Ausgabe 5/2002 Seite 12 f.


Ausbildung


Fachbericht (Beschreibung/Skizze) Nr.: 5  Woche: 20

Thema: Verhinderung von Legionellen

Gemäß Trinkwasserverordnung muss das Trinkwasser frei von Krankheitserregern sein. Die Wasserversorgungsunternehmen stellen sich auf den Standpunkt, dass an der Übergabestelle des Hausanschlusses das Wasser nur eine geringe Anzahl von Legionellen aufweist, sodass diese Anzahl als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft werden kann. Hausbesitzer als Betreiber einer Wasserversorgungsanlage dürfen kein Trinkwasser an Mieter abgeben, das mit Krankheitserregern verunreinigt ist. Aus diesem Grund müssen Bedingungen geschaffen werden, mit denen sich die Trinkwasserqualität innerhalb der Gebäudeinstallation sicherstellen lässt.
Das DVGW-Arbeitsblatt W 551 hat deshalb eine Empfehlung herausgegeben, wie eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch Legionellen verhindert werden kann. Dieses Arbeitsblatt gilt in erster Linie für Planung, Errichtung und Betrieb von Neuanlagen. Jedoch müssen Anlagen, die nicht die Anforderungen dieses Arbeitsblattes erfüllen, durch regelmäßige mikrobiologische Untersuchungen in eigener Verantwortung überprüft werden.

Mikroorganismus Legionelle

Bei Legionellen handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien mit einem Durchmesser von 0,2 bis 0,8 Mikrometer und einer Länge von 1 bis 4 Mikrometer, die ein natürlicher Bestandteil des Süßwassers sind. Das Bakterium gedeiht besonders in warmem Wasser. Kommt es zur Anhäufung von mehr als 1000 KBE*/ml, besteht eine erhebliche Infektionsgefahr. Durch Einatmen legionellenhaltiger Wasserdämpfe z.B. beim Duschen, beim Baden in Whirlpools oder durch Klimaanlagen mit Luftbefeuchtung können grippeähnliche Erkrankungen mit fiebrigem Verlauf und Lungenentzündung entstehen. Im Jahre 1979 starben bei einem Legionärstreffen mehrere teilnehmende Soldaten an diesem Bakterium, wodurch es seinen Namen erhielt.

Ursachen für Legionellen

 Sie gedeihen am besten bei Temperaturen zwischen 30 und 45°C, bei Temperaturen über 60°C sind sie nicht mehr lebensfähig.

 Rohrwerkstoffe, die vergrößerte Innenoberflächen bieten, begünstigen das Legionellenwachstum.

 Auch Ablagerungen, Inkrustationen oder Korrosion begünstigen deren Wachstum.

 Legionellen verdoppeln sich für Bakterien relativ langsam. Die Verdoppelungszeit beträgt bei 30-41°C und bei gutem Nährstoffangebot ca. 2,8-3,9 Stunden (Bakterien ca. 20 Minuten).

 Im geringen Nährstoffangebot des Leitungswassers kann mit einer Verdoppelung innerhalb von 22 bis 72 Stunden gerechnet werden.

 Legionellen können Amöben befallen und sich in deren Innern bis zu tausendfach vermehren.

 Legionellenvermehrung findet hauptsächlich auf der Innenoberfläche des Leitungsnetzes oder dem Speicher statt. Von diesem Befall kann eine ständige Verseuchung des Wassers ausgehen.

 Im fließenden Wasser ist die Vermehrung von Legionellen nicht von Bedeutung.

Die Bekämpfung von Legionellen sollte folgende Bereiche einer Warmwasseranlage einbeziehen:

 Warmwassererzeugung (TWE),

 Warmwasserverteilung (Material, Dimensionierung),

 Warmwasserentnahme (Vermeidung von Stagnation),

 Zirkulationsanlagen.

Warmwassererzeugung

 Größere Reinigungs- und Wartungsöffnung am TWE vorsehen,

 Temperatur am Warmwasseraustritt 60°C (mindestens 55°C),

 eine große Mischzone sollte vermieden werden, deshalb Kaltwassereinlauf entsprechend konstruieren,

 Zirkulationsleitungen sollen nicht zu geringe Rücklauftemperaturen aufweisen,

 im gesamten Zirkulationsleitungsnetz sollte eine Temperaturdifferenz von max. 5 K eingehalten werden (Eintritt in den TWE 55°C, Austritt 60°C),

 bei einem Durchfluss-TWE (V <3 Liter) mit einem Gesamtleitungsvolumen <3 Liter sind keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Kleinanlagen

Speicher und zentrale Durchfluss-TWE in

 Einfamilienhäusern,

 Zweifamilienhäusern,

 Anlagen mit TWE < 400 Liter und einem Inhalt < 3 Liter in jeder Rohrleitung zwischen dem Anfang TWE und Entnahmestelle (ausschließlich Zirkulationsleitung).

Großanlagen

 Alle Anlagen, die nicht als Kleinanlage definiert sind wie Krankenhäuser, Altenheime, Hotels, Schulen, Sportanlagen u.a.).

 Gleichmäßige Erwärmung an allen Stellen muss bei TWE-Speichern mit einem Inhalt > 400 l sichergestellt sein. Dies erfolgt durch entsprechende Konstruktion oder andere Maßnahmen (z.B. Umwälzung).

 Einmal am Tag Erwärmung des gesamten Wasserinhaltes der Trinkwassererwärmungsanlage einschl. Zirkulationsanlage (auch Vorwärmstufen, z.B. durch Solaranlage) auf mindestens 60°C.

Warmwasserverteilung

Zirkulationssysteme bzw. Begleitheizungen

 Einbau in Großanlagen notwendig,

 Warmwassertemperatur im zirkulierenden Wasser darf um nicht mehr als 5 K gegenüber der Austrittstemperatur des Trinkwassers unterschritten werden,

 Die Zirkulation darf nicht für länger als 8 Stunden täglich unterbrochen werden. Die Zeitsteuerungen der Zirkulationspumpe und Begleitheizungen sind entsprechend anzupassen.

Werkstoffe

 Werkstoffe sollen für Temperaturen bis 70°C geeignet sein,

 Kunststoffe und nichtmetallische Werkstoffe. Zu beachten:

- Kunststoff-Trinkwasser-Empfehlung,

- DVGW Arbeitsblatt W 270.

 Metallische Werkstoffe: Keine Beschaffenheitsvorschriften für Kupfer, Messing, Rotguss, nichtrostenden Stahl.

 Rohrverbindungen:

- Keine legionellenbegünstigenden Rohrverbindungen benutzen,

- nur geprüfte Klebestoffe, Elastomere und Gummidichtungen verwenden.

Warmwasserentnahme

 Nicht benutzte Leitungsteile entleeren und abtrennen,

 Selten benutzte Entnahmestellen prüfen, ob Versorgung dezentral erfolgen kann.


* KBE = Koloniebildende Einheiten
Quelle: Fa. BWT Wassertechnik GmbH, Schriesheim


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