (NOx) und Feinstaub (-80%) verschärfen sich deutlich. Für viele betagte Motorenkonzepte würde ein Partikelfilter allein nicht reichen. Vielmehr müssen im Motoren-Management möglichst hohe Einspritzdrücke sowie für jeden Zündzyklus das jeweils ideale Luft-Kraftstoffgemisch elektronisch geregelt werden.

 

Die Auslegung des langhubigen 4-Zylinders mit seinen weitgehend neuartig geregelten Luftströmen hat mit den bisherigen "Sprinter"-Motoren nichts gemeinsam.

Nur Typenschild verrät die neuesten Motoren
Die Modellpflege des "Sprinters" erstreckt sich nicht auf Äußerlichkeiten. Allenfalls am Heck könnte das Typenschild beispielsweise beim 3,5-Tonner über die Diesel-Triebwerke Auskunft geben: 310 CDI steht für 70 kW/95 PS, 313 CDI für 95 kW/129 PS und 316 CDI kündet vom stärksten Vierzylinder mit 120 kW/163 PS. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es darüber hinaus auch einen neuen Sechszylinder mit 140 kW/190 PS gibt. Alle diese Euro5-Aggregate sind mit einem ebenfalls neuen Sechsgang-Getriebe kombiniert.
Schon auf der Fahrt im Standard-Kastenwagen mit Normaldach und Teilbeladung zeigte sich der kleinste Turbo-Diesel mit 95 PS keineswegs als untermotorisiert. Die Laufruhe, das Ansprechverhalten und das zur Verfügung stehende Drehmoment sind Verbesserungen, die gegenüber der schwächeren Euro4-Generation spürbar sind. Für die kleine Handwerker-Tour durch Stadt und Umland lässt sich in puncto Agilität und Durchzugskraft durchaus leben.
Sowohl auf der Fahrt mit der Doppelkabine als auch im Großraumkasten mit Hochdach und langem Überhang erwies sich der 163-PS-"Sprinter" über alle Zweifel erhaben. Trotz seiner Teilbeladung ließ sich der stärkste der drei Vierzylinder in der Ebene immer noch im zweiten Gang anfahren und auch am Berg konnte er flott unterwegs sein.
Das sogenannte Downsizing - hohe Leistung und großes Drehmoment aus einem vergleichsweise kleinen Hubraum (hier: 2,14 l) - hat auch beim "Sprinter" Einzug gehalten. In der Motorenentwicklung ist dies ein gangbarer Weg zu geringem Verbrauch, für die damit einhergehenden niedrigen Emissionen sowie nicht zuletzt für ein günstiges Gewicht.

Äußerlich zeigen sich am "Sprinter" im Modelljahr 2010 keine Veränderungen. Allenfalls der Schriftzug am Heck gibt einen Hinweis auf neue innere  (Motor-)Werte.

Drehzahlen oberhalb von 3500 Touren quittierten beide Turbos während der Tests mit einem Dröhnen, darunter jedoch gingen die beiden in Reihe geschalteten Hoch- und Niederdruck-Turbolader recht kultiviert ihren Aufgaben nach. Für die Euro5-Generation haben die Mercedes-Entwickler von Grund auf neu angesetzt. Mit dem Ergebnis, dass trotz Leistungssteigerungen von mehr als 10% Einsparungen im Verbrauch von 0,6 bis 1,5 l pro 100 km gegenüber den Euro4-Varianten möglich geworden sind.
Der Listenpreis variiert gegenüber dem Vorgänger nur um wenige Hundert Euro mehr oder weniger. Was die CO2-Emissionen anbelangt, ist der 313 CDI jetzt beispielsweise mit einem Maximum von 230 g/km angegeben - die EU plant allerdings ein Maximum für 3,5-Tonner von 175 g/km ab dem Jahr 2012. Als Option ist die Baureihe auch erhältlich in einer Ausführung mit EEV-Gütesiegel (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle), das in Europa die weit reichendsten Reduzierungen von Schadstoffen vorschreibt.

Anhängelast jetzt maximal 3,5 t
Für das jetzt aktuelle Modelljahr 2010 kommt eine weitere Neuerung hinzu: Statt der bisherigen Anhängelast von 2000 kg ist für einen "Sprinter" ab 316 CDI als Kastenwagen, Fahrgestell mit Fahrerhaus und Doppelkabine eine Erhöhung auf 3500 kg lieferbar (ausgenommen Varianten mit kurzem Radstand). Möglich ist dies durch eine integrierte ESP-Anhängerstabilisierung. Aus der Addition ergibt sich so ein bemerkenswertes zulässiges Gesamtzuggewicht von 7 t.

MERCEDES "SPRINTER" EURO5: MERKMALE DER WEITERENTWICKLUNG

  • Baureihe OM 651: Drei neukonzipierte, leistungsgesteigerte 4-Zyliner (Hubraum 2,143 l) mit max. 120 kW/163 PS
  • Neu entwickelter 6-Zylinder (Typ OM 642) mit 3 l Hubraum und 140 kW/190 PS
  • Besonders laufruhig
  • Verbrauchsreduzierung um etwa 10%
  • Beim OM 651 zweistufig angeordnete Hochdruck- und Niederdruck-Turbolader
  • Neuartig geregelte Führung für Frischluft und rückgeführtem Abgas
  • 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Anhängelast von 3,5 t ab 316 CDI möglich
  • Preiserhöhung gegenüber Vorgänger nicht zwangsläufig

 


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