Gesunde Arbeitsplätze im Fokus
Fassadenbauer setzt auf eine Kombination aus Luftbefeuchtung, Frischluftzufuhr und CO2-Monitoring – und verbessert das Raumklima damit spürbar
Das Fassadenbauunternehmen Seele hatte sich bereits vor der Covid-19-Pandemie nach geeigneten Möglichkeiten zur Raumklima-Verbesserung umgesehen. Um für die Mitarbeiter ein gesünderes Arbeitsumfeld zu schaffen, setzt das Unternehmen auf eine Kombination aus zusätzlicher Luftbefeuchtung, größerer Frischluftzufuhr und kontinuierlichem CO2-Monitoring.
Komplexe Gebäudehüllen aus Glas, Stahl, Aluminium und Hightech-Materialien sind das Spezialgebiet der Seele-Unternehmensgruppe. Vom Stammsitz im bayerischen Gersthofen entwickelte sich das Unternehmen zu einem heute weltweit führenden Fassadenbauspezialisten. Mit insgesamt über 1000 Mitarbeitenden setzt das Unternehmen anspruchsvolle Fassadenlösungen um – von der Planung bis hin zur Montage. Internationale Reputation erhielt Seele u. a. durch die Zusammenarbeit mit Apple: Die Firmenzentrale in Kalifornien zählt ebenso zu den Referenzen wie der berühmte „Apple Cube“ Glaswürfel an der 5th Avenue in New York: „Neue Herausforderungen, die nicht jeder wagt, ziehen uns an, und wir können bei der Lösungsfindung auf hervorragende Mitarbeiter zählen, die jeden Tag die Zukunft unseres Unternehmens mitgestalten“, beschreibt Siegfried Brablik, Betriebsleiter der Seele GmbH, einen wichtigen Grundpfeiler des Erfolges. Dass dabei auch die Arbeitsumgebung einen positiven Einfluss auf die Motivation, Zufriedenheit und Leistung ausübt, weiß Brablik seit Langem: „In den vergangenen Jahren haben wir unsere Büroarbeitsplätze hinsichtlich Akustik, Licht und Klima stetig optimiert. Mit einem neuen Belüftungssystem und der zusätzlichen Luftbefeuchtung haben wir zuletzt auch einen großen Beitrag für den Gesundheitsschutz geleistet.“
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Exkurs: Einfluss der Luftfeuchte auf die Übertragung von Atemwegsinfekten
Häufigster Ansteckungsweg von Corona-, Grippe- oder Erkältungskrankheiten ist die Luftübertragung - im Nahbereich über Tröpfchen und im Fernbereich über Aerosole: Viren eines Infizierten werden von einem anderen Menschen eingeatmet und über die Schleimhäute der oberen Luftwege aufgenommen. Je nach Größe der Partikel spricht man von einer Tröpfchen- oder Aerosolübertragung. Aufgrund ihrer geringen Größe sind Aerosole besonders leicht. Virenbeladene Aerosole können sich in großen Räumen über eine erhebliche Zeitspanne in der Luft ausbreiten. Die Luftübertragung und die Lebensdauer von Viren werden maßgeblich auch durch die relative Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Das geringste Übertragungsrisiko gibt es bei einer Mindestluftfeuchte von 40 bis 60 %. Dies ist gleichzeitig auch der Bereich, in dem die Immunabwehr des Menschen durch die Selbstreinigung der Schleimhäute am wirkungsvollsten ist.
Luftübertragung
Aerosole bestehen im Wesentlichen aus Wasser, Salzen und Eiweißen. Bei einer relativen Luftfeuchte von unter 40 % verlieren Aerosole ihren Wasseranteil und vertrocknen. Es entstehen trockene Aerosole, die kleiner und leichter sind und länger durch den Raum fliegen können. Durch Luftströme und Bewegungen der Raumnutzer werden trockene Aerosole außerdem schneller wieder von Oberflächen aufgewirbelt und weiterverbreitet. Zusätzlich zum Schwebeverhalten hat die Luftfeuchte auch gravierende Auswirkungen auf die Infektiosität der Keimtröpfchen.
Infektiosität
Unter 40 % relativer Luftfeuchte trocknen die Aerosole so stark aus, dass die enthaltenen Salze auskristallisieren. Dadurch werden die Viren konserviert und bleiben länger infektiös. Beim Einatmen lösen sich die auskristallisierten Salze in den feuchten Atemwegen wieder auf. Die immer noch ansteckungsfähigen Viren werden auf der Schleimhaut des Atemtraktes freigesetzt und können Infektionen auslösen. Ist die relative Luftfeuchte im optimalen Bereich zwischen 40 und 60 % verdunstet der Wasseranteil der Aerosole nur so weit, dass sich die Salzkonzentration ohne Auskristallisierung stark erhöht und die darin enthaltenen Viren nicht überleben.
Luftbefeuchtung zunächst verschoben
Für die rund 200 Mitarbeiter, die in Gersthofen in den technischen Konstruktionsbüros und in der Verwaltung arbeiten, war vor allem zu trockene Luft in den letzten Jahren häufig Grund für Beschwerden: „Meine Kollegen klagten insbesondere im Winter über trockene Augen, Stimmprobleme, Nasenbluten und häufige Atemwegsinfekte“, erinnert sich Erhard Bohn, der als Leiter der Instandhaltung auch für die Gebäudetechnik zuständig ist. Messungen ergaben Werte weit unter der empfohlenen Mindestluftfeuchte von 40 %. Bei der Suche nach technischen Lösungen schieden mobile Standgeräte zur Luftbefeuchtung aufgrund hygienischer Bedenken und hohem Betriebsaufwand aus. Eine zentrale Befeuchtung über den Lüftungskanal war technisch nicht möglich. Für Erhard Bohn blieb nach umfangreicher Recherche eine Direkt-Raumluftbefeuchtung mit Hochdruck-Düsen als geeignete Lösung übrig: „Die spür- und sichtbare Verbesserung des Raumklimas und die flexible Positionierung sind große Vorteile dieser Befeuchtungsvariante. Das Projekt einer zusätzlichen Luftbefeuchtung wurde jedoch zunächst nicht umgesetzt, auch wegen bestehender Skepsis zur Hygiene.“
Corona gibt den Ausschlag
Die Entscheidung zur Nachrüstung einer Luftbefeuchtungsanlage fiel bei Seele schließlich kurz nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020. „Mit Beginn der Covid-19-Pandemie haben wir uns intensiv mit dem Risiko von Atemwegsinfektionen durch Aerosole beschäftigt und gelernt, welchen Einfluss eine zu geringe Luftfeuchte auf die Immunabwehr und die Virusverbreitung haben kann. Das hat den Ausschlag gegeben“, bringt Erhard Bohn die finale Entscheidung auf den Punkt.
Seit Ende 2020 ist bei der Seele GmbH das Direkt-Raumsystem „NanoFog“ vom Luftbefeuchtungsanbieter Condair Systems im Einsatz. Über 30 kleine Hochdruck-Düsen-Luftbefeuchter geben beim Unterschreiten des Sollwertes von 45 % relativer Luftfeuchte einen feinen Sprühnebel an die Raumluft der überwiegend als Open Space gestalteten Bürobereiche. „Unsere anfänglichen Zweifel hinsichtlich Hygiene und Keimfreiheit konnte der Hersteller vollständig beseitigen: Das System erfüllt mit der Zertifizierung nach VDI 6022 Blatt 6 und dem Prüfzeichen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) den höchsten Sicherheitsstandard in Deutschland. Nicht zuletzt ist dieses System auch beim Robert Koch-Institut in Berlin im Einsatz“, unterstreicht Erhard Bohn die Unbedenklichkeit der Anlage. Maßgeblich für die hohe Betriebssicherheit ist die systemeigene Wasseraufbereitung: Über eine mehrstufige Filterung, ein Umkehrosmose-System und eine UV-C-Bestrahlung wird kontinuierlich keimfreies Wasser für die Luftbefeuchtung produziert. Zur einfachen Wartung ist die Wasseraufbereitung in mobile Kleincontainer eingebaut, die halbjährlich automatisch vom Hersteller getauscht werden. Für das Team von Erhard Bohn ist dies ein wesentlicher Vorteil: „Der Container-Austausch ist in wenigen Minuten erledigt und gibt uns große Sicherheit, dass alles sicher und hygienisch funktioniert. Ich habe selten eine technische Anlage betreut, die so durchdacht ist.“
Frischluft und CO2-Monitoring
Um die Gesundheit der Mitarbeitenden vor Covid-19 und anderen Atemwegsinfektionen zu schützen hat das Unternehmen zusätzlich zur Luftbefeuchtung auch in andere Maßnahmen investiert. „Unser Ziel ist es, die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren, indem wir das Raumklima ganzheitlich betrachten und optimieren. Dieses Konzept hat dazu geführt, dass wir während der Pandemie nur verhältnismäßig wenig Personal im Homeoffice hatten“, erläutert Bohn. Neben der optimierten Luftfeuchte, die im Winter konstant auf 45 % und im Sommer auf 55 % geregelt wird, ist vor allem der Frischluftanteil von großer Bedeutung. Kenngröße dafür ist die Luftwechselrate, die beschreibt, wie oft die in einer Stunde zugeführte Frischluftmenge dem Raumvolumen entspricht.
Möglichst viel Frischluft in den Raum zu lassen, ist eine der wirksamsten Methoden virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen. Je mehr Frischluft, desto stärker werden die virenbeladenen Aerosole in der Raumluft verdünnt. Über ein neues Belüftungssystem steuert Seele seit Beginn der Pandemie einen zwei- bis dreifachen Luftwechsel in den Büroflächen. Im Vergleich zu vorher wird dadurch über die Belüftung fast das Doppelte an Frischluft pro Stunde den Arbeitsplätzen zugeführt. Um ein Absinken der relativen Luftfeuchte zu verhindern, ist das Luftbefeuchtungssystem auf den erhöhten Frischluftanteil abgestimmt und befeuchtet digital gesteuert die benötigte Menge nach. Um jederzeit die Wirksamkeit der Maßnahmen und das aktuelle Niveau der Luftqualität zu überwachen, ist zusätzlich ein CO2-Monitoring in die Gebäudeautomation integriert. Der CO2-Wert gibt an, wie gut die Räume belüftet sind. Mit einer durchschnittlichen CO2-Konzentration von 450 bis 500 ppm (parts per million) ist die Luftqualität bei Seele deutlich besser als der empfohlene Grenzwert von 1000 ppm.
Wirkungsvolles Klimakonzept
„Wir sind sehr zufrieden, die richtigen Konsequenzen aus der Pandemie zur richtigen Zeit für unser Raumklima gezogen zu haben. Sowohl seitens der Geschäftsführung als auch der Belegschaft gab es sehr viel positives Feedback für die umgesetzten technischen Maßnahmen. Beschwerden über zu trockene Luft höre ich keine mehr. Und mittlerweile wird unser Konzept auch über unseren Standort hinaus in der Seele-Gruppe umgesetzt“, zieht Erhard Bohn ein positives Fazit. Seit 2021 ist auch die österreichische Niederlassung, die se-austria in Schörfling nahe Salzburg, mit einer Direkt-Raumluftbefeuchtung als Teil des Corona-Hygienekonzeptes ausgerüstet.
Autor: Dominic Giesel, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei der Condair Systems GmbH
Bilder: Condair Systems
Ratgeber:
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