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Ausgebremst

 

Volle Auftragsbücher, gute Rahmenbedingungen und kaum Kurzarbeit – die SHK-Branche ist (auch) aufgrund ihrer hohen Systemrelevanz bislang gut durch die Pandemie gekommen. Der Auftragsbestand präsentiert sich nach wie vor eindrucksvoll gut, inzwischen beklagen Unternehmer sogar, dass es „momentan einfach zu viel ist“.

Es ist verrückt: Während Corona das gesellschaftliche Leben und große Bereiche der deutschen Wirtschaft lähmt, wird auf den Baustellen und beim Privatkunden fleißig (weiter)gearbeitet. Es hat beinahe den Anschein, als wirke die Corona-Pandemie wie ein Katalysator für die Bau- und Ausbaubranche. Die unlängst beschlossenen, verschärften Klimaziele der Bundesregierung dürften der Baubranche und insbesondere dem SHK-Handwerk weiteres Wachstum bescheren. Erneuerbare Energien braucht das Land!

Indes aber – und das hätte vor einem Jahr wohl kaum einer erwartet – ziehen mehr und mehr dunkle Wolken am Branchenhimmel auf. Die Stimmung in den Betrieben trübt sich ein. Die Gründe: Preissteigerungen auf zahlreiche Warengruppen in kurzer Folge gepaart mit langen Lieferzeiten auf Standardprodukte. Diese beiden Faktoren „demontieren“ jede noch so sorgfältige Kalkulation und bremsen die Handwerksbetriebe in ihrem Tun regelrecht aus. Betroffen sind alle Unternehmensgrößen. Die einen mehr, die anderen weniger. Serviceorientierte SHK-Betriebe mit meist kurzfristigen Reparaturaufträgen beispielsweise können Preissteigerungen charmant weitergeben. Im Gegensatz zu Unternehmen, die im längerfristigen Projektgeschäft tätig sind und keine expliziten Preisanpassungsklauseln in ihren Verträgen aufgenommen haben. Sie haben auch das Nachsehen, wenn Baustellen aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht rechtzeitig fertiggestellt werden können.

Hersteller oder Großhandel die Schuld für diese Situation zu geben wäre zu einfach: Corona hat die Wirtschaft weltweit ausgebremst und nur sehr langsam kommt sie wieder in Fahrt. Global gestiegene Rohstoffpreise und schleppende Lieferketten sind schlicht „Nachwehen der Pandemie“, die ja im Übrigen längst nicht vorbei ist.

Ob 50-Mann-Betrieb oder Einzelunternehmen: Die Beschaffung von Produkten, die beim bevorzugten Großhändler oder Direktlieferanten nicht zeitnah lieferfähig sind und deshalb woanders – wahrscheinlich auch noch zu schlechteren Konditionen – geordert werden müssen, kostet Zeit und Nerven. Und geht zu Lasten der betrieblichen Effizienz. Es drohen schwierige Zeiten für SHK-Handwerksbetriebe, sollte kein Weg aus diesem Dilemma gefunden werden – und das trotz voller Auftragsbücher. Was für ein Widerspruch.

Markus Sironi Chefredakteur m.sironi@strobelmediagroup.de

 

 

Anmerkung der Redaktion: Lesen Sie dazu auch unseren Bericht „Sorgenfalten trotz voller Auftragsbücher“, ab Seite 12 in dieser Ausgabe.

 


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