Ausgabe 4/2003, Seite 4 f.


Werkzeuge


Alte Technik in neuem Glanz

Diamant-Kernbohrtechnik als wirtschaftliche Lösung für große Bohrungsdurchmesser

Werner Huser*

Bohrungen mit größeren Durchmessern, wie sie im Sanitär-, Heizung- und Klimabau häufig erforderlich sind, werden oft als Kernbohrung, meist mit Diamant-Bohrkronen, erstellt. Das Prinzip der Kernbohrung ist nicht neu. Schon die alten Ägypter kannten diese Technik, um mit geringem Aufwand große, kreisrunde Bohrungen in Steinen zu erstellen.

Qualitätsmerkmale

Dieses uralte Prinzip kommt heute bei modernen Diamant-Bohrmaschinen wieder zum Einsatz. Anstatt das Material Stück für Stück aus der Bohrung herauszumeißeln, wurde nur ein schmaler, kreisrunder Bereich in den Stein geschliffen. Der Kern in der Mitte fiel schließlich ganz von allein heraus oder ließ sich am Stück herausbrechen. Die Vorteile damals wie heute sind:

 erschütterungsfreies Bohren ohne Schlag, was heute von immer mehr Bauherren verlangt wird,

 lärmarmes Bohren, da nur drehend gebohrt wird, was wesentlich weniger Lärm verursacht als das Arbeiten mit dem Bohrhammer oder Presslufthammer,

 staubarmes Bohren; es fällt wesentlich weniger Bohrstaub an. Dieser kann außerdem beim Nass- und Trockenbohren effektiver abgesaugt werden,

 schnelleres Bohren; da nicht so viel Material zertrümmert oder zerspant werden muss, lässt sich ein größerer Bohrfortschritt erzielen,

 präziseres Bohren; das Bohrloch ist kreisrund und hat die gewünschte Größe auch bei größerem Durchmesser. An den Kanten gibt es keine Ausbrüche.

Das Werkzeugaufnahmesystem SDS-DI macht den Bohrkronenwechsel zum Kinderspiel.

Die Bohrkronen für Kernbohrungen sind überwiegend mit synthetischen Diamantsplittern versehen. Erst die künstliche Produktion von Diamanten, dem härtesten Werkstoff der Welt, macht das Kernbohren in Steinen und Beton wirtschaftlich. Die Diamantsegmente werden je nach Hersteller durch Löten oder Laserschweißen mit dem Grundkörper der Bohrkrone verbunden, Techniken, die übrigens auch bei Diamant-Trennscheiben zum Einsatz kommen.

In Mauerwerk wird in der Regel trocken gebohrt. Beim Bohren von Beton muss dagegen Wasser die Diamanten in der Bohrkrone kühlen und sie so vor zu hohem Verschleiß schützen. Man spricht dann auch vom Nassbohren. Für die meisten Systeme gibt es spezielles Zubehör für die effektive Absaugung des Bohrmehls beziehungsweise des aus dem Bohrloch herausfließenden Wassers.

Die klassische Schlagbohrmaschine oder der Bohrhammer kommen als Antriebsmaschinen zum Diamantbohren (mit ausgeschaltetem Schlagwerk) höchstens bei kleinen Durchmessern und beim Trockenbohren infrage. Effektiver ist der Einsatz spezieller Diamant-Bohrsysteme, die je nach Modell Bohrungen bis zu mehreren hundert Millimeter Durchmesser schaffen.

Einsatzbeispiel für ein Kleingerät mit Bohrständer und Absaugvorrichtung.

Neben einer Reihe von Spezialisten bieten auch immer mehr große Elektrowerkzeughersteller Geräte für Diamant-Kernbohrungen an. Handliche Diamant-Bohrmaschinen lassen sich für kleinere Bohrungen auch noch per Hand einsetzen. Die Einsatzgrenze liegt bei Beton im Nassverfahren bei rund 100 mm, bei Mauerwerk im Trockenverfahren bei etwa 130 mm.

Für größere Bohrerdurchmesser empfiehlt sich jedoch der Einsatz eines speziellen Bohrständers mit leistungsstarken Maschinen. Oft haben sie ein Zweiganggetriebe und Konstantelektronik, was ein auf die jeweilige Situation angepasstes Arbeiten ermöglicht. Je nach Ausstattungswunsch gibt es Ausführungen mit Absaugvorrichtung zum Trockenbohren, mit Spülkopf zum Nassbohren oder Kombimaschinen für beide Bohrarten. Zwei Gewindeaufnahmen pro Maschine vereinfachen dabei das problemlose Anschrauben der gängigsten Bohrkronengewinde.

Diamant-Bohrmaschine zum Nass- und Trockenbohren in Beton. Für kleine Bohrungen lässt sich die Maschine von Hand führen und für größere Arbeiten auf einem Bohrständer arretieren. Beide Anwendungen zeigen den Einsatz einer Absaugvorrichtung.

Als hilfreich und komfortabel in der Benutzung erweist sich ein Bohrständer, bei dem alle Funktionen wie die Befestigung der Maschine, das Einstellen des Bohrwinkels oder das Montieren des Wasserfangrings werkzeuglos erfolgen. Bohrständer werden mit Dübeln an Wand und Boden befestigt. Für Befestigungen ohne Bohrlöcher kann der Bohrständer auch mit einer Vakuumplatte auf glatten Untergründen in seiner Arbeitsposition gehalten werden. Eine Vakuumpumpe sorgt dabei für den nötigen Unterdruck. Darüber hinaus sind größere Bohrständer mit treppengängigen Transporträdern ausgestattet.

Merkmale von Bohrkronen

Kleinere Diamant-Bohrkronen sind oft mit der SDS-DI-Werkzeugaufnahme (kompatibel zu Hilti-DD-Bi-System) ausgestattet, die einen schnellen, werkzeuglosen Wechsel der Bohrkronen ermöglicht. Für größere Bohrkronen empfehlen sich die Werkzeugaufnahmen R 1/4 Zoll und 11/4 Zoll UNC.

Diese leistungsstarke Diamant-Bohrmaschine kann aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes nur mit Bohrständer verwendet werden. Hier sind Bohrdurchmesser von bis zu rund 200 mm möglich.

Kostenvergleich

Der Preis für ein komplettes Diamant-Bohrsystem, bestehend aus der Diamant-Bohrmaschine und Bohrständer mag auf den ersten Blick vielleicht hoch erscheinen. Doch die Kosten rechnen sich oft schon nach wenigen Bohrungen, denn die Alternative ist das Beauftragen eines Spezialisten für Diamant-Kernbohrungen, der jedes Bohrloch in Rechnung stellt. Zu den Preisen von durchschnittlich etwa ein bis zwei Euro pro Zentimeter Bohrtiefe (je nach Durchmesser und Wandbaustoff) kommen meist noch Anfahrtskosten des Spezialisten und eine Pauschale für Rüstzeiten hinzu. Sind dann auf der Baustelle nur eine oder zwei Bohrungen zu erstellen, so können die Kosten für eine Diamantbohrung schnell 150 bis 200 Euro betragen.

Bei einem angenommenen Preis von 300 Euro pro Bohrung kann der Handwerker schon nach weniger als 38 Bohrungen die Ausgaben für das Diamant-Bohrsystem wieder eingespart haben. Rechnet man noch den Preis einer Bohrkrone in Höhe von 300 Euro (Nassbohrkrone 132 Millimeter Durchmesser) hinzu, braucht der Handwerker gerade mal 40 Bohrungen, um die Anschaffungskosten wieder hereingefahren zu haben. Viel wichtiger ist aber noch: Der Handwerker muss seine Arbeit nicht mit dem Spezialunternehmen koordinieren oder gar auf den Spezialisten warten, bis er weiterarbeiten kann.


*) Werner Huser, Produktgruppenmanager (Marketing Produktgruppe Beton) der Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge, Leinfelden-Echterdingen


B i l d e r :   Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge, Leinfelden-Echterdingen


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