Ausgabe 6/2002, Seite 4 f.


Sanitär


Automatische Urinalsteuerung

In Gaststätten oder auf Autobahnraststätten, in öffentlichen Gebäuden oder Sportstätten sind sie häufig anzutreffen: die automatischen Urinalsteuerungen, die - völlig selbstständig - die Spülung des Urinals auslösen und wieder beenden. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen der Benutzer mit Scheu und Ekel die unhygienische Urinalarmatur betätigt oder einfach ohne zu spülen wegtritt. Wie eine automatische Urinalsteuerung funktioniert und was der Installateur bei der Montage zu beachten hat, ist Gegenstand dieses Fachbeitrags.

Im Bereich der automatischen Spüleinrichtungen für Urinale werden drei unterschiedliche Erfassungs- (Detektions-)prinzipien eingesetzt:

 Infrarot
Bei der Infrarotsteuerung handelt es sich um ein unsichtbares Licht, das vom Sender ausgesendet, vom Benutzer des Urinals reflektiert und vom Empfänger wieder empfangen wird. Das Infrarotlicht kann nicht durch Materialien dringen (Ausnahme dünnes Glas/Kunststoff). Daher darf sich die Sendeeinheit nicht hinter Wänden befinden.

 Radar
Radargesteuerte Anlagen arbeiten prinzipiell genauso wie die infrarotgesteuerten Urinalspülungen. Der Unterschied liegt im Frequenzbereich der ausgesendeten elektromagnetischen Wellen. Ausgesendet werden sehr hochfrequente Mikrowellen, die vom herantretenden Benutzer reflektiert und von der Empfangseinheit erkannt werden. Mikrowellen können Materialien durchdringen (z.B. Fliesen und Putz), Metall allerdings nicht. Sender und Empfänger können somit - für den Benutzer nicht sichtbar - hinter Fliesen untergebracht werden.

 Konduktiv
Bei diesem Prinzip werden zur Detektion des Benutzers Veränderungen der Flüssigkeit im Sifon erfasst (z.B. Erhöhung des Salzgehaltes beim Urinieren).

Im Markt hat sich bis heute die Infrarot-Detektion durchgesetzt und etabliert. Deshalb soll im Folgenden darauf eingegangen werden.

Im Rohbau werden die Montageelemente gesetzt. Die Höhen der Anschlüsse werden anhand der Liste auf das gesetzte Urinal eingestellt.

Funktionsweise der Infrarot-Steuerung (IR)

Der Sensor besteht aus einer optoelektronischen Sende- und Empfangseinheit. Vom Sender wird eine infrarote, elektromagnetische Strahlung ausgesendet. Tritt der Benutzer vor das Urinal, werden die Infrarotstrahlen reflektiert. Bleibt die Person mindestens eine bestimmte Zeit im Erfassungsbereich des Sensors, wird beim Wegtreten das Magnetventil angesteuert und damit die Spülung ausgelöst. Die unterschiedliche Bekleidung der Benutzer konnte das Reflektionsverhalten bei den bisherigen Erfassungsprinzipien beeinflussen. Dies bedeutete, dass eine Detektion des Benutzers teilweise nicht erfolgte.

Der Rohbau ist soweit abgeschlossen.

Vergleich bisheriger Infrarotdetektionen

Energiedetektion

Bei der Energiedetektion wird die Lichtenergie, die vom Benutzer zurückkommt, gemessen und ausgewertet. Weiße Kleidung sendet mehr Energie zurück als schwarze. Zusätzlich ist für den Reflexionsgrad die Oberflächenstruktur der Kleidung mit entscheidend. Es kann deshalb vorkommen, dass bei weißer Kleidung der Benutzer zu früh erkannt wird (Fehlspülung) und bei schwarzer Kleidung zu spät oder gar nicht (keine Spülung).

Das im Fertigbauset mitgelieferte Ventil wird gegen den Blinddeckel ausgewechselt. Dank des Bajonett-Verschlusses erfolgt das mit einem kurzen Dreh.

Bereichsdetektion

Bei der Bereichsdetektion, die ähnlich funktioniert wie die Energiedetektion, wird durch die Anordnung einer Sende- und mehrerer Empfangsdioden ein Bereich vor dem Urinal erfasst. Damit wird eine bessere Erfassung des Benutzers, fast unabhängig von seiner Kleidung, erreicht.

Der Netzanschluss kann vom Elektriker während der Rohbauphase fertig ausgeführt werden. Das Netzteil selbst wird später vom Sanitärinstallateur gefahrlos montiert.

Distanzerkennung

Die Urinalsteuerung von Geberit arbeitet mit einer Distanzerkennung. Sie besteht im Wesentlichen aus einer optoelektronischen Sende- und Empfangseinheit sowie einer Auswertungs- und Ansteuer-Elektronik. Der Sender strahlt einen gebündelten Lichtstrahl aus. Dieser Lichtstrahl besitzt so viel Energie, dass selbst bei schwarzer Kleidung noch eine sehr gute Reflexion gegeben ist. Tritt ein Benutzer in den Erfassungsbereich, wird das reflektierende Licht durch den Positionsempfänger erfasst und ausgewertet. War der Benutzer während einer Mindestzeit vor dem Urinal, wird beim Wegtreten das Magnetventil angesteuert und so die Spülung ausgelöst.

Die IR-Steuerung hat nicht nur eine Energie- oder Bereichserkennung, sondern eine echte Distanzerkennung. Diese hat den Vorteil, dass der Erfassungs- und der Hintergrundbereich unabhängig von der jeweiligen Bekleidung des Benutzers ist und zu einer äußerst hohen Funktionssicherheit beiträgt.

Eine Steckverbindung zum Ventil, eine Steckverbindung zum Netzteil. Fertig ist die Installation.

Montagehinweise

 Die Montage im Unterputzbereich erfolgt in den meisten Anwendungen in Kombination mit einem Montageelement.

 Die Montageelemente gibt es für den Nass- und Trockenbau.

 In den Montageelementen befinden sich werksseitig die notwendigen verstellbaren Anschlüsse für Wasser und Abwasser sowie die ebenso verstellbare Befestigung für die Urinalkeramik.

 Für den Einbau der Elektronik bei der Fertigmontage befindet sich auf dem Element das Rohbauset. Dieses ermöglicht eine einfache und schnelle Montage der Elektronik oft ohne Spezialwerkzeug.

 Das Rohbauset ist meistens so konzipiert, dass sowohl die elektronischen als auch manuellen Urinalsteuerungen damit kompatibel sind.

 Für den Wasseranschluss sind keine speziellen Fittings erforderlich, da alle wichtigen Teile üblicherweise im Lieferumfang enthalten sind.

 Der Elektroanschluss des Rohbausets erfolgt in der Regel in der Rohbauphase durch den Elektriker. Die Fertigmontage kann der Sanitärinstallateur allein vornehmen.

Zusätzliche Funktionen

Die Geberit-Urinal-Elektronik bietet viele zusätzliche Möglichkeiten, für die sonst zum Teil diverse bauliche Maßnahmen erforderlich wären. Mit Hilfe des Service-Handys beispielsweise lassen sich Einstellungen der Elektronik vor Ort verändern, anpassen oder aktivieren. Zusätzlich ist dieses Handy ein Hilfswerkzeug für Servicearbeiten und dient zur Abfrage von statistischen Werten.

Nach der Funktionskontrolle wird die Abdeckplatte montiert. Diese kann mit einem Schnellverschluss gegen unerlaubtes Entfernen geschützt werden.

Wassersparen durch intelligente Steuerung

Der Ökologie und Ökonomie wird die Geberit-Urinal-Elektronik in besonderem Maße gerecht. Werkseitig ist sie mit der dynamischen Spülzeit ausgerüstet. Dies bedeutet, dass bei hoher Frequentierung des Urinals, wie z.B. Pausen in Schulen, Theatern, Sportstätten etc., die Spülzeit halbiert wird: Tritt der nachfolgende Benutzer innerhalb von 60 Sekunden vor das Urinal, wird die bevorstehende Spülung um 50% reduziert. Dieser Vorgang kann sich beliebig oft wiederholen.

Findet zwei Stunden nach der letzten Benutzung keine Spülung statt, so gibt es eine Zwangsspülung, bei der sich die Elektronik wieder auf die voreingestellte Spülzeit zurückstellt. Wird die dynamische Spülzeit nicht benötigt, kann sie mit dem Service-Handy deaktiviert werden.


B i l d e r :   Geberit GmbH, Pfullendorf


© Alle Rechte beim Verlag


Zurück