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Der Wandel zeigt sich im Detail

Eurocucina. Mit klaren, eleganten, hellen und wohnlichen Aspekten setzt das internationale Küchendesign auf Kontinuität. Allerdings geht es immer häufiger in die Höhe.

Es bleibt hell, leicht, transparent, klar und hochwertig in den neuen Küchen. Die Abbildung zeigt das Modell Lignum von Arc Linea.

Hier rührt sich was… Auf Knopfdruck gleiten die Abdeckplatten aus Edelstahl beiseite und legen alles frei, was man zum Werkeln in der Küche braucht.

 

Angenehme Rahmenbedingungen hatten die Küchenmöbel- und Hausgeräteaussteller der im Zweijahresturnus stattfindenden Küchenmesse. Zusammengefasst in vier eigenen und nebeneinander liegenden Hallen präsentierten sie ein feines und ausgesuchtes Spektrum an interessanten Neuheiten und innovativen Detaillösungen. Die FTK-Aussteller (Technology For the Kitchen) waren erstmals in das Küchenspektrum mit eingebunden, und so war die Stimmung insgesamt – abgesehen von dem lahmgelegten Flugverkehr – richtig gut, denn trotz verhängtem Flugverbot schoben sich selbst am Freitag immer noch große Besucherströme durch das Messegelände. 330.000 Gäste zählten die Veranstalter und damit etwas weniger als 2008 (348.000).

Für Abwechslung sorgte die Farbstellung Brombeer in verschiedensten Abstufungen, wie bei dem Modell Kristal von G cinque.

Dass die gesamte Ausstellungsfläche komplett ausgebucht sei, wie der Messeveranstalter Cosmit im Vorfeld mitteilte, war nicht so ganz nachvollziehbar, angesichts größerer Freiflächen in den Küchenhallen. So hatte man aus der Not eine Tugend gemacht und diese zu begrünten Sitzgelegenheiten umfunktioniert, was fußmüden Messerundgängern allerdings sehr entgegenkam.

Mutige Präsentationen
Doch nun zum Wichtigsten, den neuen Küchen: Hier überzeugten die deutschen Aussteller mit ihren erstklassigen Präsentationen und tollen Innovationen – die Italiener mit ihrem Mut zu ausgefallenen Farben und Formen. Um es gleich vorweg zu sagen, das neue Küchendesign bleibt weitestgehend wie es ist: klar, möglichst grifflos, puristisch, elegant, sehr wohnlich, hell und hochwertig. Weiß bleibt – ebenso dunkle Fronten; Glas und LED haben einen unverändert hohen Anteil und die neuen Planungen setzen weiterhin auf perfekt eingehaltene Rastermaße. Modern interpretierte Landhausküchen waren vereinzelt zu sehen. Und so könnte man meinen, dass sich eigentlich nichts groß verändert hätte seit der letzten Eurocucina.

Die Flux von ­Scavolini zog mit ihren bombierten Fronten in Weiß und trendigem Türkis die Blicke der Messebesucher auf sich. Foto: Scavolini

Doch der Wandel zeigt sich in den Details: So streben die neuen Küchen nicht mehr nur in die Horizontale, sondern wieder stärker in die Höhe, sodass die Raumhöhe bei den Oberschränken mehr genutzt werden kann. Weiter zugelegt hat auch der Holzanteil. Nach den vielen exotischen Hölzern mit ihren ausdrucksstarken Fladerungen setzen die Hersteller auf ein ruhigeres Erscheinungsbild mit beispielsweise vertikal verarbeiteten Hölzern/Holzplanken, in Eiche, Ahorn, Buche, Lärche, Kirsche oder Nussbaum. Besonders reizvolle Akzente ergeben sich durch Furniere in Eiche und Lärche, bei denen die handwerklich perfekte Verarbeitung zu sehen und deutlich zu fühlen ist. Auch wenn die Rastermaße penibel eingehalten werden, so trifft man doch auf den einen und anderen Hersteller, der mit unterschiedlichen Höhen- und Breitenrastern kräftig spielt und so die Stringenz wieder auflöst, ohne das harmonische Gesamtbild zu beeinträchtigen.

Touch it!
Ganz wichtig ist nach wie vor die Optik und vor allem die Haptik der neuen Küchen – je natürlicher, hochwertiger und wohnlicher, desto besser. Und hier polarisieren sich vermutlich die Geschmäcker: die einen dürften sich mehr zu den handschmeichelnden, besonders glatt verarbeiteten, homogenen Oberflächen in Glas, Lack, Leder, Holz, Keramik, Metall und (Natur)Stein hingezogen fühlen – die anderen dagegen zu urwüchsigen, struktur- und kontraststarken, deutlich seh- und fühlbaren Materialien und rauen Oberflächen. Insgesamt wirken die neuen Küchen alle edel und hochwertig.

Aufstrebend: Raffinierter Mix von schmalen und breiten Oberschränken, die wieder mehr die Raumhöhe nutzen.

Neben geometrisch-kubistischen Küchenplanungen setzen einige Italiener wieder auf mehr weiche, runde und organische Formen, wie beispielsweise mit lang gezogenen, im weichen Bogen verlaufenden Küchenwerkbänken, Ess- und Vorbereitungsplätzen – ohne Überstände, Kanten und Ecken, an denen man sich stoßen könnte. Die neue Leichtigkeit zeigt sich vor allem an zurückgesetzten, sehr dezenten Sockellösungen sowie Passepartout-ähnlichen schmalen Wangensystemen.
Sehr beeindruckend waren die Präsentationen der deutschen Aussteller mit ihren neuen Systemküchen und ganzheitlichen (Wohn)Raumkonzepten, die das gesamte Umfeld mit einbeziehen.

Weiß lebt vom Kontrast
Die Farbe Weiß bleibt, denn sie suggeriert nicht nur makellose Hygiene, sondern vor allem alles Weite, Leichte und Transparente. Doch Weiß ist nicht alles, sondern lebt vom Kontrast. Und so gab es natürlich auch wieder dunkle Fronten zu sehen sowie einige farbenfrohe Exponate in hellem und dunklem Türkis, Eisblau, Weinrot, Gelb und Orange. Vor allem Violett wurde in allen Abstufungen – von hellem Lavendel über Brombeer bis Dunkellila – durchdekliniert. Daneben behaupten sich weiterhin auch alle „weichen“ Schwarztöne sowie Grau, Anthrazit, Beige und Braun. Die Farbpaletten der Hersteller weisen insgesamt mehr warme, gebrochene, statt reine und kühle Farben auf.

Innenkomfort
Eine besondere Aufwertung erfahren die neuen Küchen durch ihre moderne, komfortable und ergonomische Innenausstattung. Hier geben eine elektrische und/oder mechanische Öffnungs- und Selbstschließautomatik, Scharniere mit integrierter Dämpfung, optimierte Stauraumkonzepte mit Vollauszügen und Schränke mit ergonomischen Auszugs-, Dreh- und Schwenkbeschlägen sowie die sehr wertigen Innenorganisationssysteme in Echtholz und Edelstahl einen hohen Standard vor. Der eine und andere Aussteller setzt auf XXL-Hochschränke mit versenkbaren oder leichtgängigen Schiebetüren, hinter denen Backofen, Dampfgarer, Mikrowelle & Co. platziert werden und nur dann zu sehen sind, wenn sie benutzt werden. Auch ganze Küchenzeilen, die hinter großen Schiebetüren komplett verschwinden, sind wieder ein Thema.

Mehr Wohnzimmer- als Küchenatmosphäre. Dafür sorgt dieser Küchen-­Monolith von Miton mit seinem ­attraktiven und wertigen Innenleben.

Vereinzelt sah man auch ein paar bombierte grifflose Fronten im Ober- und Unterschrankbereich, deren Korpus sich nach unten verjüngt. Sieht stark aus, doch damit steht dann allerdings wieder etwas weniger Stauraum zur Verfügung. Nun, alles kann man nicht haben. Auch „schwebende“ (wandhängende) Unterschränke erleben ein Revival.

Verborgen
Eine besondere Lust und Neugier beim Menschen scheint alles Verborgene zu erzeugen. So wurden große Funktionsblöcke z.B. in Volledelstahl vorgestellt, die nach dem Prinzip ­„Sesam öffne dich“ funktionieren und erst auf Knopfdruck einen Einblick in ihr Innerstes gewährten. Wie durch Zauberhand schoben sich dann mehrere Abdeckplatten aus Edelstahl beiseite und legten Kochfeld, Spüle und Vorbereitungsflächen frei. Versenkbare Hauben (Downdraft) oder Nischensysteme fuhren anschließend in die Höhe und gaben alles frei, was man zum Werkeln in der Küche braucht. Eine besonders energieeffiziente und innovative Lösung stellte Whirlpool in diesem Bereich mit der Projektbezeichnung Green­kitchenTM eco, smart und integrated vor, die ab 2011 auf den Markt kommen soll.

FTK
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Geräteausstellung FTK. Hier glänzten die Anbieter mit besonders sparsamen und innovativen Geräteneuheiten, wie z.B. Miele mit der perfekt durchdachten Geschirrspülerbaureihe G 5000; Neff mit einem praktischen Flex-Induktionskochfeld und einem neuen Dampfbackofen mit Slide® & Hide®, AEG-Electrolux mit dem extrem energieeffizienten A+++ Bottom-Freezer, Gutmann, Best, Elica und Falmec mit beeindruckenden Design-Hauben, KitchenAid mit seinem Sous Vide Kochsystem, Bosch mit dem Thema Steam (neuer Backofen), Siemens mit varioInduktion oder Smeg mit zwei neuen Einbau-Backöfenlinien in einem modernen sowie nostalgischen Design – um nur ein paar Aussteller zu nennen.

Resümee
Die Eurocucina ist und bleibt ein wichtiger internationaler Impulsgeber, der Fachbesucher aus aller Welt anzieht. Damit hängt die Messlatte für die neue deutsche Küchenmesse ­LivingKitchen hoch. Dass die Deutschen hervorragende, international erfolgreiche und sehr kreative Messen auf die Beine stellen sowie bestens organisieren können, hat die Vergangenheit immer wieder bestätigt. Und so dürften sich viele nationale und internationale Blicke ab Januar 2011 hoffentlich wieder regelmäßig auf Köln richten. (acg)

www.kuechenplaner-magazin.de

 


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