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Qualität braucht auch Erfahrung

 

 

Europäischen Harmonisierungsbestrebungen sei dank, ist nun auch die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung besiegelt: Meisterbriefe enthalten fortan den Hinweis, dass der Abschluss im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen (DQR/EQR) dem Niveau 6 entspricht. Damit steht der Meister auf gleicher Stufe wie der Techniker oder der Bachelor. Hintergrund dieser Einstufung sind die Bemühungen, die Wertigkeit von Bildungsabschlüssen im europäischen Vergleich transparenter zu machen und so beispielsweise Jobwechsel innerhalb der EU zu vereinfachen.
Bereits im Mai letzten Jahres hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass Qualifikationsbescheinigungen künftig einen Hinweis auf das jeweilige
DQR/EQR-Referenzniveau enthalten sollen. Für die beruflichen Abschlüsse in Deutschland gilt nun: Ausbildungsabschlüsse mit 2-jähriger Ausbildungszeit sind dem Niveau 3 zugeordnet, Ausbildungsabschlüsse mit 3- bis 3½-jähriger Ausbildungszeit dem Niveau 4 und Fortbildungsabschlüsse wie Meister und Techniker dem Niveau 6.
Die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Meister, Techniker und Bachelor war gerade in unserem technisch anspruchsvollen SHK-Handwerk längst überfällig, auch wenn Kritiker hier und dort den viel zitierten Vergleich von Äpfeln und Birnen heranziehen. Unabhängig davon bleibt damit die Herausforderung verbunden, das hohe Qualitätsniveau in der Meistervorbereitung und -prüfung auch künftig zu halten.
Das gilt natürlich auch für die praktische Reife. Heißt konkret: Der Meis-
ter sollte auch tatsächlich Meister seines Fachs sein. Der Wegfall der dreijährigen Berufserfahrung durch die Novelle der Handwerksordnung war und bleibt für mich deshalb ein Schritt in die falsche Richtung. Handwerk lernt man in der Praxis. Und in der Regel geschieht dies erst durch das selbstständige und eigenverantwortliche Arbeiten nach bestandener Gesellenprüfung. Von der Berufsschule direkt in die Meistervorbereitung - das ist der falsche Weg. Qualität braucht (auch) Erfahrung. Zwei Jahre Gesellenpraxis sollten es mindestens sein.
Gepaart mit dem theoretischen Wissen rund um Technik, Betriebsführung und Ausbildung, welches anschließend in der Meistervorbereitung gelehrt wird, sind die Voraussetzungen geschaffen, dem hohen Anspruch an unser Gewerk gerecht zu werden.

Markus Sironi
Chefredakteur und
Handwerksmeister
m.sironi@strobel-verlag.de

 


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