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Badespaß am „Siedepunkt“

Modernste Klimatechnik sorgt für thermische Behaglichkeit mit Blick auf die Energieeffizienz

Insgesamt 94 Attraktionen, darunter zahlreiche Wasserrutschen, garantieren ein Badeerlebnis der besonderen Art.

Acht Klimageräte der Serien „ThermoCond“, „Dosolair“ und „Trisolair“ sind in einem Technikraum auf der obersten Etage des achtstöckigen Gebäudes im Einsatz.

Planerische Schwerstarbeit: Die Anlagen wurden zunächst bei Schnee und Minusgraden in drei Teile zerlegt und dann mit einem Kran in den Dachbereich des Gebäudes – in 30 m Höhe – transportiert.

 

Schwimmbad ist nicht gleich Schwimmbad. Wer einmal im Kokpunkten „Actionbad“ im schwedischen Västerås war, wird dies bestätigen können. 94 Attraktionen, verteilt auf sieben Etagen, garantieren ein Badeerlebnis der besonderen Art. Das lässt auch schon der Name Kokpunkten vermuten, was so viel wie „Siedepunkt“ bedeutet. Allerdings stellten strenge denkmalschutzrechtliche Vorgaben die TGA-Planer vor eine Vielzahl an Herausforderungen. Zudem spielten die Kernthemen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei der technischen Gebäudeausrüstung eine übergeordnete Rolle.

Zentraler Baustein für einen energieeffizienten Betrieb eines öffentlichen Hallenbades ist die Lüftungs- und Klimatechnik. Zum einen schafft sie angenehme Raumtemperaturen, zum anderen entfeuchtet sie kontinuierlich die Schwimmhallenluft. Das sorgt für ein angenehmes Klima für Mitarbeiter und Badegäste und schützt die Bausubstanz vor Feuchteschäden. Da die Klimatisierung einen erheblichen Anteil an den Gesamtenergiekosten verursacht, suchten die TGA-Planer von Kokpunkten (PB Teknik AB) nach einem System, das sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht überzeugt.
Die Lösung fanden sie in den Anlagen des Mülheimer Herstellers Menerga. Ausschlaggebend für die Vergabe war neben der langjährigen Erfahrung in der Klimatisierung von öffentlichen Schwimmhallen vor allem die Expertise des Unternehmens im Bereich der Wärmerückgewinnung. Insgesamt sind acht Geräte aus den Serien „ThermoCond“ (1 x 391611, 2 x 393611, 2 x 393601, 1 x 391901) „Trisolair“ (1 x 521601) und „Dosolair“ (1 x 541901) im Einsatz.

Problemstellung: Vorgaben des Denkmalschutzes
Eine planerische Herausforderung stellte die Installation der Anlagen bzw. der benötigten Luftkanäle dar. Schließlich mussten die strengen Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigt werden. Diese sahen u. a. vor, dass die Fassade optisch nicht verändert werden durfte. Dementsprechend galt es für die Anlagenbauer, sämtliche Luftkanäle innerhalb des Gebäudes zu verlegen. Eine Aufgabe, die normalerweise in der Rohbauphase erfolgt. Im Fall von Kokpunkten wurden die Luftkanäle zunächst am bestehenden Mauerwerk verankert und anschließend – aus optischen Gründen – mit einer weiteren Mauerschicht abgedeckt. „Es entstand sozusagen eine Haus-im-Haus-Lösung“, sagt der verantwortliche Menerga Vertriebs-Mitarbeiter Patrick Löfberg.
Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass die gesamte, geplante Anlagentechnik in einem Raum auf der obersten Etage des achtstöckigen Gebäudes eingebaut werden sollte. Zur Verdeutlichung: Allein die „ThermoCond 393601“ umfasst eine Länge von knapp 6 m, eine Breite von über 2 m und eine Höhe von 3,5 m. Zum Einbau vorgesehen waren aber noch sieben weitere Anlagen ähnlicher Dimension. Um die Herausforderung des heiklen Transportes in luftiger Höhe zu meistern, entwickelten Planer, Servicetechniker und Anlagenbauer gemeinsam einen Plan: Sämtliche Geräte wurden zunächst am Boden außerhalb des Gebäudes in drei Teile zerlegt. Anschließend transportierte ein Kran die Geräteteile über eine Öffnung im Dach an ihre Position, wo sie zusammengesetzt und installiert wurden.

Wasserrutschen erhöhen Verdunstung
Mit fast 1500 m² Wasserfläche und einem Gebäudevolumen von 43 000 m³ stellt das „Actionbad“ Kokpunkten höchste Ansprüche an die Lüftungs- und Klimatechnik zur Regulation von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -qualität. Zusätzlich zur reinen Schwimmfläche erhöhen zahlreiche Wasserrutschen die Verdunstungsfläche in der Schwimmhalle.
Für die energieeffiziente, bedarfsgerechte Belüftung und Entfeuchtung der gesamten Badelandfläche einschließlich aller Attraktionen sorgen fünf Anlagen vom Typ „ThermoCond 39“. Die Multifunktions-Klimageräte sind mit einem asymmetrischen Hochleistungs-Wärmeübertrager, einer integrierten leistungsregelbaren Wärmepumpe und effektiver Volumenstromregelung ausgestattet.

Konstante Bedingungen über das gesamte Jahr
Das Hallenbad wird ganzjährig mit konstanten Konditionen betrieben. Diese stimmen mit den in Deutschland vorgeschriebenen und hygienisch notwendigen Frischluftraten gemäß der VDI-Richtlinie 2089 für den öffentlichen Bäderbau überein. Die Lufttemperatur (30 °C) liegt 2 K über der Wassertemperatur (28 °C) bei einem absoluten Wassergehalt in der Raumluft von 15,6 g/kg. Dies entspricht einer relativen Feuchte von ca. 58 %. Die Außenluft weist je nach Jahreszeit eine Temperatur von -20 bis 25 °C bei relativen Außenluftfeuchten von 50 bis 90 % auf.
Die sechs Anlagen der Serie „ThermoCond 39“ wurden auf diese spezifischen Klimatisierungs-Bedürfnisse abgestimmt. Sie bewegen zusammen 137 000 m³/h und ihre Entfeuchtungsleistung liegt bei maximal 850 kg/h. Der für die Entfeuchtung notwendige Außenluftanteil wird im asymmetrischen Hochleistungs-Wärmeübertrager – welcher aus korrosionsbeständigem Polypropylen besteht – unter Nutzung der in der Abluft enthaltenen Wärme nahezu auf Ablufttemperatur vorerwärmt. „Der Anteil der Außenluftmenge beträgt dabei während des Badebetriebs mindestens 15 % und maximal 100 %, abhängig von der Anforderung des Feuchtereglers und dem ∆x zwischen der Außenluft und der Abluft“, so Löfberg. Dank der stufenlos regelbaren Wärmepumpe ist es zudem möglich, der Fortluft mehr nutzbare Wärme zu entziehen und auf die Zuluft zu übertragen. Ist die Heizleistung nicht ausreichend, lässt sich die Zuluft mit einem Pumpen-Warmwasser-Heizregister nacherwärmen.
Eine hohe Energieeffizienz wird darüber hinaus durch Nutzung der Wärme aus der Abluft sowie der latenten Wärme aus dem Entfeuchtungsprozess ermöglicht. Die Anlage erreicht einen Wärmerückgewinnungsgrad von bis zu 80 %. Auch der Einsatz neuester Ventilatorentechnik reduziere laut dem Vertriebs-Mitarbeiter den Energiebedarf für die Klimatisierung deutlich.

Wohlfühlklima für Badegäste und Mitarbeiter
Auch bei der Komfortklimatiserung, z. B. von Umkleiden, Wellness- und Ruhebereichen sowie der Eingangshalle, hat das Thema Energieeffizienz für die Betreiber von Kokpunkten Priorität. Eingesetzt werden zwei Anlagen der Serien „Trisolair 52“ und „Dosolair 54“. Beide sind mit einer mehrstufigen Wärmerückgewinnung ausgestattet – genauer gesagt, mit einem Kreuz-Gegen-Kreuzstrom-Plattenwärme­übertrager bzw. einem Doppel-Plattenwärmeübertrager. Sie erreichen laut Menerga Temperaturwirkungsgrade von über 75 %. Dadurch gewährleisten die Anlagen während des gesamten Jahres unter wechselnden Konditionen eine wirtschaftliche Betriebsweise bei maximalem Komfortklima. Ein Beispiel des Herstellers: Bei niedrigen Außentemperaturen – in Västerås sind das im Winter -20 °C – arbeitet die „Dosolair 54“ vollständig im Wärmerückgewinnungs-Betrieb. Übersteigt die Außentemperatur in heißen Sommermonaten die Außenlufttemperatur, lässt sich der effiziente Rekuperator zur „Kältegewinnung“ einsetzen. Die warme Außenluft wird dann durch die Abluft gekühlt.

Systemvernetzung sorgt für Kontrolle
Um die Effizienz auch im Nachhinein zu überprüfen und ggf. aus der Ferne eingreifen zu können, wurde die Software „VICOMO“ (virtual control + monitoring) eingesetzt. Diese Lösung vereint die Vernetzung des Menerga-Systems zum Menerga-Kundendienst und bietet darüber hinaus Möglichkeiten zur Analyse von Systemkennzahlen.
Prinzipiell auf dem BacNet-Standard basierend, nimmt „VICOMO“ die Informationen der wichtigsten Gerätekomponenten auf und konsolidiert diese in einer Datenbank. Die Langzeitspeicherung dieser Daten lässt Rückschlüsse auf die jeweiligen Betriebsvarianten zu und ermöglicht so die permanente Optimierung des Gesamtsys­tems der Schwimmhalle.
Der Zugang zu diesen Informationen steht dem Betreiber unabhängig von Ort und Zeit zur Verfügung. Eine integrierte Benachrichtigungsfunktion visualisiert den Zustand im Falle eines außergewöhnlichen Systemzustands nicht nur am Bedienteil der Steuerung, sondern zusätzlich auch per E-Mail oder SMS. Steigt beispielsweise der Druckverlust aufgrund verschmutzter Filter über den Schwellenwert, wird ein Alarm ausgelöst und die entsprechenden Ansprechpartner werden informiert.

Bilder: Menerga GmbH

www.menerga.com

 

Hintergrundinformationen zum Objekt

Innerhalb von 3 Jahren entstand zwischen 2011 und 2014 aus dem denkmalgeschützten ehemaligen Dampfkraftwerk mit einem Volumen von rund 43000 m³ auf dem Hafengelände von Västerås „Schwedens erstes Actionbad“. Innovative Attraktionen, wie eine Doppelrutsche für Wettkämpfe, eine Kletterwand, ein Wildwasser-Kanal, eine Rutsch-Halfpipe, ein Turbinenstrudel und das weltweit einzigartige 340°-Kino im Wasser, begeistern jährlich mehr als 250000 Besucher. Darüber hinaus wurde Kokpunkten mit neuartiger Digitaltechnik für Ton, Licht und Video ausgestattet. So werden wechselnde Umgebungsbedingungen geschaffen und ein außergewöhnliches Badeerlebnis ermöglicht. Die Wasserfläche beläuft sich insgesamt auf 1300 m². Um die Luftqualität sicherzustellen, muss eine Luftmenge von
214000 m³/h bewegt werden.

 


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