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Erschütterungen

 

Die seismologischen Geräte, die Erschütterungen in der SHK-Branche aufzeichnen, zeigen vermehrt Ausschläge. Das Epizentrum liegt in Hessen. Dort hat die Landesorganisation des SHK-Handwerks einen „offenen Brief an die Sanitärwirtschaft“ verschickt. Namentlich der Geschäftsführer und der Landesinnungsmeister prangern Probleme mit Materiallieferungen an. Uwe Loth (LIM) und Björn Hendrischke (GF) fassen Stimmen aus den Handwerksbetrieben zusammen, die gleichlautend über einen zunehmenden Missstand berichten: beschädigtes Material, lange oder nicht eingehaltene Lieferzeiten, abgelehnte Gewährleistungsansprüche, defekte Produkte.1)
Mit ihrer Haltung stehen sie nicht allein. Auch andere Landesverbände bestätigen gegenüber der IKZ die Inhalte des offenen Briefes. Selbst Vertreter der Hersteller und des Großhandels, die z. T. namentlich nicht genannt werden möchten, räumen ein, dass die Aussagen grundsätzlich korrekt seien.
Inwieweit die Verantwortung allein der herstellenden Industrie und dem Großhandel zukommt, bleibt offen. Sicher trägt jeder Beteiligte ein Stück weit dazu bei, dass der gewohnte und zu erwartende Qualitätsstandard nicht eingehalten wird.
Den schwarzen Peter bei alledem hat aber das SHK-Handwerk. Denn wenn ein Bad zu einem zugesagten Zeitpunkt in einer bestimmten Qualität doch nicht fertiggestellt werden kann, fällt das auf den Handwerksbetrieb zurück. Er muss dem Kunden erklären, warum er seine versprochene Leistung nicht abliefert. Das belastet zweifelsohne das Vertrauen.
Jeder einzelne Fall ist für sich erklärbar. Das kann dem Kunden verständlich gemacht werden. Doch wenn es vermehrte Qualitätseinbußen gibt, handelt es sich um ein strukturelles Problem. Und das kann sehr schnell auf die gesamte Sanitär- und insbesondere auf die Bäderbranche zurückfallen. Um es konkret zu sagen: Ein potenzieller Kunde, der sein Bad renovieren möchte und von Qualitätsmängeln und Terminverschiebungen weiß, wendet sich womöglich ab und investiert in eine andere Branche.
Ob nun der offene Brief des Fachverbands Hessen das Zeug dazu hat, eine Änderung herbeizuführen, muss sich erst noch zeigen. Er hat jedenfalls als Seismograph fungiert und zeigt deutlich an, dass etwas getan werden muss. Hersteller, Großhandel und Handwerk müssen jetzt zusammenkommen und gemeinsam ein Konzept erarbeiten, um das hohe Qualitätsversprechen gegenüber den Kunden auch erfüllen zu können.

Detlev Knecht
stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK

d.knecht@strobel-verlag.de

1) Lesen Sie hier weite Teile des offenen Briefes auf Seite 12 in dieser Ausgabe.

 


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