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Effizienzsteigerung und Erneuerbare Energien jetzt

Der höchste Energieverbrauch ist im Gebäudebereich mit rund 40 % festzustellen, erst danach folgen die Bereiche Verkehr und Industrie. Die Verbesserung der Heizungstechnik, und zwar möglichst zugleich mit der zusätzlichen Einführung der Nutzung Erneuerbarer Energien, sollte daher an erster Stelle stehen.

 

Das Ziel, bis 2020 den Wärmebedarf von Gebäuden um 20 % zu verringern und auch die Gebäude­sanierung im Bestand voranzubringen, kann nach allen Erfahrungen ohne unterstützende Maßnahmen nicht erreicht werden. Dieses bestätigt ein Gutachten, das zehn Verbände der Energie- und Heizungswirtschaft in Auftrag gegeben haben. Ein ganz bedeutsamer Ansatzpunkt sind die etwa 13 Mio. Haushalte mit Ein- und Zweifamilien­häusern. Selbst wenn man für die Heizungs- und Trinkwassererwärmung eine Nutzungsdauer von immerhin 20 Jahren unterstellt, müssten also jährlich 650 000 Anlagen erneuert werden. Dieses ist aber bei Weitem nicht der Fall: In 2010 wurden knapp 440000 Anlagen erneuert, davon nur 390 000, also nicht einmal 90 %, auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Das ergibt eine Lücke von 260000 Anlagen. Die Erneuerungsquote bei der Heiztechnik muss also um 67 % gesteigert werden. Wünschenswert wäre sogar eine Verdoppelung.
Daher fordern wir, die Privatkunden mit Sonderabschreibungen zum Investieren zu bringen. Damit kann ein bedeutender Teil der angestrebten Energiewende erreicht werden. In der Zukunft geht es nicht um Strom oder Wärme, sondern es geht um Strom und Wärme.
Die Gutachter empfehlen die Einführung einer auf zehn Jahre befristeten Steuerabschreibung. Um deutliche Einsparungen durch neue Technik zu erreichen, sollte die Abschreibung mit dem Satz von 60 % für Gas-/Öl-Brennwertkessel beginnen. Für die bessere „A+“ Technik, d. h. Brennwert plus Solar oder z. B. Wärmepumpen, Biomassenkessel bzw. Mikro-KWK sollte der Spitzensatz von 80 % gelten. Im Laufe der folgenden zehn Jahre soll dieser Satz dann abgesenkt werden. Im letzten Jahr beträgt in der Grund­variante der Satz einmalig 15 % und in der Spitzenvariante 35 %. Da die maximale Abschreibung nur für die energiesparendste Heiztechnik gilt und beide Abschreibungsvarianten von vornherein jedes Jahr sinken und nach zehn Jahren auslaufen, wird sowohl der schnellste als auch der höchste Energieeinsparungs- und Klimaschutzeffekt erreicht.
Angesichts der inzwischen beschlossenen Verkürzung der Restlaufzeit der Kernkraftwerke (die teilweise durch konventionelle Kraftwerke ersetzt werden) wird der CO2-Ausstoß zwangsläufig steigen. Daher ist die Politik mehr als gut beraten, den Vorschlag der Gutachter kurzfristig umzusetzen.

Bei einer Begrenzung auf eine maximale Abschreibungssumme von 30000 Euro für den Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser erwarten die Gutachter sogar trotz möglicher Mitnahmeeffekte staatliche Mehreinnahmen von gut 4 Mrd. Euro. Damit einher geht ein positiver Liquiditätseffekt, da im Umrüstungsjahr die Mehrwertsteuer sofort fällig wird und die Abschreibung erst ab dem Folgejahr mit der entsprechenden Steuererklärung greift.

Außerdem werden bis zu 20 000 zusätzliche Arbeitsplätze im Handwerk und bis zu 2000 bei der Herstellerindustrie erwartet. Und daraus gewinnt der Staat zusätzliche Einnahmen aus Lohn- und Einkommenssteuer, und die Sozialversicherungen erzielen ebenfalls weitere Einnahmen.
Nach der Statistik zum Wohnungsbestand gibt es bundesweit fast 40 Mio. Wohnungen und davon etwa 18 Mio. in Ein- und Zweifamilienhäusern. Hier schlummert also ein riesiges Energieeinsparpotenzial und für die SHK-Betriebe ein großes Arbeitspotenzial, das es gemeinsam mit der Politik zu heben gilt.
In Schleswig-Holstein haben wir beispielsweise nach den Erhebungen des Statistischen Landesamtes in 2009 immerhin 750 000 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Da die Einfamilienhäuser überwiegen und ca. 500 000 dieser Gebäude über 20 Jahre alt sind, gibt es hier für die Region ein beeindruckendes Einsparpotenzial mit zusätzlichen Beschäftigungschancen für die Fachbetriebe vom Installateur- und Heizungsbauer über den Ofen- und Luftheizungsbauer bis hin zum Klempner, der hoch wärmegedämmte Metalldächer und -fassaden erstellt.

Dipl.-Volkswirt Reinhard Richter
stellv. Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Schleswig-Holstein

 


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