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Die Wärmewende voranbringen

Eine Webkonferenz des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) im Rahmen der ISH digital machte deutlich: Wärmepumpenheizungen erfreuen sich wachsender Nachfrage, der Strompreis aber ist ein Markthemmnis

Vor 1979 errichtete Einfamilienhäuser und mittlere Mehrfamilienhäuser stellen den Großteil des deutschen Wohngebäudebestands. (Forschungsstelle für Energiewirtschaft)

Gebäudemodelle ermöglichen differenzierte Aussagen zu verschiedenen Gebä udetypen und Baualtersklassen. (Forschungsstelle für Energiewirtschaft)

Heizsysteme – Systemtemperaturen.(Forschungsstelle für Energiewirtschaft)

Modernisierung mit Wärmepumpen – Investitionskosten. (Forschungsstelle für Energiewirtschaft)

Derzeit bestehen keine langfristig planbaren Rahmenbedingungen im Wärmemarkt. (PwC)

Contracting-Produkte sind für eine Vielzahl von Kundengruppen interessant. (PwC)

 

Laut Förderstatistik des BAFA haben Hauseigentümer im vergangenen Jahr in über 30 000 Fällen einen Ölkessel durch eine Wärmepumpe ersetzt. Die Technologie kommt dabei nicht nur zunehmend in Einfamilienhäusern, sondern auch in Mehrfamilienhäusern, Gewerbeimmobilien und in der Nah- und Fernwärme zum Einsatz. Die Absatzzahlen sind auf den ersten Blick gut. Aktuellen Studien zufolge ist das aber noch viel zu wenig. Sie halten die Installation von mehreren Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 zum Erreichen der Klimaziele für notwendig. Das wurde anlässlich einer BWP-Webkonferenz im Rahmen der ISH digital deutlich.

Das Gelingen der deutschen Klimapolitik hängt stark davon ab, die CO2-Emissionen im Gebäudebereich deutlich abzusenken. Dabei hat der Gebäudesektor einen entscheidenden Vorteil gegenüber Industrie und Verkehr: Die Technologien zur Dekarbonisierung sind bereits vorhanden und etabliert. „Mit der Wärmepumpen-Technologie stellt die deutsche Heizungsindustrie ein Heizungssystem zur Verfügung, das bereits das Potenzial für ein enormes Marktwachstum bewiesen hat“, so Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP). „Der Einsatz von Wärmepumpen hat sich 2020 bereits um 40 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Dabei geht etwa jede zweite Wärmepumpe in den Heizungstausch“, so Sabel weiter. Insgesamt wurden letztes Jahr rund 140 000 Wärmepumpen verkauft. Unter dem Strich kommen so bereits über 1 Mio. Wärmepumpenanlagen hierzulande zum Einsatz. Aktuelle Studien halten aber die Installation von mehreren Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 zum Erreichen der Klimaziele für notwendig, zuletzt die Studie „Klimaneutrales Deutschland“ der Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität.

Diese Situation wurde in einem Teil der Regierungslager bereits erkannt und auf die Agenda für die anstehenden Wahlen gesetzt. So enthalten die in den vergangenen Wochen vorgestellten Entwürfe der Wahlprogramme von SPD und Bündnis 90/Die GRÜNEN Absichtsbekundungen für 5 Mio. Wärmepumpen bis 2030 bzw. 2 Mio. zusätzliche Wärmepumpen in Bestandsgebäuden bis 2025.

Über Markthemmnisse und Chancen

Unabhängig der guten Zuwachsraten und den Absichtsbekundungen der Politik gibt es aber weiterhin auch Markthemmnisse für die Wärmepumpen-Technologie. Simon Greif von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) sieht insbesondere in dem aktuellen Strompreis für Wärmepumpen eine „Modernisierungsbremse“. Für einen Großteil des Gebäudebestands seien sie noch nicht ausreichend attraktiv. Als mögliche Weichenstellungen für den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen nannte Greif die Entlastung des Strompreises z. B. durch eine vollständige Entlastung von der EEG-Umlage, eine moderate Erhöhung des CO2-Preises sowie eine Verstetigung der Förderung für Wärmepumpen und Umfeldmaßnahmen.

Grundlage seiner Aussagen ist eine aktuelle Studie der FfE. Sie zeigt anhand von Berechnungen die zentralen Kipppunkte auf, unter welchen Energiepreisbedingungen (CO2-Preis, Strompreis) sich der Wechsel zur Wärmepumpe in Bestandsgebäuden lohnt. Dabei wird zwischen den verschiedenen Gebäudetypen und Baualtersklassen differenziert.

Im Zuge eines vermehrten Einsatzes von Wärmepumpen bieten sich der Branche aber auch neue Chancen. So könnten beispielsweise neue Geschäftsmodelle entstehen. „Sowohl aus Anbieterals auch aus Endkundensicht sind insbesondere Contracting-Modelle mit Wärmepumpen interessant“, sagt Christian Linden von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC). Basis seiner Aussagen ist die Studie „Eine Roadmap für die Wärmepumpe“. Sie bescheinigt dem Gebäudesektor bis 2030 einen großen Handlungsbedarf. Wärmepumpen werden danach eine wesentliche Rolle für die Erreichung der Klimaziele einnehmen. Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle erfordere allerdings Planungssicherheit.

Schlussbemerkung

Eines wurde bei der Webkonferenz deutlich: Um den Wandel hin zu Erneuerbaren Energien im Wärmebereich konsequent voranzutreiben, bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen. Nur so kann den Marktakteuren die notwendige Planungssicherheit gegeben werden.

 


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