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Wo bleibt das Handwerk?

 

Viel Arbeit, wenig Personal. In SHK-Handwerksbetrieben fehlen Auszubildende, Gesellen, Meister, um die Aufträge der Kunden in einer hohen Qualität, zu ihrer vollsten Zufriedenheit und zeitnah erledigen zu können.
Und Fachleute fallen nicht vom Himmel. Bevor ein versierter Monteur seine Tätigkeit auf der Baustelle aufnehmen kann, braucht es viele Jahre: angefangen von einer dreieinhalbjährigen Ausbildung über Praxis­erfahrung und ggf. Weiterqualifizierungen. Erst dann generiert er Wachstum im Betrieb und stärkt ihn nach innen wie außen.
Der Personalmangel fängt nicht erst beim Azubi an, sondern weiter vorn. Bereits bei der Wahl des weiterführenden Schulsystems sind die Weichen falsch gestellt. Das Gymnasium wird derzeit als die Schulform angepriesen, die es zu erreichen gilt. Insbesondere Haupt- und Realschulen gelten als nicht erstrebenswert. Das Bildungssystem in Deutschland ist in eine Schieflage geraten.
Abiturienten scheuen eine handwerkliche Ausbildung und entscheiden sich häufig für eine akademische Laufbahn. Am Ende fehlen die Praktiker, die Deutschland braucht, um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben (oder zu werden): im digitalen Aus- und Umbau, bei der Energiewende, in der Infrastruktur. Mit einem Überhang an Akademikern kann diesen Herausforderungen kaum begegnet werden.
Die handwerkliche Aus- und Fortbildung muss gestärkt werden. Bislang sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Während ein Studium über den Bachelor und Master bis zur Promotion zu großen Teilen aus Steuermitteln finanziert wird, muss ein Meis­terschüler die Lehrmaterialien sowie die Kurs- und Prüfungsgebühren aus eigenen Mitteln bestreiten. Hat er sich für einen Vollzeitkurs entschieden, steigt durch den Verdienstausfall seine Belastung zusätzlich. Auch wenn der Meisteranwärter Fördermittel bewilligt bekommt, bleibt ein großer Teil, den er aus eigener Kraft stemmen muss. Eine Wertschätzung der handwerklichen Tätigkeit als qualifizierte Fachkraft sieht anders aus.
Sicher: Es ist nicht damit getan, handwerkliche Fortbildungsmaßnahmen kostenfrei zu gestalten. Damit allein wird die Personalfrage nicht gelöst, aber es trägt einen Teil dazu bei, das Handwerk zukunftssicherer zu machen.

Detlev Knecht
stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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