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Deutsches Handwerk weltweit aktiv

Unterstützung für Handwerksbetriebe mit Ambitionen ins Ausland

Die Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland muss gut vorbereitet sein. Für die jeweiligen Meldeformalitäten haben viele EU-Staaten Online-Portale eingerichtet. (AdobeStock - Prostock-studio)

 

Deutschen Handwerksbetrieben bieten Auslandsmärkte vielfältige Geschäftschancen, vor allem dort, wo hohe Qualität, spezielles Fachwissen und Zuverlässigkeit gefragt sind. Insbesondere für Betriebe in Grenzregionen der EU kann sich diese Option rechnen. Auch in Entwicklungsländern und Nicht-EU-Staaten sind interessante Auslandsgeschäfte für Handwerksbetriebe möglich. Diese anzubahnen und abzuwickeln, stellt Unternehmen vor Herausforderungen.

Pandemiebedingt wurde das Auslandsgeschäft für deutsche Handwerksbetriebe in den letzten zwei Jahren zu einer komplexen Angelegenheit. Die aktuellen Umstände mögen eher zur Zurückhaltung bei einer Anbahnung von Neugeschäften führen. Insgesamt aber ist eine Tätigkeit im Ausland eine interessante Option. Viele Betriebe, gerade in Grenzregionen, waren über Jahre im Ausland aktiv. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hatte 2015 in einer Umfrage unter Handwerksbetrieben auch nach außenwirtschaftlichen Aktivitäten gefragt und festgestellt, dass die Bedeutung ausländischer Absatzmärkte, insbesondere europäischer, grundsätzlich gewachsen war.

Gute Gründe fürs Ausland

Die Gründe dafür sind durchaus vielfältig und werden sich, sobald die Rahmenbedingungen sicher sind, wieder auswirken. Kleine und mittelständische Betriebe können sich ein zweites Standbein aufb auen und bieten gerade jüngeren Mitarbeitern interessante Perspektiven. Solche Aktivitäten vermindern also unternehmerische Risiken und nutzen die Wachstumsentwicklungen anderer Märkte. Neue Märkte zu erschließen bedeutet, das eigene Marktpotenzial auszuschöpfen oder Wertschöpfungsketten zu verlängern. Durch Kooperationen im Ausland vergrößern SHK-Betriebe zudem ihr Know-how und stärken ihr Dienstleistungsangebot.

Die Erfolgsgeschichte der bädertec GmbH

Diese Vorteile machen denn auch die realen Erfolgsgeschichten aus, etwa die der bädertec GmbH in Verden. Der heutige Geschäftsführer Michael Masemann hatte die Idee, schlüsselfertige Badrenovierungen für den Hotelmarkt anzubieten – zum Festpreis mit eigenem Montagepersonal. Der Bautrupp wird durch einen eigenverantwortlichen Bauleiter geführt, der während der gesamten Bauzeit auf der Baustelle auch mitarbeitet und sich persönlich um alle organisatorischen Aufgaben kümmert. Die Badplanungen und die Materialbeschaffung werden vom Unternehmenssitz in Verden aus gesteuert. Bisher renovierte der umtriebige Geschäftsmann mehr als 8000 Hotelbäder, hauptsächlich deutschlandweit. Im Ausland ist das Unternehmen seit Jahren für Hoteliers in Österreich, Südtirol/Italien und Luxemburg aktiv, die Mitarbeiter sind dann jeweils im Rahmen einer Entsendung im Einsatz.

„Wir haben durchweg gute Erfahrungen im Ausland gemacht“, resümiert Masemann. „Beim ersten Mal war es schon eine große Hürde“, sagt er, da bei jeder Geschäftstätigkeit in einem anderen Staat viele Aspekte zu beachten seien. „Die Handwerkskammer in Stade hat uns aber bei den ersten Schritten ins Ausland sehr gut unterstützt und begleitet.“ Noch heute meldet er sich regelmäßig bei der dortigen Auslandsberatung, um zu erfahren, ob sich etwas an den Rahmenbedingungen in seinen Zielländern geändert hat. „Aber heute wissen wir natürlich, worauf es ankommt.“ Als weitere Länder kann er sich auch die Niederlande und Süddänemark vorstellen. „Insbesondere in den Grenzgebieten sind die Hotelbetriebe viel offener für unsere Dienstleistung. Das gilt auch für deutsche Hoteliers, die Hotels im Ausland betreiben“, weiß Masemann. Ein Auftrag müsse sich – insbesondere angesichts der gestiegenen Spritkosten – noch lohnen.

ZDH und Handwerkskammern bieten Unterstützung

Wie die in Stade beraten bundesweit viele Handwerkskammern rund um das Auslandsgeschäft. Relevante Themen sind z.B. die Markterschließung, die Regularien rund um Montagetätigkeiten oder den Aufbau von Firmenkooperationen, Warenein- und Ausfuhrbestimmungen, die Objekte zum Einbau beim Kunden betreffen, aber auch mitgeführtes Werkzeug, die Beantragung von Fördermitteln oder die Teilnahme an internationalen Fachmessen. Es gilt, als ausländischer Vertragspartner und Auftragnehmer die Fallstricke im Zielland zu kennen und sich darauf einzustellen. Zwar werden die eigenen Mitarbeiter nicht in den dortigen Arbeitsmarkt integriert, dennoch gelten einige Regelungen für die einheimischen Kräfte auch für sie. Ebenfalls bleiben Bestimmungen aus dem deutschen Arbeitsrecht während der Zeit im Ausland weiterhin gültig.

In vielen Bereichen weichen die Vorschriften im Einzelnen in den europäischen Staaten voneinander ab. Die Außenwirtschaftsberater der Handwerkskammern haben sich spezialisiert und behalten bestimmte Zielmärkte im Auge. Zum Beispiel haben die Handwerkskammer Konstanz die Schweiz, die Handwerkskammer des Saarlandes Frankreich und Luxemburg als Schwerpunkte. Und mit Informationen und Beratung bis hin zu praktischer Starthilfe für ein Engagement in Entwicklungs- und Schwellenländern steht das Projektteam Internationales der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main beratend zur Seite. Kommt für einen Betrieb ein Engagement im Ausland in Frage, können auch Delegationsreisen, wie sie regelmäßig angeboten werden, für den Einstieg genutzt werden.

Internet, Newsletter, Broschüren

Für die Marktbeobachtung, und um über sich ändernde Regularien rechtzeitig informiert zu sein, eignen sich u.a. Internetportale, Newsletter, Publikationen. So stellt die Broschüre „Hemmnisse im EU-Binnenmarkt“ (bit.ly/hwk_EU) des Baden-Württembergischen Handwerkstags die unterschiedlichen Vorschriften in Frankreich, Österreich, Luxemburg und der Schweiz dar – auch mit dem Ziel, diese als Hürden zu kennzeichnen und Entscheidungsträger anzuregen, für KMU und insbesondere das Handwerk grenzüberschreitende Dienstleistungen ohne großen unbürokratischen Aufwand möglich zu machen.

Der Newsletter „Export Info Service“ (bit.ly/zdh_NL-EU) des ZDH z.B. informiert regelmäßig über Marktentwicklungen innerhalb und außerhalb Europas sowie zu den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben für Betriebe. Zum Angebot des ZDH gehören zudem außenwirtschaftliche Publikationen und Veranstaltungen. Im Internet betreiben die Arbeitsgemeinschaft der bayrischen Handwerkskammern und die Industrie- und Handelskammern in Bayern gemeinsam das „Außenwirtschaftsportal Bayern“ (bit.ly/3_bihk). U.a. informiert hier der „Dienstleistungskompass“ über die Regularien für eine Dienstleistungserbringung im Ausland. Eine Sammlung aller jeweils in den europäischen Staaten eingerichteten Links zur Anmeldung eigener Mitarbeiter für einen Einsatz im Zielland steht zum Download bereit.

Kalkulation des Auslandsauftrags

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kalkulation der Auslandsaufträge. Der Betrieb muss möglichst viele der durch einen Einsatz im Ausland entstehenden Zusatzkosten auf seine Stundensätze umlegen. Das beginnt bei den eigenen Aufwänden, um vor der Abreise alle Anmeldungen im Zielland durchzuführen. Zu berücksichtigen sind zusätzliche Lohnkosten für lokal zu rekrutierende Mitarbeiter, Aufwendungen für Anreise, Unterkunft und Verpflegung im Rahmen der Entsendung, für Maut- oder Tunnelgebühren bis hin zu den Parkkosten. In die Kalkulation mit einzubeziehen sind als weitere Kosten gegebenenfalls anfallende länderspezifische Versicherungen oder Beiträge.

Fazit

Die Entscheidung, ob sich ein Auftrag im Ausland lohnt, hängt also immer vom eigenen Portfolio, den jeweiligen länderspezifischen Gegebenheiten, den eigenen strategischen Zielsetzungen und vielen weiteren Faktoren ab. Handwerksbetriebe mit Auslandsambitionen sollten sich daher vorab gut informieren und auch Beratungsstellen in Anspruch nehmen. Vielfältige Informationen bieten zudem die Webseiten im Info-Kasten. Wenn es um konkrete Fragen zum eigenen Auslandsvorhaben geht, sind bei den genannten Organisationen auch Ansprechpartner zu finden.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin


Weiterführende Informationen

 Außenwirtschaftsportal iXPOs: www.ixpos.de

Außenwirtschaftsportal Bayern: www.international.bihk.de

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): www.giz.de

German Trade & Invest: www.gtai.de

Handwerksfonds: bit.ly/hw_Fonds

Rabatt für Wirtschaftsauskünfte über Auslandspartner: www.bisnode.de

Regelungen zu Ein- und Ausreise: www.reopen.europa.eu


 


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