Ausgabe 10/2003, Seite 10


Praxis


Gefahren durch Strom auf Baustellen

Im Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbau werden die Arbeiten in den allermeisten Fällen auf Baustellen ausgeführt. Eher selten ist der Einsatzort die eigene Werkstatt. Es sei denn, es werden Baugruppen vorgefertigt, die später auf Baustellen eingebaut werden, oder die Werkstatt ist aufzu...

Bei Wartungsarbeiten ist ein besonderer Speisepunkt für die Stromversorgung der Geräte erforderlich.

Bei all jenen Außer-Haus-Arbeiten benötigt der SHK-Handwerker so genannte elektrische Betriebsmittel mit 230 V-Netzanschluss. Dazu zählen beispielsweise Kabellampen, Kabeltrommeln, Bohrmaschinen, Pressmaschinen, Akku-Ladegeräte, Säbelsägen usw. Die Besonderheit bei den Einsätzen auf Baustellen besteht nun darin, dass dort für diese Geräte oft kein spezieller Speisepunkt (z.B. Baustromverteiler) vorhanden ist. Denkt man beispielsweise an die Renovierung einer Etagenwohnung, so wird man dort sicher keinen speziell für Handwerker ausgewiesenen Stromanschluss vorfinden. Stattdessen wird der Monteur die erstbeste Steckdose verwenden. Damit setzt er sich einer nicht unerheblichen Gefahr durch schadhafte elektrische Geräte, Mängel an den elektrischen Anlagen sowie durch eigenes Verschulden aus.

Schadhafte Betriebsmittel

Der ordnungsgemäße Zustand der "eigenen" elektrischen Werkzeuge ist nicht immer gegeben (Wackelkontakt, Kurzschluss, Kabelbruch). Auch wird die geforderte optische Sicherheitsprüfung vor dem Arbeitseinsatz vielfach nicht mit der erforderlichen Sorgfalt durchgeführt.

Schutzverteiler mit PRCD-S löst bei mehr als 30 mA Fehlerstrom aus und bietet daher eine sichere Stromversorgung.

Anlagenfehler

Auch wird häufig auf Baustellen gearbeitet, in denen die elektrische Hausinstallation zwar vorhanden ist, aber keine Informationen über den ordnungsgemäßen Zustand vorliegen. So kann beispielsweise in einer fehlerhaften elektrischen Anlage die Schutzmaßnahme unwirksam sein, der Schutzleiter unterbrochen oder im schlimmsten Fall sogar unter Spannung stehen. Dies kann insbesondere in Altbauten vorkommen, weil im Laufe der Zeit die elektrische Anlage vielleicht vom Eigentümer selbst erweitert und dabei nicht immer korrekt gearbeitet wurde.

Einsatzort "fremde Baustelle": Schutzverteiler mit PRCD-S bei Arbeiten auf einem Gerüst.

Beschädigungen durch Arbeitseinsatz

Beim Setzen der Dübellöcher für Rohrschellen, Ausdehnungsgefäße und andere Befestigungselemente besteht die Gefahr, unter Putz verlegte Elektroleitungen anzubohren. Weiterhin werden die elektrischen Werkzeuge stark beansprucht, was häufig zu Beschädigungen führt (Heißlaufen der Maschine, Spritzwasser bei Arbeiten mit einer Säbelsäge). Aber auch die mechanischen Belastungen der Anschlussleitungen sind sehr ausgeprägt: Leitungen können eingeklemmt, gequetscht oder über scharfe Kanten gezogen werden.

An den Werkzeugmaschinen und in der Stromversorgung sind ebenso Fehler möglich. Beispielsweise kann die Isolierung der Netzanschlussleitung eines elektrischen Gerätes oder dessen Gehäuse beschädigt sein. Fällt dieser Fehler nicht auf, kann der SHK-Handwerker bei einer Berührung von Spannung führenden Teilen einen lebensgefährlichen Stromschlag bekommen.

Auch kann in der elektrischen Hausinstallation der Schutzleiter unterbrochen oder sogar unter Spannung stehen. Diese Fehler werden von den Schutzmaßnahmen in der Anlage nicht erkannt. Aus diesen Gründen müssen besondere Schutzeinrichtungen die möglichen Gefährdungen verhindern.

 

Beispiel eines Schutzverteilers für wechselnde Einsatzstellen, mit Schuko-4-fach-Steckvorrichtung und vorgeschalteter PRCD-S.

Fehlerstrom-Schutzeinrichtung

Zusätzliche Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom (früher Nennfehlerstrom) < 30 mA gewährleisten da einen wirksamen Schutz. Diese ortsveränderlichen FI-Schutzeinrichtungen werden auch als PRCD-S (Portable Residual Current Protective Device-Safety) bezeichnet. Sie sind so konzipiert, dass sie an Steckvorrichtungen ortsfester Anlagen, also an der Haussteckdose, aber auch an Baustromverteilern einsetzbar sind und bei Fehlerströmen > 30 mA abschalten. Sie werden 3- und 5-polig (für Wechsel- und Drehstrom) angeboten.

Leitungsroller (Kabeltrommel) mit unzureichender Schutzart ("offene" Einbausteckdosen) sowie schadhafter Anschlussleitung.

Benutzung "fremder" Steckdosen

Es ist nicht mehr zulässig, Steckdosen zu benutzen, die mit mehr als 30 mA abgesichert sind (z.B. 50 mA). Die Fachinformation der Berufsgenossenschaft "BGI 608 - Auswahl und Betrieb elektrischer Anlagen und Betriebsmittel auf Baustellen" enthält diese Festlegung. Wenn also vom Kunden/Auftraggeber in den "fremden" Betriebsräumen bauseits keine besondere Steckdose ausgewiesen ist, ist das ausführende Unternehmen gefordert, einen eigenen "Elektro-Zusatzschutz" zu benutzen.

Merke: Auf kleinen Bau- und Montagestellen ist für die Stromversorgung elektrischer Betriebsmittel ein besonderer Speisepunkt mit Fehlerstromschutzschalter (RCD), IDn < 30 mA, erweitertem Schutzumfang und Sicherstellung der bestimmungsgemäßen Nutzbarkeit des Schutzleiters erforderlich.

Phasenwendestecker, ideal für wechselnde Einsatzstellen.

Betriebsmittelauswahl

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die zum Einsatz kommenden elektrischen Betriebsmittel nach ihrem bestimmungsgemäßen Verwendungszweck an der Arbeitsstelle eingesetzt werden. Die für den Einsatzbereich "Bau- und Montagestelle" verwendeten elektrischen Betriebsmittel müssen der Anwendungskategorie gemäß "BGI 600 - Auswahl und Betrieb ortsveränderlicher elektrischer Betriebsmittel nach Einsatzbereichen" entsprechen.

Die erforderliche Schutzart, d.h. der Berührungs-, Fremdkörper- und Feuchteschutz, muss mit Ausnahme der tragbaren Elektrowerkzeuge mindestens IP 54 entsprechen. Das bedeutet, die Steckvorrichtungen der Mehrfachverteiler und Leitungsroller (Kabeltrommeln) müssen abgedeckt sein, idealerweise durch Klapp- und Federdeckel. Die Gehäuse von Geräten, Steckvorrichtungen und Leuchten müssen hinsichtlich ihrer mechanischen Festigkeit für erschwerte Bedingungen geeignet sein; Kennzeichnung: .

Typischer unerlaubter Drehstromadapter von 32 A-Stecker auf 16 A-Kupplungsdose.

Phasenwendestecker und Adapter

Bei Drehstromsteckern ist es empfehlenswert, zur Umkehr der Drehrichtung CEE-Umschaltstecker (Phasenwendestecker) zu verwenden. Derartige Steckvorrichtungen bieten nicht nur für den Fachmann, sondern auch für elektrotechnische Laien den Vorteil, die evtl. falsche Drehrichtung von drehrichtungsabhängigen Geräten selbst zu korrigieren.

Unzulässige Übergangsadapter stellen ein hohes Sicherheitsrisiko dar und können Mitarbeiter in höchste Gefahr bringen. Daher ist unbedingt das Augenmerk auf deren Auswahl und Verwendung zu richten. Ein Adapter von "groß" auf "klein", z.B. 32 A Stecker auf 16 A Kupplungsdose (absteigender Bemessungsstrom) ist nur zulässig, wenn eine Überstrom-Schutzeinrichtung (Schmelzsicherung, Leitungsschutzschalter) mit 16 A Nennstrom zwischengeschaltet ist.


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