Werbung

Online goes offline

 

Die Online-Welt stellt eine Konkurrenzsituation für das SHK-Handwerk dar. Nicht nur, dass Vieles – vor allem Sanitärprodukte – online erhältlich ist. Viel ärgerlicher sind die Verkaufspreise, mit denen sie angeboten und beworben werden. Es wird wohl kaum einen Betriebsinhaber geben, der nicht mit einer Aussage wie „im Internet gibt es die Armatur aber 40 % billiger“ konfrontiert wurde. Auch wenn es ihm gelingt, seinen Preis zu rechtfertigen, bleibt doch mitunter ein bitterer Nachgeschmack beim Kunden.
Die Struktur der Internetplattformen ist heterogen: da sind die Mischhäuser (Amazon), die ein Sammelsurium an Produkten anbieten, von Schuhen über Lampen bis hin zu Armaturen und Duschköpfen – gebraucht oder neu. Und dann gibt es reine SHK-Versandhäuser. Die einen werden tatsächlich von Handwerksbetrieben unterhalten, bei den anderen fragt man sich, woher sie die Ware beziehen.
Die ersten reinen Online-Händler entdecken jetzt die Offline-Welt: Sie eröffnen stationäre Läden. In der Sanitär- und Heizungswelt ist das zwar momentan noch kein Thema, aber in anderen Ländern und in anderen Branchen sind die ersten Versuche erkennbar: Brillenhändler in den USA, Modemarken in Kanada, eine Schuhmarke, ein Modehändler (Zalando) und ein Elektronikhändler in Deutschland. Hierzulande sollen bereits 100 Läden eröffnet worden sein. Tendenz steigend. Augenscheinlich wachsen die beiden bisherigen Parallelwelten langsam zusammen.
Die virtuellen Händler verfolgen dabei unterschiedliche Ziele, um online mit offline zu verbinden. Ein Onlineshop kann zwar ansprechende Fotos zeigen und alle notwendigen technischen Daten bereitstellen. Aber das Einkaufserlebnis kann auf diese Weise nicht vermittelt werden. Emotionen bleiben auf der Strecke. Die gibt es nur offline.
Es gibt aber auch andere, ganz pragmatische Gründe, die aus Sicht des Kunden verbessert werden sollen: Die Qualität der Produkte lässt sich im Internet nicht beurteilen. Auch das gibt es nur offline. Und: Online gewichtet nicht die Aussagen, z. B. in Foren. Und genau da ist der Ansatzpunkt eines großen, deutschen Sanitär-Online-Händlers in Deutschland. Er bietet an zwei Standorten Produktberatungen an – auf Wunsch mit Montagevermittlung über mit ihm kooperierende Handwerksbetriebe.
Trotz dieser Einzelfälle sind – derzeit – keine großen Tendenzen erkennbar, dass Sanitär- und Heizungs-Online-Händler im großen Stil Offline-Häuser eröffnen. Aber wegwischen nach dem Motto „das wird sich nicht durchsetzen“, wäre nicht die passende Reaktion. Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren Geschäftskonzepte hervorgebracht, die angestammte Unternehmen vom Markt haben verschwinden lassen oder zumindest eine Konkurrenz aufgebaut, die an die Substanz geht. Und das hört nicht auf.

Detlev Knecht
stv. Chefredakteur
d.knecht@strobel-verlag.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: