Ausgabe 10/2002, Seite 8 f.


Klima


Gute Luft im Haus

Lüftungsanlagen schaffen ein optimales Raumklima

Richard Riebesecker*

Vor allem in Gewerbe- und Bürogebäuden sind häufig die Fenster nicht zu öffnen. Hier ist es für das Wohlbefinden der Menschen besonders wichtig, mit ausgefeilter Lüftungstechnik für das richtige Klima und damit für beste Luft zu sorgen. Um möglichst nahe an das Idealraumklima heran zu kommen, können verschiedene Konzepte für raumlufttechnische Geräte eingesetzt werden. Sie werden im Nachfolgenden beschrieben.

Lüftungsanlage

Die einfache Luftzufuhr in Räume wurde bereits sehr früh als "Ventilation" bezeichnet, woraus sich im deutschen Sprachgebrauch der Begriff "Lüftungsanlage" ableitete. Lüftungsanlagen beinhalten also lediglich Ventilatoren zur Luftförderung. Eine Luftaufbereitung findet nicht statt. Je nach Anlagenkonzeption kann der Ventilator entweder frische Außenluft in das Gebäude fördern oder verbrauchte Luft heraustransportieren. Es gibt auch solche Lüftungsanlagen, die beides können. Dann sitzt je ein Ventilator in der Zuluft- und Abluftanlage.

Einfache Zu- oder Abluftanlagen findet man in Badezimmern, Küchen oder auch als spezielle Rauchabzugsventilatoren. Der Nachteil ist, dass die nachströmende Luft über Leckagen nachfließen muss oder die überflüssige Luft (mit ihren Gerüchen) über Leckagen hinauszudrücken ist.

Lufterhitzer sitzen an der Wand oder unter der Decke und erwärmen die Luft. Ein Ventilator saugt die Raumluft auf der einen Seite des Gerätes an und bläst sie auf der anderen wieder aus. Dazwischen sitzt das Rohrregister für die Lufterwärmung. Aufgrund ansprechender Optik werden Lufterhitzer vermehrt auch in Verkaufsräumen oder Showrooms eingesetzt.

Teilklimaanlage

Es wurde früh erkannt, dass das einfache Nachliefern von Frischluft nicht ausreicht. So war die von einem Ventilator eingeblasene Luft im Winter zu kalt und im Sommer zu warm. Daraufhin wurden weitere Komponenten entwickelt, um dem Wunsch nach klimatisch bester Luft gerecht zu werden. Es handelte sich um einen Wärmetauscher, der die kalte Außenluft auf angenehme Temperatur erwärmt. Im Sommer aber war der leidgeprüfte Mensch weiterhin Hitze und Schwüle ausgesetzt. Erst dem Amerikaner Carrier ist es schließlich gelungen die erste brauchbare Luft-Kühlanlage für ein Unternehmen der Papierindustrie zu bauen. Die erste Teilklimaanlage mit Erhitzer und Kühler war erfunden. Nun zeigte sich jedoch ein neues Problem, die Luft war zu staubig.

Soll ein Lufterhitzer mehr als nur die Raumluft erwärmen, lässt er sich ausblas- und ansaugseitig erweitern: Ein Außenluftkasten bezieht die Luft von draußen, ein Mischluftkasten mischt Außen- und Raumluft. Daneben gibt es Filterkasten.

In den fünfziger Jahren waren es wiederum die Amerikaner, die die Luftfiltertechnik erforschten. Sie erkannten, dass es nicht ausreicht die angesaugte Luft beispielsweise durch den Einsatz von Gittern von Laub zu reinigen. Auch der größtenteils unsichtbare Staub oder Rauch musste aufgehalten werden. Das Interesse galt in erster Linie dem Schutz der Gesundheit des Menschen, aber auch die Technik in den Geräten: Die Erhitzer und Kühler, Wärmetauscher und Kanalsysteme sollten vor Staub geschützt werden. Erste einfache Grobstaubfilter wurden entwickelt und verwendet. Viele Jahre später erforderten die besonders strengen Vorgaben der Raumfahrttechnik, der Chipindustrie und die gehobenen Hygienestandards die Entwicklung von leistungsstarken Feinfiltern.

Von einer Teilklimaanlage wird gesprochen, wenn die Luft aufbereitet, d.h. erwärmt, gekühlt oder befeuchtet wird. Mindestens eine der drei Luftaufbereitungsstufen müssen vorhanden sein.

Aus Kostengründen wird vielfach auf die Luftbefeuchtung und Kühlung verzichtet. Diese Teilklimaanlagen haben sich überwiegend in Großgebäuden wie in den Verwaltungsgebäuden von Banken und Versicherungen durchgesetzt. Ein echter Nachteil ergibt sich hier für den Menschen kaum mehr.

(Die Fahrzeugindustrie spricht immer von einer Klimaanlage, wenn sie die Kühlanlage im Auto meint. Der Definition nach handelt es sich aber um eine Teilklimaanlage, weil die Luft nicht befeuchtet werden kann.)

Klimageräte sind aus einzelnen Modulen zusammengebaut. Auf diese Weise bekommt der Kunde eine maßgeschneiderte Klimaanlage.

Vollklimaanlage

Um Vollklimatisierung zu erlangen, ist es nun noch notwendig, trockene Luft zu befeuchten und feuchte Luft zu entfeuchten. Das Befeuchten der Luft geschieht zum Beispiel sehr hygienisch durch heißen Wasserdampf, der in den Luftstrom eingeblasen wird. Ein anderes Verfahren ist das Besprühen der Luft mit Wasser, man nennt diese Geräte dann Wäscher.

Das Entfeuchten der Luft wird meist als gewünscht herbeigeführter Nebeneffekt beim Kühlen erzielt. Der Kühlwärmetauscher wird durch die tiefe Temperatur des Kühlwassers zum Schwitzen gebracht. Das so physikalisch - durch Taupunktunterschreitung - herausgetriebene Kondenswasser steht der Luft nicht mehr zur Verfügung. Die Luft ist somit trockener und entfeuchtet.

Die Vollklimaanlage erfüllt also die vier thermodynamischen Funktionen Erhitzen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten. Sie ist zur Aufrechterhaltung industrieller Prozesse aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken, ist aber technisch aufwendig und damit teuer.

Das Schemabild zeigt ein Klimagerät mit Ventilator-, Kühler-, Erhitzerteil mit Frostschutzrahmen und Taschenfilterteil.

Kontrollierte Wohnungslüftung

In letzter Zeit kommt, durch den Gesetzgeber gefördert, die kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) aus energetischen Gründen immer mehr in die deutschen Haushalte. Diese sind beispielsweise mit Pollenfilter gegen Allergene oder mit Wärmetauschern zum Luftvorwärmen ausgestattet. Die vom privaten Hausbau angewandte Klimatechnik mit Luftfilterung, Lufterwärmungs- oder Kühlmöglichkeit ist erst am Anfang seiner Möglichkeiten angelangt. Ein ausführlicher Bericht über die KWL findet sich in der ikz-praxis, Ausgabe 5/2002.


*) Richard Riebesecker, Produktmanager bei Wolf GmbH, Mainburg


B i l d e r :   Wolf GmbH, Mainburg


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