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Akkus im Müll – überforderte Richtlinie?

Akkus gewinnen im Zuge der Energiewende und der Eigenstromversorgung immer mehr an Bedeutung. Die Marktzuwächse bei den Solarstromspeichern beispielsweise liegen im zweistelligen Bereich. Kommt auf uns ein Entsorgungsproblem zu? Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts bescheinigt dem aktuellen Recycling-System jedenfalls gravierende Mängel.

Ein grundsätzliches Problem, unabhängig vom Batterietyp: Laut Öko-Institut landen europaweit jährlich rund 35000 t Batterien im Hausmüll. Bild: Tim Reckmann, Pixelio

Es gibt einen Eigenstrom-Speicherboom durch Geräte-Preisrutsch und steigender Energiepreise. Die Nachfrage soll sich im Zweijahrestakt verdoppeln. Wenn jetzt, wie von Bundeswirtschaftsminister Altmaier geplant, die EEG-Förderung für neue Photovoltaikanlagen schlagartig gesenkt werden soll ab 2019, wird das Thema Eigenstromnutzung noch mehr an Dynamik gewinnen – und damit der Markt für Solarstrombatterien. Bild: Sonnen

 

Elektroautos, Drohnen, Gabelstapler – selbst in Staubsaugerrobotern gibt es sie: Lithium-Ionen-Batterien wirken sich auf immer mehr Bereiche des Lebens aus. Neue Anwendungen, neue Batterietypen und neue Recyclingtechnologien entwickeln sich stetig weiter. Die Folge: Die 2006 verabschiedete EU-Batterierichtlinie kann laut Öko-Institut nicht mehr Schritt halten. „Trotz der zunehmenden Bedeutung von Lithium-Ionen-Batterien in neuen Technologien wie in Pedelecs, gibt es für sie weder eigene Sammel- noch separate Recyclingziele“, sagt Hartmut Stahl, Wissenschaftler am Öko-Institut und Hauptautor der Studie. „Eine verbesserte Richtlinie muss hier ansetzen - etwa mit ambitionierten Vorgaben für Schlüsselelemente wie Lithium und Kobalt.“Für die Untersuchung der Richtlinie hat das Öko-Institut die Sammelmenge für Gerätebatterien aller 28 EU-Mitgliedstaaten ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass die vorgeschriebene Quote von 45 % von nur rund der Hälfte aller Mitgliedstaaten erreicht wurde. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mehr als die Hälfte aller Gerätebatterien gar nicht erst gesammelt und recycelt wird“, sagt Stahl.Hausmüll statt RecyclingEin grundsätzliches Problem, unabhängig vom Batterietyp: Laut Öko-Institut landen europaweit jährlich rund 35000 t Batterien im Hausmüll. Nicht nur Rohstoffe gingen so verloren. Gleichzeitig steige das Risiko für die Umwelt durch die mögliche Abgabe giftiger Schwermetalle wie Cadmium oder Blei an, so das Institut.Ressourcen/ReservenDie Erneuerbare-Energien-Branche hat gute Argumente pro Batterie – z. B. mehr Solarstrom selber nutzen statt ihn ins Netz einzuspeisen. Doch wie steht es um die Rohstoff-Ressourcen? Der Bedarf an Lithium-Akkus wird durch die Zunahme von Elektrofahrzeugen und Solarspeichern deutlich steigen, sagt das Umweltbundesamt (UBA). Die weltweite Lithium-Produktion konzentriert sich auf nur wenige Länder (USA, Chile, Bolivien und China). Könnte der Stoff knapp werden? Das UBA verneint dies: „Derzeitige Untersuchungen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahrzehnten die geologischen Reserven den Lithium-Bedarf decken werden.“Recycling von LithiumMöglicherweise könnte irgendwann das Lithium aus den Akkus per Recycling auch zurückgewonnen werden und so ließe sich „neues“ Lithium einsparen. Doch derzeit ist das aufgrund der geringen Sammelmengen aus Kostengründen noch eine Utopie. Das UBA schätzt die Kosten für das Recycling des Lithium-Ionen-Subsystems aktuell auf etwa 2 000 €/t. Darin sind die Sortier- und die Transportkosten noch nicht einmal enthalten. Allerdings würden die Solarbatterien selbst bei schnell steigenden Zahlen kein Entsorgungsproblem hervorrufen, sagt das UBA: „Nach unserer Einschätzung können die Recyclingkapazitäten rasch an steigende Sammelmengen angepasst werden. Steigende Sammelmengen dürften dann zu weiteren Automatisierungen sowie Größenvorteilen und Kostenreduzierungen führen“, so das UBA.

 


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