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Quelle des Lebens –oder für Infektionen?

Trinkwasser genießt hierzulande einen hervorragenden Ruf. Es wird regelmäßig untersucht, hat eine einwandfreie Qualität und ist deshalb unbedenklich zu genießen.

 

Zumindest bis zum Wasserzähler lässt sich diese Aussage durchaus aufrechterhalten. Im häuslichen Installationssystem wird aus dem Quell des Lebens aber mitunter eine Quelle für Infektionen, wie ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zeigt. Fünf Forschungseinrichtungen und 17 Industriepartner haben über einen Zeitraum von vier Jahren Hand in Hand daran gearbeitet. Die Ergebnisse lassen aufhorchen:
In jeder 8. untersuchten Wasserprobe von öffentlichen Gebäuden wurden die Grenzwerte für Legionellen überschritten. Pseudomonaden, das sind multiresistente Erreger und Auslöser von heftigen Infektionen bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, fand man in 3 % aller Proben. Daneben wurden in den analysierten Wässern chemische Parameter wie Nickel, Blei oder Mangan regelmäßig überschritten. Auf der Suche nach den Ursachen stellten die Forscher fest, dass bestehende Sanitärinstallationen oftmals bautechnische Mängel aufweisen und/oder nicht bestimmungsgemäß betrieben werden. Auch die Wartung einer Trinkwasseranlage wird in der Praxis vielfach vernachlässigt. Die Gründe dafür lassen sich wohl in wenigen Worten auf den Punkt bringen: Fehlende Aufklärung, mangelnde Einsicht, monetäre Beschränkungen.
In dem erwähnten Verbundprojekt zeigte sich aber auch, dass die Standarduntersuchungsmethoden zum Nachweis mikrobieller Kontaminationen in Trinkwasserinstallationen nicht immer ausreichen. Denn Bakterien gehen unter bestimmten Umständen in eine Art Dämmerschlaf über, während dem sie sich mit den üblichen Verfahren (Bestimmung der Koloniezahlen) gar nicht nachweisen lassen. Die Forscher bezeichnen diesen Zustand als VBNC (viable but non cultu­rable; lebend, aber nicht kultivierbar). Diese Erkenntnis ist nur eine von vielen, die das BMBF-Verbundprojekt herausbrachte. Weitere Ergebnisse der umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten finden sich exklusiv in dem Beitrag „Biofilme in der Trinkwasserins­tallation“ in dieser Ausgabe.
Eine für das verarbeitenden SHK-Handwerk und für TGA-Fachplaner gleichermaßen wichtige Erkenntnis des Forschungsprojektes aber lautet: Das Risiko einer mikrobiellen oder chemischen Kontamination einer Trinkwasser-Installation und damit des Trinkwassers ist dann gering, wenn bei Planung, Bau, Inbetriebnahme und Betrieb die in den Technischen Regelwerken festgelegten Anforderungen eingehalten werden. Werkstoffe, die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen, verhindern zwar keine Kontamination der Biofilme, bieten jedoch im Fall einer Verunreinigung aufgrund der nur dünnen Biofilme gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reinigung und Desinfektion.
Damit sind die einschlägigen Normen, Richtlinien und Arbeitsblätter nachweislich die wichtigste Grundlage für eine hygienisch einwandfreie Trinkwasserversorgung. Denn Anlagen, die danach geplant, gebaut und betrieben werden, sind in der Regel sauber – so das Fazit der Forscher. Daneben gilt es, Investoren und Betreiber für einen bestimmungsgemäßen Betrieb und die regelmäßige Wartung zu sensibilisieren. Keine leichte Aufgabe für SHK-Profis angesichts der schwierigen Situation der öffentlichen Hand und bei privaten Verbrauchern. Geld siegt bekanntlich meist über die Vernunft. Und dennoch steht gerade der SHK-Fachmann in der Pflicht, den Eigentümer einer Trinkwasseranlage über seine Betreiberpflichten aufzuklären und im Verdachtsfall geeignete Maßnahmen vorzuschlagen und umzusetzen. Der Schutz unseres Lebensmittels Nr. 1 sollte diesen Aufwand rechtfertigen.
Unterstützung für diese komplexe Herausforderung bieten die Organisationen des SHK-Handwerks. So hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima für seine Mitglieder die Dienstleistung „TrinkwasserCheck“ entwickelt. SHK-Landesverbände und -Innungen bieten regelmäßig Weiterbildungsveranstaltungen und Schulungen zum Thema Trinkwasserhygiene – von der Technik bis zur Vermarktung – an, ebenso die einschlägigen Sanitärhersteller. Last but not least halten wir Sie mit der gedruckten Ausgabe und dem Webauftritt der IKZ-HAUSTECHNIK unter www.ikz.de auf dem Laufenden. Nutzen Sie diese Instrumente, damit Sie einfach besser informiert sind.

Markus Sironi
Chefredakteur
IKZ-HAUSTECHNIK
IKZ-FACHPLANER
m.sironi@strobel-verlag.de

 


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