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Deutschland einstig Förderland?Haushaltslage setzt Förderpolitik unter Druck: Bei der Heizungsmodernisierung ist Eile geboten, damit Modernisierer noch von staatlichen Zuschüssen profitieren können

Die Aussicht auf staatliche Fördermittel ist für Bauherren und Modernisierer eine große Entscheidungshilfe beim Heizungstausch. Nach dem Förder-Rekordjahr 2009 sind die Meldungen für dieses Jahr allerdings deutlich zurückhaltender: Mit Verweis auf die schlechte Haushaltslage setzt die Bundesregierung den Rotstift an. Ob Photovoltaik, Solarthermie oder die energetische Gebäudesanierung – in nahezu allen Bereichen der Erneuerbaren Energien und für den Heizungstausch stehen nur noch verringerte Fördervolumina zur Verfügung. Die Frage ist: Wie kann das SHK-Handwerk seine Kunden bestmöglich beraten, damit sie die noch zur Verfügung stehenden Zuschüsse optimal nutzen können?

Heizkessel bis zum bitteren Ende betreiben – mangels Fördergelder ist dies zukünfitg keine unvorstellbare Situation.

 

Mit dem Integrierten Energie- und Klimaprogramm (IEKP) hat die Bundesregierung 2007 ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. Das Paket aus insgesamt 21 Gesetzen, Verordnungen und weiteren Maßnahmen soll unter anderem den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben, die Effizienz beim Energieeinsatz steigern sowie den Energieverbrauch von Gebäuden verringern. Vor allem der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase soll auf diese Weise begrenzt werden: Das Klimaziel der Bundesregierung liegt bei 40 % weniger CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Wert des Referenzjahres 1990. Es leitet sich aus dem EU-weiten CO2-Minderungsziel von 20 % ab.
„Der Wärmemarkt kann durch die gezielte Erneuerung veralteter Heizanlagen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die ambitionierten Vorgaben der Politik zu erreichen“, erklärt Bernhard Funk, Sprecher der Initiative Erdgas pro Umwelt (IEU). Von der Bundesregierung wurde für diesen Bereich ein eigenes Klimaziel festgelegt: Bis 2020 sollen insgesamt 93 Mio. t CO2 im Wärmemarkt eingespart werden. Die wichtigsten gesetzlichen Hebel bilden das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) sowie die Energieeinsparverordnung (EnEV). Beide Rahmenbedingungen richten sich allerdings im besonderen Maß an den Neubausektor – obwohl die EnEV mit der Verpflichtung zur Dämmung von Heizungsrohren oder der Geschossdecke auch den Bestand aktiv erfasst. Den Besitzern des bedeutend größeren Gebäudebestands ist es nach wie vor weitgehend freigestellt, den energetischen Zustand ihrer Immobilien zu verbessern.
In absoluten Zahlen tritt die Problematik deutlich hervor: 2007 standen 215 000 neu fertiggestellte Gebäude einem Bestand von rund 17,9 Mio. Gebäuden gegenüber. „Damit einerseits Bauherren die strengen gesetzlichen Vorgaben erfüllen können und andererseits Hausbesitzer für den Austausch veralteter Heizanlagen mobilisiert werden, ist ein transparentes, verlässliches und zielgerichtetes Fördersystem unverzichtbar“, erklärt Funk. „Nur bei einem hohen Modernisierungstempo und Offenheit bei den eingesetzten Technologien wird die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen können.“
Beratung und Aufklärung, welche Fördermittel zur Verfügung stehen, sowie Unterstützung bei der Beantragung sind Aufgaben, die das Fachhandwerk aktiv für die Kundenakquise einsetzen kann. Denn gerade vor dem Hintergrund der ungewissen Förderlage gewinnt das Argument, jetzt noch Fördermittel zu sichern, stark an Bedeutung.

Sinkende Förderbudgets als Folge der Haushaltslage
In welche Richtung sich die Förder- und damit die Klimapolitik der Bundesregierung entwickelt, ist derzeit unklar. Das Energiekonzept der Bundesregierung ist für Herbst, ein erster Zwischenbericht für den Sommer angekündigt. Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm als eine der maßgeblichen Förderungen für den Wärmemarkt besteht zwar weiter, allerdings in reduzierter Form. So waren über das Programm 2009 durch das Vorziehen von Mitteln für das Folgejahr noch insgesamt 2,2 Mrd. Euro an Fördergeldern verfügbar. Das Jahr 2010 begann mit einem ersten Förderstopp, als aufgrund des noch nicht verabschiedeten Bundeshaushalts die Gelder kurzfristig mit einer Haushaltssperre belegt wurden. Inzwischen wurde ein Fördervolumen von 1,35 Mrd. Euro für das Jahr 2010 vom Bundestag beschlossen, das nun über die KfW vergeben wird.

Bisher war die Aussicht auf staatliche Fördermittel für Bauherren und Modernisierer oft eine große Entscheidungshilfe beim Heizungstausch. Durch die Stilllegung von Förderungen muss nun länger gespart und Maßnahmen wohldurchdacht oder eventuell verschoben werden.

 

Obwohl die Mittel damit deutlich gesunken sind, bedeutet der Bundestagsbeschluss zunächst Planungssicherheit. In diesem Jahr stehen über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm noch in einem größeren Umfang Fördermittel zur Verfügung, die von Bauherren und Modernisierern in Form von zinsgünstigen Krediten oder Zuschüssen beantragt werden können. „Gerade die Förderung von effizienten Einzelmaßnahmen, die 2009 neben teuren Sanierungskomplettpaketen in den Förderkatalog aufgenommen wurde, ist für die Endkunden attraktiv und sollte von den SHK-Unternehmen im Beratungsgespräch vorgestellt werden“, erklärt der IEU-Sprecher Funk. „Denn damit kann auch der reine Austausch eines alten Heizkessels mit einem zinsgünstigen Kredit der KfW finanziert werden.“ Die KfW-Förderung bleibt also auch im Jahr 2010 ein starkes Argument für den SHK-Handwerker bei der Kundenberatung oder im Verkaufsgespräch.
Allerdings drängt die Zeit: Das Bundesumweltministerium stellte erst kürzlich in Aussicht, dass die Fördermittel für den Wärmemarkt 2011 deutliche Einschnitte erfahren werden. Als Gründe werden die Budgetsituation sowie die 2011 erstmals greifende Schuldenbremse genannt. Das CO2-Minderungsprogramm der KfW läuft aus. Ob und mit welchen Mitteln energetische Maßnahmen dann noch z. B. bei Ein- und Zweifamilienhäusern gefördert werden, ist fraglich. Funk: „Für Immobilienbesitzer gibt es keinen Grund, beim Austausch einer alten Heizungsanlage zu zögern. Effiziente Heizsysteme wie die Erdgas-Brennwerttechnik lassen sich mit regenerativen Energielösungen kombinieren und amortisieren sich über die eingesparten Heizkosten in kurzer Zeit. Jetzt haben Modernisierer zusätzlich noch die Gelegenheit, attraktive Fördermittel vom Staat in Anspruch zu nehmen. Das muss den potenziellen Modernisierern vermittelt werden.“

Marktanreizprogramm faktisch eingestellt
Deutlich verschärft hat sich bereits in diesem Jahr die Förderung über das Marktanreizprogramm (MAP). Sollten bei seiner Einführung noch jährlich rund 500 Mio. Euro an Fördermitteln über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vergeben werden, wurde es im Mai dieses Jahres stillgelegt. Bereits zu Jahresbeginn waren 115 Mio. Euro des Fördervolumens mit einer Haushaltssperre belegt worden. Sie wurde Anfang Mai bestätigt, indem das Bundesfinanzministerium die Weiterleitung eines vom Bundesumweltministerium gestellten Antrags zur Aufhebung der Sperre an den Haushaltsauschuss ablehnte. Ob das MAP im nächsten Jahr oder den nachfolgenden Jahren nochmals aktiviert wird, ist somit bedenklich.

Nach Angaben des Bundesumweltminis­teriums reichen die verbleibenden Mittel lediglich aus, um bereits gestellte Anträge abzuarbeiten. Mitte März lagen, so das Ministerium, noch nicht beschiedene Anträge in Höhe von 47,5 Mio. Euro aus dem vergangenen Jahr vor. 2010 wurden bislang Anträge in Höhe von 38,7 Mio. Euro gestellt. Neue Anträge kann die BAFA ab sofort nicht mehr entgegennehmen.

„Mit der Bestätigung der Haushaltssperre hat die Politik das grundlegend falsche Signal für die Heizungsmodernisierung in Deutschland gegeben“, sagt Funk. „Die SHK-Handwerker verlieren durch die Entscheidung eine sehr erfolgreiche Förderoption für ihre Kunden.“

BAFA-Prämien ebenfalls betroffen
Neben der Basisförderung von regenerativen Energiesystemen wie Solarthermiekollektoren sind auch die BAFA-Zuschüsse für Kessel- und Pumpentausch von der Haushaltssperre betroffen. Denn auch sie wurden über das Marktanreizprogramm finanziert. Schon im Vorfeld hatte es in diesem Bereich Änderungen der Fördermechanismen gegeben. Der Kesseltauschbonus war zudem bereits auf den 31. Dezember, die Bezuschussung des Pumpentauschs auf den 30. Juni befristet. „Dass die Förderung nun noch schneller zu Ende geht, ist unverantwortlich gegenüber den Handwerksbetrieben und den Modernisierern“, erklärt der IEU-Sprecher. „Beide brauchen verlässliche und klare Rahmenbedingungen, um nachhaltig und langfristig planen zu können.“

Regionale Förderung als Lösungsweg?
Alternativen zur bundesweiten Förderung sind regionale Programme der örtlichen Ener­gieversorger oder Landesprogramme, wie sie zuletzt die Bundesländer Sachsen und Saarland für den Heizungstausch auflegten. SHK-Handwerker sollten diese stark regional begrenzten Förderangebote für ihre Kunden im Blick behalten.

Um einen Überblick über alle Fördermöglichkeiten zu erhalten, empfehlen sich Online-Datenbanken. Sie beziehen die aktuellsten Entwicklungen mit ein. Die Fördermittelauskunft der IEU auf www.moderne-heizung.info stellt beispielsweise die unterschiedlichen Förderprogramme zusammen und zeigt mögliche Kombinationsmöglichkeiten auf. Benötigt werden lediglich Angaben zu Postleitzahl, Größe des Hauses und zur geplanten Maßnahme. Für SHK-Handwerksbetriebe ist die Fördermittelauskunft ein ideales Instrument, um ihre Kunden umfassend über Möglichkeiten der Förderung zu beraten.

Reine Dämmmaßnahmen amortisieren sich erst nach rund 40 Jahren. Beim Tausch eines alten Gas-Standardkessels gegen eine Erdgas-Brennwertanlage gleichen sich die Investitionen nach weniger als fünf Jahren aus. Bild: IEU

 

Klimaschutzziele nur mit Förderung erreichbar
Wenn die aktuellen Klimaschutzziele der Bundesregierung im Wärmemarkt erreicht werden sollen, muss die Förderung der Heizungsmodernisierung fortgeführt und erweitert werden. „Künftig sollten allerdings nicht einzelne Maßnahmen, sondern das Ergebnis der Modernisierung stärker im Fokus stehen“, fordert Funk. „Das für Herbst erwartete Energiekonzept bietet für die Bundesregierung die Chance, das Fördersystem neu auszurichten und technologieoffener zu gestalten.“ Vorbild einer zielgerichteten Fördersystematik ist der Automobilbereich mit der Idee einer am CO2-Ausstoß orientierten KfZ-Steuer. Funk: „Auch bei der Förderung des Heizungstauschs könnte die im Vergleich zur Altanlage erzielte CO2-Einsparung zum Gradmesser werden, anhand dessen sich die Bewilligung und die Höhe der Fördermittel ausrichtet.“

Die geforderte Technologieoffenheit bedeutet, dass bereits effiziente und bewährte Heizsysteme, die nicht auf erneuerbaren Ener­gien basieren, stärker berücksichtigt werden. Der Vorteil lässt sich z. B. anhand der Erdgas-Brennwerttechnik ablesen: Die hoch effiziente Technologie ist im Vergleich zu regenerativen Heizlösungen in der Regel preisgünstiger und senkt mit ihren Wirkungsgraden von nahezu 100 % den Brennstoffverbrauch gegenüber veralteten Systemen wie Niedertemperaturkesseln deutlich.
Entscheidende Argumente bezüglich Investitionskosten und Amortisationszeiten hat die Initiative Erdgas pro Umwelt in ihrem 2009 erstmals erschienenen Modernisierungskompass in Zusammenarbeit mit dem ITG Dresden aufbereitet. Die Studie, die unter www.moderne-heizung.info kos­tenfrei zum Download bereit steht, hat gezeigt, dass sich der reine Austausch des alten Kessels gegen ein Erdgas-Brennwertgerät bereits in 4,8 Jahren amortisieren kann. Das ist schneller als bei allen anderen zur Verfügung stehenden Technologien.

Da die Hälfte aller deutschen Haushalte mit Erdgas heizt, ergibt sich ein enormes Marktpotenzial. Denn ihnen steht – sofern sie die Brennwerttechnik noch nicht nutzen – mithilfe einer bewährten Technologie der Weg zu mehr Effizienz offen. Gleichzeitig könnte ein bedeutender Schritt in Richtung Klimaschutz gemacht werden: Würden die gesamten zehn Mio. Heizkessel, die bis zum Jahr 2020 modernisierungsbedürftig sind, durch Erdgas-Brennwertgeräte ersetzt, ergäbe sich eine CO2-Einsparung von mehr als 70 Mio. t. Das entspricht bereits rund 82 % des Klimaziels für den Wärmemarkt. Die Einsparung ist dabei kostengüns­tig, wie der IEU-Modernisierungs­kompass ebenfalls zeigt. Umgelegt auf die eingesparte CO2-Menge fallen beim Heizungstausch gegen Erdgas-Brennwerttechnik die niedrigsten Investitionskosten von nur 0,94 Euro pro eingespartem kg des klimaschädlichen Treibhausgases an. Der Durchschnittswert aller verfügbaren Technologien liegt bei Investitionskosten von 1,60 Euro.

Durch die stärkere Einspeisung von Bioerdgas in das Versorgungsnetz ließe sich die CO2-Einsparung noch deutlich steigern. In Deutschland könnten rund zehn Mrd. kWh mit Bioerdgas aus eigener Produktion abgedeckt werden.

Um den besten Nutzen für Klima und Umwelt zu erzielen, sei eine Kombination verschiedener Energiesysteme optimal, betont Funk: „Die Welt in Schwarz und Weiß aufzuteilen greift zu kurz. Erdgas ist idealer Partner der Erneuerbaren. Die Ergänzung eines modernen Erdgas-Brennwertsystems um eine Solarthermie-Anlage ist eine heute verfügbare Variante, um mit vergleichsweise geringen Investitionskosten hoch effizient und umweltbewusst zu heizen. Um diese Botschaft zu vermitteln, ist das SHK-Handwerk für uns ein wichtiger Partner.“

www.ieu.de

 


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