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Klare Bekenntnisse gefordert

 

Richtiges Lüften ist aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie in aller Munde – auch und insbesondere in Schulen. Um das Ansteckungsrisiko durch mit Viren belastete Aerosole in geschlossenen Räumen zu senken, sollen Klassenräume mehrfach in der Stunde ausgiebig gelüftet werden. Ein Unterfangen, das nicht nur den Unterricht erheblich beeinträchtigt, sondern ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen verlangt. Insbesondere in der bevorstehenden kalten Jahreszeit dürfte die Bereitschaft von Schülern und Lehrern für ein erfrischendes Frischluftbad auf eine harte Probe gestellt werden.

Dezentrale und zentrale Lüftungsanlagen könnten dieses Problem lösen. Doch vorhanden sind sie in den allerwenigsten Schulen. Und so ist der Bedarf enorm: Schätzungen zufolge sind lediglich 10 % der rund 48 000 Schulen mit entsprechenden Anlagen für eine mechanische Lüftung ausgerüstet. Mit einem überschaubaren Aufwand ließen sie sich nachrüsten. Andere Länder in Europa sind da weiter: In Schweden beispielsweise wurde innerhalb weniger Jahre ein Großteil aller Schulen mit moderner Lüftungstechnik ausgestattet.

Ob es bei uns eine derartige Initialzündung geben wird, bleibt abzuwarten. Die Hersteller, so scheint es, fokussieren derzeit vor allem auf das Thema Luftfilterung. Immer mehr Anbieter haben entsprechende Produkte im Sortiment. Die Geräte sollen den Schutz vor Viren auch dann gewährleisten, wenn nicht so umfangreich wie gefordert gelüftet werden kann. Dabei muss allerdings einschränkend festgehalten werden, dass diese meist im Umluftbetrieb arbeitenden Geräte allenfalls als Add-on taugen. Feuchte und CO2 müssen unabhängig von einer Filterung abgeführt werden. Gelüftet werden muss also immer.

Einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen haben indes Forschende des Max- Planck-Instituts für Chemie. Sie haben eine Lüftungsanlage konstruiert, die sich mit Materialien aus dem Baumarkt zusammensetzen lässt und dennoch 90 % der potenziell Corona-haltigen Aerosole aus der Raumluft entfernen soll (mehr dazu im Innenteil dieser Ausgabe).

Eines wird deutlich: Die Lüftungstechnik hat durchaus das Potenzial, einen sinnvollen Beitrag zur Eindämmung der Corona- Pandemie zu leisten und gleichsam das Image des SHK-Handwerks zu steigern. Allerdings mangelt es derzeit an klaren Bekenntnissen seitens der Politik. Das Ganze erinnert ein wenig an die Wärmewende. Die Politik will sie, die Industrie bietet gute Produkte an – und dennoch wird das Potenzial nicht gehoben. Schade.

Markus Sironi
Chefredakteur und Handwerksmeister
m.sironi@strobelmediagroup.de

 


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