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„Die Energiewende: Herausforderung Gebäudebestand“

Eine Rückschau zum Wilo-Planerkongress in Berlin

Einen hochkarätig besetzten Planerkongress veranstaltete Wilo im Juni 2012 gemeinsam mit Bilfinger Berger Facility Services, der Deutschen Energie­agentur (dena) und der Fraunhofer-Gesellschaft im Berliner Hotel Maritim ProArte. Den rund 300 Teilnehmern wurde umfassend vermittelt, was mit der Energiewende auf die Planungsbüros zukommt.

Peter Stamm, Vertriebsleiter Deutschland, Österreich, Schweiz der Wilo SE.

Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur GmbH.

Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg von der Fachhochschule Aachen.

Jürgen Resch, Leiter der Business Unit Wilo-Geniax.

Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke vom Dresdener ILK Institut für Luft- und Kältetechnik.

 

Im Juni veranstaltete der Pumpenhersteller Wilo gemeinsam mit Bilfinger Berger Facility Services, der Deutschen Energieagentur (dena) und der Fraunhofer-Gesellschaft einen Planerkongress im Berliner Hotel Maritim ProArte. Unter dem Leitmotiv „Die Energiewende: Herausforderung Gebäudebestand. Planer und Betreiber im Dialog“ präsentierten Referenten aus Wissenschaft, Praxis und Politik den aktuellen Stand zur energetischen Optimierung bestehender Gebäude. Eine Zusammenfassung.
„Energieeffizienztechnologien werden weltweit zu Leittechnologien des 21. Jahrhunderts“, skizzierte Oliver Hermes, Vorstandsvorsitzender von Wilo, eine der wichtigsten Herausforderungen der nächs­ten Jahrzehnte. „Ein Großteil des Energieverbrauchs in Europa entfällt auf den Gebäudebestand. Er verursacht außerdem mit seinem Strom- und Wärmeverbrauch einen hohen Anteil der gesam­ten Treib­hausgas-Emissionen auf unserem Planeten. In keinem anderen Bereich kann mit Energieeffizienzmaßnahmen so viel erreicht werden“, so Hermes. In Immobilien ließen sich erhebliche Ener­gieeinsparungen mit wirtschaftlich interessanten Maßnahmen erzielen. Bis zu 80% seien in besonders sanierungsbedürftigen Gebäuden möglich – und das mit deutlich höherem Komfort.

Durchbruch zur Hocheffizienz im Pumpenmarkt
„Rückenwind aus Brüssel“ erhält die Energiewende aktuell durch die europäische ErP- bzw. Ökodesign-Richtlinie, betonte Peter Stamm, Vertriebsleiter D-A-CH bei Wilo. Zwei EU-Verordnungen unter der europäischen Ökodesign-Richtlinie ließen ineffiziente Pumpen schrittweise europaweit aus dem Markt verschwinden. Indem EU-weit nur noch besonders stromsparende Modelle in Verkehr gebracht werden, werde ihr Einsatz bei Neuinstallation und Austausch den Gesamtstromverbrauch des Pumpenbestandes in den nächsten Jahren erheblich senken. „Das bringt aber nur denjenigen Unternehmen Wettbewerbsvorteile, die
zugleich den Megatrend Energie­effizienz aktiv mit der Vermarktung entsprechender Produkte für sich nutzen“, so Stamm. Mit Stromsparpotenzialen von 70% bei Trockenläuferpumpen und sogar 90% bei hocheffizienten Nassläuferpumpen gegenüber alten installierten Produkten böten innovative Pumpentechnologien hier besonders interessante Chancen für Planer, Handwerksunternehmen und Anlagenbauer.
Stamm riet den Teilnehmern, den Blick frühzeitig auf den Starttermin der zweiten EU-Verordnung zu richten, die ab dem 1.Januar 2013 die Energieeffizienz von Umwälzpumpen in Nassläuferbauweise reguliert. Denn bei größeren Bauvorhaben könnten erfahrungsgemäß zwischen Planung, Ausschreibung und konkreter Auftragsvergabe etliche Monate vergehen. Die Ausführung der Gebäudetechnik erfolge daher in vielen Projekten erst nach Inkrafttreten der Verordnungen bzw. nach ihrer nächsten Umsetzungsstufe. „Machen Sie also ‚ErP ready’ in jedem Fall zu einem entscheidenden Kriterium bei der Pumpenauswahl“, so der Rat des Wilo-Vertriebsleiters.

Energiewende: Chancen und Konsequenzen
Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur GmbH, nannte einige Kernzahlen zum riesigen Energiesparpotenzial im bundesweiten Gebäudebestand. So hätten rund 70% der Gebäude, die vor 1979 gebaut wurden, keine Dämmung, bei 20% sei sie unzureichend. Ein ähnlich schlechtes Bild – so Kohler – ergibt sich bei den Heizungsanlagen in deutschen Kellern. Von den 19,5 Mio. Heizungsanlagen im Bestand seien rund 14,7 Mio. veraltete Gas- und Ölkessel. „In den Gebäuden schlummern die Potenziale, die für die Energiewende so wichtig sind“, so der Energieexperte.

Menschen brauchen Zukunft – Zukunft braucht Energie
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, wies darauf hin, dass zur Umsetzung der Energiewende weiterhin Grundlagenforschung, ganz besonders aber auch anwendungsnahe Forschung erforderlich sei. So seien regenerative Energien weiter auf dem Vormarsch, zudem stehe der Ausbau von Stromnetz und Speichern an. Die Forschung setze dabei auf einen Mix aller Erneuerbarer Energien, um eine robuste Energieversorgung zu ermöglichen. „Gebraucht werden aber auch leistungsfähige Stromspeicher, die das fluktuierende Energieangebot ausgleichen. Zudem wird eine dezentrale, intelligente, last- und angebotsorientierte Versorgungsstruktur benötigt, sogenannte ‚Smart Grids’“, betonte Prof. Bullinger. „Deutschland hat durch seine Anstrengungen im letzten Jahrzehnt eine weltweit beachtete technologische und wissenschaftliche Spitzenstellung in den für die Energiewende wichtigen Technologien erreicht. In den nächsten Jahren wird eine wichtige Herausforderung darin bestehen, diese Spitzenstellung durch entsprechende Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die weitere Unterstützung des heimischen Marktes zu erhalten“, lautete der Aufruf des Präsidenten der Fraunhofer Gesellschaft.

DIN V 18599 – die effiziente Alternative?
Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg von der Fachhochschule Aachen stellte die im Dezember 2011 erschienene, überarbeitete DIN V 18599 als eine der Grundlagen für den energetischen Nachweis von Gebäuden in den Mittelpunkt seines Vortrags. Er wies zunächst darauf hin, dass der Umfang der Norm durch einige erweiterte Rechenansätze und den neuen Teil Gebäudeautomation nochmals gestiegen ist. Die Arbeit mit der Norm bleibe aber – so Prof. Hirschberg – schwierig. „Wenn die Handhabung der Norm jedoch ineffektiv ist, schwindet die Akzeptanz und die unabdingbare Notwendigkeit, zukünftig Energie einzusparen, wird ausgehebelt“, gab der Experte zu bedenken. Vor diesem Hintergrund stellte er ein vereinfachtes Nachweis-Verfahren vor, das es – als Tabellenverfahren – erlaubt, sowohl das Gebäude als auch die Anlagentechnik per Handrechnung energetisch zu bewerten. „Das Verfahren ist für Wohn- und Nichtwohngebäude und für alle Anlagentechniken geeignet. Es kann im Neubau und im Gebäudebestand angewendet werden und erlaubt insbesondere die einfache Bewertung von Teilbereichen der Anlagentechnik z.B. für Teilsanierungen“, hob Prof. Hirschberg die Vorteile hervor. Damit werde die DIN V 18599 nicht nur zum Nachweis der Effizienz dienen, sondern selbst erstmals effizient in der Anwendung werden.

„Wilo-Geniax“: Systemkompetenz für die Sanierung
Eine Technologie, mit der sich auch bestehende Heizungssysteme deutlich sparsamer und komfortabler betreiben lassen, präsentierte Jürgen Resch, Leiter der Business Unit Wilo-Geniax. „Viele Energieeffizienzmaßnahmen – Gebäudedämmung, neue Fenster oder auch Maßnahmen im Bereich der Wärmeversorgung – rechnen sich erst nach langen Amortisationszeiten. Dies macht es auch dem TGA-Fachplaner oftmals schwer, den Immobilienbesitzer zu überzeugen“, so Resch. Seit 2009 stehe aber mit dem Dezentralen Pumpensystem „Wilo-Geniax“ eine Alternative zur Verfügung, die sich durch vergleichsweise geringe Investitionskosten auszeichne und sich schnell bezahlt mache. Das System setzt auf Miniaturpumpen an den Heizflächen bzw. Heizkreisen anstelle der Thermostatventile. Eine intelligente Elektronik steuert das gesamte System inklusive des Wärmeerzeugers. „Durch die Nachrüs­tung einer bestehenden Anlage mit ‚Wilo-Geniax’ kann nahezu jede herkömmliche ,Angebotsheizung’ mit einer zentralen Heizungspumpe zu einer ‚Bedarfsheizung‘ werden. Dort wird nur Wärme gefördert, wenn diese auch tatsächlich benötigt wird“, so Resch.

Effiziente Bauteileaktivierung im Gebäudebestand
Die Chancen und Grenzen der Thermischen Bauteileaktivierung (TBA) im Gebäudebestand beleuchtete Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke vom Dresdener ILK Institut für Luft- und Kältetechnik: „Der Gebäudebestand ist – wenn auch nur bedingt – für den Einsatz der TBA geeignet“, so der Experte. Er wies darauf hin, dass die Wärmedämmung von Bürogebäuden über den gegenwärtigen EnEV-Standard hinaus in der Regel den thermischen Komfort verschlechtere. Vor allem führe sie zu einem Anstieg der Stunden mit einer Raumtemperatur über 26°C und damit zu einem unnötig hohen Kühlenergiebedarf. Als Lösung im Bestandsbereich – so Prof. Franzke – böten sich vorrangig TBA-Systeme im Aufbau auf der Decke an. Die TBA-Technologie könne dabei auch einen Beitrag zur indirekten Speicherung von Erneuerbaren Ener­gien wie dem mittels Windkraft oder Photovoltaik erzeugten Strom durch die direkte Kältespeicherung im Gebäude leisten. Weitere Effizienzsteigerungen ließen sich durch Einbeziehung von Prognosesystemen in die Gebäudeleittechnik (GLT) erzielen.

Bilder: Wilo SE, Dortmund

www.wilo.de
www.geniax.de

 


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