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"Allein mit Erneuerbaren Energien lassen sich die Klimaschutzziele der Bundesregierung nicht umsetzen." Jobst-Dietrich Diercks, Geschäftsführer der Primagas GmbH, im Interview mit der IKZ-HAUSTECHNIK

Moderne Flüssiggasheizungen tragen dazu bei, die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erfüllen, lautet die Einschätzung von Jobst-Dietrich Diercks. Um den Austausch veralteter Niedertemperaturkessel zu beschleunigen, setzt der Geschäftsführer des Krefelder Energieversorgers auf Vertriebskooperationen mit führenden Heizungsherstellern und plädiert für den stärkeren Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.

 

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Diercks, viele Energieversorger mussten 2009 im Zuge der Wirtschaftskrise Absatzverluste in Kauf nehmen. Wie zufrieden waren Sie mit der Nachfragesituation?

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Sehr zufrieden. Wir haben 2009 mehr Flüssiggas verkauft als geplant. Auch ins neue Jahr sind wir gut gestartet. Die frostigen Temperaturen der ersten Monate haben die Nachfrage angekurbelt. Natürlich verlassen wir uns nicht zu sehr auf den Wetterbonus, denn der kann bis zum Jahresende wieder aufgebraucht sein. Dauerhaft macht sich dagegen unsere neue Vertriebsstrategie bezahlt, mit der wir uns bereits 2008 auf die geänderten Marktbedingungen eingestellt haben. Seitdem sprechen wir nicht nur Privatkunden an, sondern bieten zunehmend auch Energielösungen für das Gewerbe. Diese Strategie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir unsere Ziele im Neukundengeschäft erreichen konnten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Bundesregierung forciert den verstärkten Einsatz von Erneuerbaren Energien. Wie stehen Sie als Flüssiggasanbieter zur aktuellen Förderpolitik in Deutschland?

JOBST-DIETRICH DIERCKS:
Wir sehen sie als Chance, Kunden zum Wechsel auf sparsame Heiztechnologien zu bewegen. Flüssiggas steht ja nicht im Widerspruch zu den energiepolitischen Zielen von Frau Merkel. Im Gegenteil: Es ist ein Brennstoff, der nahezu rückstandsfrei verbrennt, keinen Feinstaub verursacht und zudem 15% weniger Kohlendioxid emittiert als Heizöl. Noch etwas: Allein mit Erneuerbaren Energien lässt sich die berühmte 20-20-20-Formel nicht umsetzen. Um innerhalb der nächsten zehn Jahre den Energieverbrauch zu senken, weniger CO2 zu emittieren und die Energieeffizienz zu erhöhen, müssen wir alte Kessel zügiger austauschen. Fast alle modernen Heizungsanlagen lassen sich mit Flüssiggas betreiben und werden entsprechend staatlich gefördert. Wer sich zum Beispiel für eine Solarthermieanlage entscheidet und gleichzeitig seinen alten Kessel gegen ein flüssiggasbetriebenes Brennwertgerät ersetzt, hat Anspruch auf den sogenannten Kesselaustauschbonus.

IKZ-HAUSTECHNIK: Genau diesen hat die Bundesregierung Anfang des Jahres von 750 auf 400 Euro gekürzt …

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Das stimmt. Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn sie den Bonus weiterhin in voller Höhe gewährt hätte. Das würde Hausbesitzern sicherlich die Investitionsentscheidung erleichtern. Wenn wir unseren Kunden aber vorrechnen, wie viel Brennstoffkosten sie durch eine Heizungsmodernisierung sparen, ist das letztlich das stärkere Argument. Das gilt nicht nur für Privatkunden, sondern vor allem auch im gewerblichen Bereich, wo wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Senertec flüssiggasbetriebene Mini-BHKWs vermarkten. Die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung eröffnet Hoteliers sowie Handwerks- und Industriebetrieben, aber auch Betreibern kommunaler Einrichtungen erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Darüber hinaus erfüllt sie die CO2-Minderungsziele und ist politisch ausdrücklich gewollt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Werden BHKW-Lösungen auf Flüssiggasbasis ebenfalls finanziell unterstützt?

JOBST-DIETRICH DIERCKS:
Aber ja, sogar in dreierlei Hinsicht: Erstens zahlt der Staat dem Anlagenbesitzer zehn Jahre lang 5,11 Cent für jede erzeugte Kilowattstunde Strom. Für den Anteil, den der BHKW-Besitzer nicht selbst nutzt, erhält er zweitens eine Einspeisevergütung von seinem regionalen Energieversorger. Drittens ist Flüssiggas bis zum Jahr 2020 steuerbefreit. Die Energiesteuer wird dem Betreiber jährlich zurückerstattet und trägt dazu bei, die laufenden Einsparungen zu erhöhen. Alles in allem summieren sich die staatlichen Förderungen für ein flüssiggasbetriebenes Mini-BHKW binnen zehn Jahren auf rund 30.000 Euro.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Investitionskosten für ein BHKW sind vergleichsweise hoch, zumal unlängst auch die KWK-Impulsförderung gestrichen wurde. Gibt es günstigere Alternativen?

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Ja, die gibt es. Der Brennwertkessel beispielsweise ist ja schon fast ein Klassiker. Er ist günstig in der Anschaffung und spart bis zu 20% an Brennstoffkosten ein. Dennoch werden noch immer Millionen von Haushalten und Betrieben mit veralteten Niedertemperaturkesseln beheizt. Auch Infrarotsysteme wie etwa Dunkelstrahler bieten ein hohes Einsparpotenzial bei geringen Investitionskosten. Die Technologie wird vor allem eingesetzt, um große Hallen zu beheizen. Gerade in ländlichen Gewerbe- und Industriebetrieben sehen wir dafür jede Menge Potenzial. Dort sind noch immer sehr viele ölbetriebene Gebläseheizungen mit einer vergleichsweise geringen Energieeffizienz im Einsatz. Dunkelstrahler verbrauchen hingegen bis zu 50% weniger Energie.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Rolle spielen ökologische Aspekte beim Wechsel von Öl auf Flüssiggas?

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Die Umweltverträglichkeit ihres Heizsystems steht für viele Unternehmer nicht an erster Stelle. Dennoch haben wir inzwischen einige Gewerbekunden, die ihre klimaschonende Energielösung für die werbliche Ansprache nutzen. Das kann der Autolackierer sein, der mit besonders umweltverträglichen Lacken und effizienten Trocknungsprozestsen wirbt. Oder das Wellnesshotel im Grünen, das seine CO2-Bilanz auf der Homepage veröffentlicht. Nichtsdestotrotz wird die Masse der Modernisierer wohl auch weiterhin zunächst nach der Wirtschaftlichkeit fragen. Und wenn sich die neue Heizung nicht nur rechnet, sondern obendrein die ökologisch bessere Alternative ist, erleichtert das die Entscheidung. Flüssiggasbetriebene Blockheizkraftwerke sind in dieser Hinsicht eine sehr gute Wahl: Im Vergleich zu einer 15 Jahre alten Ölheizung reduzieren sie die Energiekosten um bis zu 30% und verursachen rund 50% weniger Kohlendioxid.

IKZ-HAUSTECHNIK: Glaubt man den Herstellern, gehört die Zukunft der stromerzeugenden Heizung. Wie stehen Sie zu dieser Technologie?

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Es ist absolut sinnvoll, Strom und Wärme gleichzeitig zu erzeugen. Im Gewerbe steht uns mit dem Mini-BHKW bereits eine effiziente Lösung zur Verfügung, die sich ab einem Jahresbrennstoffbedarf von 50.000 Kilowattstunden rechnet. Damit auch Privatkunden künftig von der Kraft-Wärme-Kopplung profitieren, sind wir über unseren Gesellschafter SHV an der Entwicklung einer kleiner dimensionierten Anlage beteiligt. Dieses sogenannte Mikro-Blockheizkraftwerk ist mit einem Stirlingmotor ausgestattet und steht kurz vor der Marktreife. Bereits 2011 werden die ersten serienreifen Modelle zur Verfügung stehen. Auch mit flüssiggasbetriebenen Brennstoffzellen gibt es vielversprechende Testprojekte. Hier rechnen wir für 2015 mit der Markteinführung in Deutschland. Wir werden unseren Privatkunden dann eine Technik anbieten können, die Effizienzgrade von 90% und mehr bei der Produktion von Strom und Wärme eröffnet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Mehr Effizienz heißt aber auch weniger Absatz. Müssen Sie nicht befürchten, in zehn Jahren weniger Flüssiggas als heute zu verkaufen?

JOBST-DIETRICH DIERCKS: Nein, im Gegenteil. Selbst, wenn der einzelne Haushalt weniger Flüssiggas verbraucht, sehen wir gerade im ländlichen Bereich noch jede Menge Wachstumspotenzial. Wir wollen unseren Marktanteil binnen zehn Jahren verdoppeln. Angesichts der vielen veralteten Ölkessel in deutschen Heizungskellern und der stetig steigenden Energiepreise ist das ein realistisches Ziel.

 

 


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