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Kehrseiten des Booms

 

Von allen Ländern der Europäischen Union belegt Deutschland wirtschaftlich einen der obersten Ränge – wenn nicht sogar Platz 1. Ein Grund dafür: Die Verbraucher geben momentan Geld aus statt es zu sparen – für Anschaffungen aller Art, für Immobilien, für Reparaturen, für Dienstleistungen u. a. m. Davon profitiert das Handwerk im Allgemeinen und auch das SHK-Handwerk im Besonderen.
Eine von mehreren Ursachen für das aus Sicht des Handwerks positive Verhalten der Verbraucher und Auftraggeber liegt in den seit langem sehr niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank von derzeit 0 %. Damit liegen auch die Habenzinsen auf einem bislang nie dagewesenen Tief. Wer sein Erspartes konventionell anlegt, also festverzinslich mit wenig Risiko, wird am Ende des Jahres feststellen müssen, dass es an Wert verloren hat.
Aber auch die niedrigen Kreditzinsen sind ursächlich für die boomende Wirtschaft. Geld ist billig und da greift man gerne zu und investiert in Betongold. Das erklärt den Hype auf Immobilien, Reparaturen und Sanierungen, auch bei Bädern und Heizungen. Vorlaufzeiten von mehreren Wochen bis einigen Monaten sind keine Seltenheit.
Alles in allem haben wir es mit einer erfreulich stabilen Wirtschaftslage zu tun. Kommt es zu keiner plötzlichen, unvorhergesehen Veränderung äußerer Einflüsse, wird sich daran vorerst nichts ändern, prognostizieren diverse Experten.
Und doch: Volle Auftragsbücher haben einen konkreten Nachteil für das SHK-Handwerk. Wenn Kunden sich vorgenommen haben, in ihre Immobilie zu investieren, dann wollen sie das möglichst sofort. Bei langen Angebotsphasen und Wartezeiten bis zum Ausführungstermin liegt die Tendenz nahe, dass der Kunde in eine Sparte abwandert, die seine Bedürfnisse schneller bedient. Vielleicht ist es die Neugestaltung seines Gartens, die Anschaffung eines neuen Autos oder ein Urlaub. Damit bleibt die SHK-Branche hinter ihren Möglichkeiten und Potenzialen zurück. Ihr sind die Hände gebunden, weil der Pool an Fachkräften einfach nicht ausreicht, um dem Wunsch des Kunden nach einer schnellen Ausführung des Auftrags gerecht zu werden.
Eine allgemeinverbindliche Lösung, die auf die allermeisten SHK-Betriebe passt, gibt es momentan leider nicht. Möglicherweise tut sie sich eines Tages auf. Aber bis diese Phase erreicht ist, muss jeder für sich mühsam eigene Strategien entwickeln, um neue Fachkräfte anzuwerben.

Detlev Knecht
stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK

d.knecht@strobel-verlag.de

 


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